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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wissen warum. Offenbar handelte es sich um eine Art Instinkt, ein grundlegendes Bedürfnis, das sich einer rationalen Kontrolle entzog.
    Dann wurde das Terrain wieder etwas ebener. Hood richtete sich auf, stützte die Hände in die Hüften und genoss den herrlichen Ausblick. Dann beugte er den Oberkörper tief nach unten und versuchte auszuspucken, was jedoch nicht ging, weil sein Speichel zu einer klebrigen Masse geronnen war. An seiner Unterlippe hing ein langer, zäher Faden, der einfach nicht reißen wollte. Also kramte Hood ein Taschentuch aus der Hosentasche hervor und wischte die Spucke ab. Siobhan hatte ihn inzwischen eingeholt und bot ihm nochmals die Flasche an.
    »Hier, bitte«, sagte sie. Zunächst schien es, als ob er ablehnen wollte, doch dann nahm er einen Schluck. »Sehen Sie die Wolken dort drüben?« Siobhan interessierte sich weniger für den Ausblick als für die metereologischen Verhältnisse. Über ihnen türmten sich immer bedrohlicher dunkle Wolken auf. Eigenartig, wie schnell das Wetter in Schottland manchmal umschlug. Auch die Temperatur war binnen Minuten um mindestens drei, vier Grad gefallen. »Vielleicht nur ein Schauer«, sagte sie. Hood nickte und gab ihr die Flasche zurück.
    Als Siobhan auf die Uhr sah, stellte sie fest, dass sie erst zwanzig Minuten aufgestiegen waren. Das hieß also, dass sie ungefähr in einer Viertelstunde wieder unten beim Auto sein konnten, denn natürlich ging es abwärts schneller als hinauf. Sie schaute nach oben und schätzte, dass sie bis zum Gipfel noch etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten brauchen würden. Hood stand schwer atmend neben ihr.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Gut für die Pumpe«, entgegnete er heiser. Dann setzte er den Aufstieg fort. Auf seinem dunkelblauen Sweatshirt zeichneten sich hinten feuchte Flecken ab. Siobhan wusste, dass er sich jeden Augenblick des störenden Kleidungsstücks entledigen würde. Dann blieb ihm allerdings nur mehr ein dünnes T-Shirt, um dem Wetterumschlag zu trotzen. Und tatsächlich blieb er kurz darauf stehen und zog sich das Sweatshirt über den Kopf.
    »Ziemlich kalt hier oben«, warnte sie ihn.
    »Mir nicht.« Er band sich das Sweatshirt an den Ärmeln um die Taille.
    »Dann ziehen Sie wenigstens die Regenjacke wieder an.«
    »Dann sterbe ich doch vor Hitze.«
    »Nein, stimmt nicht.«
    Im ersten Augenblick sah es aus, als ob er streiten wollte, doch dann überlegte er es sich anders. Siobhan hatte den Reißverschluss ihrer Barbour-Jacke wieder hochgezogen. In der Ferne verschwand die Landschaft jetzt mehr und mehr in tiefliegenden Nebel- oder Wolkenschwaden. Überall kündigten sich Regengüsse an.
    Fünf Minuten später fing es an zu tröpfeln, und kurz darauf goss es in Strömen. Siobhan suchte wieder unter ihrer Mütze Schutz, und auch Hood zog sich die Kapuze über den Kopf. Dann setzten heftige Windböen ein. Grant verlor das Gleichgewicht und landete fluchend auf einem Knie. Auf den nächsten Metern humpelte er und presste sich die Hand gegen das Bein.
    »Sollten wir nicht besser stehen bleiben?«, fragte Siobhan und wusste im Voraus, dass er ihre Frage mit Schweigen quittieren würde.
    Der Regen wurde immer stärker, während es weiter hinten bereits wieder aufklarte. Siobhans Hose war klatschnass und klebte an den Beinen. Grants Turnschuhe gaben glucksende Geräusche von sich. Es schien, als ob er auf Autopilot geschaltet hätte. Er hatte den Blick stur nach vorne gerichtet und kannte offenbar nur ein Ziel: den Gipfel, koste es, was es wolle.
    Als sie den letzten steilen Aufstieg hinter sich gebracht hatten, wurde das Gelände plötzlich eben. Endlich standen sie auf dem Gipfel. Auch der Regen ließ jetzt allmählich nach. Vielleicht sieben, acht Meter entfernt erblickten sie einen Steinhaufen. Siobhan wusste, dass Bergwanderer am Ende eines Aufstiegs manchmal einen Stein auf einen solchen Haufen legen. Möglich, dass der Haufen dort auf ebendiese Weise zu Stande gekommen war.
    »Wie - kein Restaurant?«, sagte Grant und ließ sich zum Verschnaufen in die Hocke nieder. Der Regen hatte aufgehört, und die Sonne trat zwischen den Wolken hervor und tauchte die Hügel ringsum in ein fast unwirkliches gelbes Licht. Grant zitterte vor Kälte. Da sein Sweatshirt völlig durchnässt war, konnte er es jetzt allerdings nicht mehr anziehen. Seine Jeans hatten sich in der Nässe dunkelblau verfärbt.
    »Das Einzige, was ich Ihnen anbieten kann, ist heißer Tee«, sagte Siobhan. Als er nickte, goss sie ihm

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