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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Wollpullover mit V-Ausschnitt. Dazu hatte sie eine alte Cordhose an, die sie an den Knöcheln in zwei Paar Socken gesteckt hatte. Außerdem hatte sie ihre alten Wanderschuhe wieder ein wenig auf Vordermann gebracht. Sie wusste kaum noch, wann sie die Barbour-Jacke zuletzt getragen hatte, doch eine bessere Gelegenheit als diese gab es nicht. Sie hatte sich eine Wollmütze über den Kopf gezogen, und auf dem Rücken trug sie einen Rucksack, in dem sie einen Schirm, ihr Handy, eine Flasche Wasser und eine Thermosflasche mit gesüßtem Tee verstaut hatte.
    »Sind Sie auch sicher, dass Sie alles dabeihaben?« Hood lachte. Er trug Jeans und Turnschuhe, und seine gelbe Regenjacke wirkte nagelneu. Er hatte das Gesicht der Sonne zugewandt, deren Strahlen sich in seiner Sonnenbrille brachen. Den Wagen hatten sie neben der Landstraße in einer Parkbucht abgestellt. Sie mussten zuerst über einen Zaun steigen und dann über ein sanft ansteigendes Feld aufwärts marschieren, das weiter hinten unvermittelt steil bergan führte. Weiter gab es nur noch vereinzelte Heidelbeersträucher und Felsbrocken in der kargen Landschaft.
    »Was meinen Sie?«, fragte Hood. »Eine Stunde bis zum Gipfel?«
    Siobhan schulterte den Rucksack. »Mit ein bisschen Glück, ja.«
    Als sie über den Zaun stiegen, blickten ihnen neugierig ein paar Schafe entgegen. Auf der Innenseite des Zauns führte ein einzelner Stacheldraht entlang, in dem sich in gewissen Abständen graue Wollbüschel verfangen hatten. Hood formte aus seinen gefalteten Händen für Siobhan eine Räuberleiter, stützte sich dann mit der rechten Hand auf einem Pfahl ab und schwang sich selbst über das Hindernis.
    »Kein schlechter Tag für einen kleinen Ausflug«, sagte er, als sie schließlich losmarschierten. »Können Sie sich vorstellen, dass Flip sich ganz allein auf so eine Plackerei eingelassen hat?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Siobhan.
    »Ich glaube kaum, dass sie dafür der Typ ist. Wenn die das
    Gelände hier gesehen hätte, war sie doch sofort wieder in ihren Golf GTi gestiegen.«
    »Nur dass sie gar kein Auto hat.«
    »Berechtigter Einwand. Und wie ist sie dann hier rausgekommen?«
    Und das war wiederum eine berechtigte Frage: Sie befanden sich auf dem platten Land, weit und breit keine Ortschaft und als einziges Zeichen menschlicher Besiedlung hier und da ein Haus oder eine Farm. Obwohl sie kaum siebzig Kilometer von Edinburgh entfernt waren, erschien ihnen die Stadt bereits wie eine ferne Erinnerung. Siobhan konnte sich nicht vorstellen, dass unten auf der Landstraße regelmäßig Busse verkehrten. Falls Flip also hier gewesen war, hatte sie Hilfe gebraucht.
    »Und wenn sie nun ein Taxi genommen hat?«, fragte sie.
    »Eine derart lukrative Tour dürfte kein Taxifahrer so schnell vergessen.«
    »Stimmt auch wieder.« Denn trotz aller polizeilichen Appelle und der zahllosen Flip-Fotos, die in der Presse erschienen waren, hatte sich kein Taxifahrer gemeldet. »Vielleicht hat sie sich ja auch von jemandem rausfahren lassen, von dem wir noch nichts wissen.«
    »Denkbar.« Doch Hood klang eher skeptisch. Ihr fiel auf, dass er bereits zu schnaufen anfing. Wenige Minuten später zog er seine Jacke aus und klemmte sie sich zusammengelegt unter den Arm.
    »Wie halten Sie das nur aus - mit all den warmen Klamotten?«, fragte er. Sie setzte die Wollmütze ab und öffnete den Reißverschluss der Barbour-Jacke.
    »Besser so?«, fragte sie.
    Er zuckte lediglich mit den Achseln.
    Als das Gelände immer steiler wurde, mussten sie schließlich auf allen vieren aufwärts krabbeln, wobei sich unter ihren Schuhen hier und da Steine aus dem Boden lösten und talwärts abgingen. Dann legte Siobhan eine kurze Verschnaufpause ein, setzte sich mit angezogenen Beinen und dem Rücken zum Hang auf einen Stein und trank einen Schluck Wasser.
    »Machen Sie etwa jetzt schon schlapp?«, fragte Hood, der schon einige Meter weiter oben war. Sie bot ihm die Flasche an, doch er schüttelte bloß den Kopf und kletterte weiter. Sie sah, dass sein Haar bereits nass geschwitzt war.
    »Wir machen hier kein Wettrennen, Grant«, rief sie ihm zu. Doch er würdigte diese Feststellung nicht einmal einer Antwort. Ungefähr eine halbe Minute später erhob sie sich wieder und stieg hinter ihm her. Inzwischen hatte er einen deutlichen Vorsprung gewonnen. So was nennt man nun Teamwork, dachte sie. Er war eben auch nicht anders als fast alle Männer, die sie bisher kennen gelernt hatte: immer unter Strom, ohne genau zu

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