Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Moon in seinem Gehirn.
»Was pfeifen Sie denn da?«, fragte Wylie.
»Mozart«, log Rebus. Sie nickte, als ob sie die Melodie erst jetzt wiedererkannt hätte.
Von einem Zimmer konnte nicht die Rede sein, vielmehr handelte es sich um eine Suite, die durch eine Tür mit der Nachbarsuite verbunden war. Rebus erhaschte einen Blies auf Theresa Costello, bevor ihr Mann die Verbindungstür schloss. Der kleine Salon bot alles, was man brauchte: Sofa, Sessel, Tisch und Fernseher... Außerdem gab es noch ein kleines Entree, von dem aus je eine Tür ins Schlafzimmer und ins Bad führte. Rebus roch Seife und Shampoo und dazwischen irgendwo die für Hotels typische abgestandene Luft. Auf dem Tisch stand ein Korb mit Früchten. David Costello saß auf einem Stuhl und aß gerade einen Apfel. Er war frisch rasiert, doch sein glattes Haar war ungewaschen und fettig. Sein graues T-Shirt und die schwarze Jeans sahen neu aus. Die Bänder an den Turnschuhen waren - absichtlich oder zufällig - offen.
Thomas Costello war kleiner, als Rebus ihn sich vorgestellt hatte, und bewegte sich fast wie ein Boxer. Sein mauvefarbenes Hemd stand am Hals offen, und seine Hose wurde von hellrosa Trägern gehalten.
»Kommen Sie doch herein«, sagte er. »Bitte setzen Sie sich.« Er deutete auf das Sofa. Doch Rebus entschied sich für den Sessel, während Wylie stehen blieb. Also musste der Vater selbst auf dem Sofa Platz nehmen, wo er die Arme seitlich auf die Rücklehne legte. Doch schon eine Sekunde später klatschte er in die Hände und fragte, was er Rebus und Wylie zu trinken anbieten könne.
»Gar nichts, Mr. Costello«, sagte Rebus.
»Sind Sie sicher?« Costello sah Ellen Wylie an, die langsam nickte.
»Na, dann.« Der Vater breitete die Arme wieder aus und legte sie auf die Rücklehne. »Was können wir für Sie tun?«
»Tut mir Leid, dass wir Sie ausgerechnet in dieser Situation behelligen, Mr. Costello.« Rebus blickte zu David hinüber, den das Geschehen so wenig zu interessieren schien wie Wylie.
»Keine Ursache, Inspektor. Sie üben ja nur Ihren Beruf aus, und wir möchten natürlich alle gern dabei helfen, den kranken Widerling zu überführen, der Philippa das angetan hat.« Costello ballte die Fäuste und brachte zum Ausdruck, dass er sich den Mörder am liebsten höchstpersönlich zur Brust nehmen würde. Sein Gesicht war fast breiter als lang, das Haar kurz geschnitten und aus der Stirn gekämmt. Er kniff die Augenlider zusammen, deshalb vermutete Rebus, dass er Kontaktlinsen trug und in der ständigen Furcht lebte, sie könnten ihm herausfallen.
»Umso besser, Mr. Costello. Wir haben nur noch ein paar Fragen.«
»Was dagegen, wenn ich so lange hier im Zimmer bleibe?« fragte der Vater.
»Überhaupt nicht. Wer weiß, vielleicht können Sie uns sogar behilflich sein.«
»Gut, dann bitte.« Er drehte den Kopf zur Seite. »Davey! Hörst du zu?«
David Costello nickte und biss krachend in den Apfel.
»Die Bühne gehört Ihnen, Inspektor«, sagte der Vater.
»Gut, dann wollen wir mal. Zunächst möchte ich David ein paar Dinge fragen.« Rebus zog umständlich sein Notizbuch aus der Tasche, obwohl er genau wusste, was er fragen wollte, und auch keine Notwendigkeit sah, sich Notizen zu machen. Doch bisweilen konnte so ein Notizbuch wahre Wunder wirken. Offenbar nahmen die Leute Fragen, die man sich aufgeschrieben hatte, irgendwie ernster: Wer sich etwas eigens notiert hatte, war auf alle Fälle gut vorbereitet. Außerdem überlegten sich die meisten unter solchen Umständen genauer, was sie sagten, oder sie wurden nervös und verplapperten sich.
»Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht setzen möchten?«, fragte der Vater Wylie und klopfte neben sich auf das Sofa.
»Nein, danke«, erwiderte sie kühl.
Dieser kurze Dialog hatte den Bann gebrochen: Wenigstens schien das Notizbuch David Costello nicht im Geringsten zu beeindrucken.
»Schießen Sie los«, sagte er zu Rebus.
Rebus nahm sein Ziel ins Visier und feuerte. »David, wir haben ja mit Ihnen bereits über das Internetspiel gesprochen, an dem Flip sich unserer Auffassung nach beteiligt hat...«
»Ja.«
»Und Sie haben gesagt, dass Sie nichts davon wissen und m it Computerspielen und solchen Dingen nichts im Sinn haben.«
»Richtig.«
»Doch jetzt erfahren wir, dass Sie als Schüler auf diesem Gebiet eine richtige Kanone waren.«
»Oh ja, daran kann ich mich noch gut erinnern«, fiel ihm Thomas Costello ins Wort. »Du und deine Kumpels, ihr habt doch Tag und Nacht
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