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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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irgendwo hinfahren.«
    Costello schüttelte den Kopf. »Quatsch. Sie hat doch gewusst, dass ihre Freunde in dieser Bar auf sie warten. So eine Verabredung hätte sie nie vergessen.«
    »Nein? Und wenn sie nun jemand anderen kennen gelernt hätte, so eine spontane Sache wie in diesem Werbespot?«
    »Einen anderen?«
    »Wäre doch denkbar.«
    Costellos Augen verfinsterten sich. »Keine Ahnung. Hab auch schon darüber nachgedacht.«
    »Aber Sie scheinen das nicht ernsthaft in Betracht zu ziehen?«
    »Nein.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil sie mir davon erzählt hätte. So ist Flip nun mal. Egal, ob sie sich für tausend Pfund einen neuen Designerfummel kauft oder ob ihre Eltern ihr einen Concorde-Flug spendieren, sie kann einfach nichts für sich behalten.«
    »Steht sie gern im Mittelpunkt?«
    »Geht uns das nicht allen manchmal so?«
    »Aber sie würde doch so etwas nicht inszenieren, um sich wichtig zu machen?«
    »Sie meinen, ob sie einfach abhauen würde, um sich in Szene zu setzen?« Costello schüttelte den Kopf und unterdrückte wieder ein Gähnen. »Ich glaube, ich muss ins Bett.«
    »Wann ist noch mal die Pressekonferenz?«
    »Am frühen Nachmittag. Damit sie in den Abendnachrichten noch darüber berichten können.«
    Rebus nickte. »Lassen Sie sich bloß nicht verrückt machen. Verhalten Sie sich ganz normal.«
    Costello drückte seine Zigarette aus. »Wie denn sonst?« Er machte Anstalten, Rebus die Zigarettenschachtel und das Feuerzeug zurückzugeben.
    »Können Sie behalten. Vielleicht brauchen Sie sie noch.« Rebus rappelte sich auf. Das Blut dröhnte jetzt in seinem Kopf - trotz des Paracetamols. So ist Flip nun mal: Costello hatte im Präsens von ihr gesprochen. War das nun eine spontane oder eine kalkulierte Bemerkung gewesen? Auch Costello war inzwischen aufgestanden, ein freudloses Lächeln auf dem Gesicht.
    »Sie haben meine Frage noch immer nicht beantwortet«, sagte er.
    »Ich bin stets bemüht, unvoreingenommen zu sein, Mr. Costello.«
    »Tatsächlich?« Costello schob die Hände in die Hosentaschen. »Sie kommen doch auch zu dieser Pressekonferenz, nicht wahr?«
    »Schon möglich.«
    »Damit Ihnen nicht die kleinste Silbe entgeht? Sie sind nämlich genauso penibel wie Ihre Kollegen von der Spurensicherung.« Costello kniff die Augen zusammen. »Möglich, dass ich der einzige Verdächtige bin, aber blöde bin ich jedenfalls nicht.«
    »Dann herrscht ja zwischen uns ein hohes Maß an Übereinstimmung.«
    »Wieso sind Sie eigentlich heute Abend hier aufgekreuzt? Sie haben doch dienstfrei.«
    Rebus stand jetzt direkt vor dem jungen Mann. »Wissen Sie, was die Leute früher geglaubt haben, Mr. Costello? Sie haben geglaubt, dass ein Mörder in den Augen seines Opfers einen Abdruck hinterlässt, weil der Mörder ja das Letzte ist, was diese Augen sehen. Deshalb haben manche Mörder ihren Opfern früher die Augen ausgestochen.«
    »Aber so naiv sind wir doch heutzutage nicht mehr, Inspektor. Genauso wenig wie wir glauben, dass man in den Augen eines anderen Menschen dessen Gedanken und Gefühle lesen kann.« Costello sah Rebus aus nächster Nähe mit weit geöffneten Augen an. »Schauen Sie genau hin - weil ich diese Beweisstücke nämlich gleich zu schließen gedenke.«
    Rebus hielt dem Blick des jungen Mannes stand und starrte ihn so lange an, bis Costello den Kopf abwandte und ihn zum Gehen aufforderte. Rebus hatte die Tür schon fast erreicht, als Costello seinen Namen rief. Der junge Mann wischte die Zigarettenschachtel und das Feuerzeug mit einem Taschentuch sorgfältig ab und warf sie dann in Rebus' Richtung, sodass sie vor dessen Füßen landeten.
    »Ich nehme an, dass Sie das Zeug dringender brauchen als ich.«
    Rebus bückte sich und hob die Sachen auf. »Und wozu das Taschentuch?«
    »Nur für alle Fälle«, sagte Costello. »Man weiß ja nie, wo solche Sachen am Ende wieder auftauchen.«
    Rebus richtete sich schweigend wieder auf und trat auf den Treppenabsatz hinaus. Hinter ihm in der Tür stand Costello und wünschte ihm eine gute Nacht. Rebus ging einige Stufen nach unten, bevor er den Abschiedsgruß erwiderte. Er dachte darüber nach, wie Costello das Feuerzeug und die Zigarettenschachtel abgewischt hatte. In seinem ganzen Berufsleben hatte er noch nie einen Verdächtigen so etwas tun sehen. Offenbar befürchtete Costello tatsächlich, dass man ihn hereinlegen wollte.
    Oder aber er wollte bloß diesen Eindruck erwecken. Jedenfalls hatte der junge Mann eine kühl kalkulierende Seite. Und

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