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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wurde. Dann bemerkte er, dass die nächste Tür einen Spaltbreit offen stand und Theresa Costello auf den Gang hinausspähte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie Wylie.
    »Alles in Ordnung«, entgegnete Wylie.
    Als Rebus die Tür erreicht hatte, war sie bereits wieder geschlossen. Er überlegte, ob Theresa Costello sich tatsächlich so eingesperrt fühlte, wie es ausgesehen hatte...
    Im Lift erbot er sich, Wylie unterwegs abzusetzen.
    »Nicht nötig«, sagte sie. »Ich gehe zu Fuß.«
    »Sicher?« Sie nickte, und er sah auf die Uhr. »Ihr Termin um halb elf?«, vermutete er.
    »Genau«, sagte sie mit kaum vernehmbarer Stimme.
    »Herzlichen Dank für Ihre große Unterstützung.«
    Sie blinzelte und sah ihn an, als ob sie gar nicht wusste, wovon er sprach. Unten in der Halle blieb er stehen und sah zu, wie sie durch die Drehtür entschwand. Einige Sekunden spater folgte er ihr auf die Straße. Sie überquerte fast im Laufschritt die Princes Street und hielt ihre Tasche vorne gegen den Körper gepresst. Dann eilte sie seitlich an Frazer's Store vorbei Richtung Charlotte Square, wo sich die Zentrale der
    Balfour Bank befand. Er ü berlegte, wo sie hinwollte, in die George Street oder vielleicht in die Queen Street? Hinunter in die Neustadt? Wenn er es wirklich wissen wollte, musste er ihr folgen. Obwohl sie sich für seine Neugier wahrscheinlich herzlich bedanken würde.
    »Ach, zum Teufel«, murmelte er und wollte schon die Straße überqueren. Doch er musste an der Ampel warten und sah sie erst wieder, als er den Charlotte Square erreichte: Sie war drüben auf der anderen Seite und schien es sehr eilig zu haben. Als er schließlich in der George Street stand, war sie nirgends mehr zu sehen. Er musste grinsen: toller Detektiv. Er ging noch bis zur Castle Street und dann auf der anderen Straßenseite zurück. Wahrscheinlich steckte sie in einem der Läden oder Cafes. Zum Teufel damit. Er ging zu seinem Saab hinüber, der noch auf dem Hotelparkplatz stand, schloss die Fahrertür auf und fuhr davon.
    Manche Leute sind von einem Dämon besessen. Nach seinem Empfinden gehörte Ellen Wylie auch dazu. Auf seine Menschenkenntnis konnte er sich verlassen, das hatte die Erfahrung immer wieder gezeigt.
    Wieder in der St. Leonard's Street, rief er einen Bekannten an, der im Wirtschaftsteil einer Sonntagszeitung arbeitete.
    »Wie solide ist Balfour?«, fragte er ohne Einleitung.
    »Ich nehme an, du meinst die Bank?«
    »Richtig.«
    »Und was hast du gehört?«
    »Dass es in Dublin Gerüchte gibt.«
    Der Journalist kicherte. »Ach, Gerüchte, was wäre die Welt nur ohne sie?«
    »Dann ist das bloß leeres Geschwätz?«
    »Habe ich nicht gesagt. Auf dem Papier steht Balfour zwar noch genauso gut da wie eh und je. Aber Zahlen lassen sich natürlich schönen.«
    »Und?«
    »Zumindest hat die Bank ihre Gewinnerwartung für das erste Halbjahr nach unten korrigiert; nicht so krass, dass die Großaktionäre schon Bammel bekämen, aber bei der Balfour Bank gibt es einen lockeren Verbund kleinerer Aktionäre. Und diese Leute haben meist keine besonders guten Nerven.«
    »Also, was ist Sache, Terry?«
    »Die Bank ist zwar nicht direkt in ihrem Bestand bedroht allerdings lässt sich eine feindliche Übernahme nicht mehr ganz ausschließen. Falls sich die Bilanz Ende des Jahres noch genauso unvorteilhaft liest, könnten ein, zwei rituelle Enthauptungen fällig sein.«
    Rebus blickte nachdenklich vor sich auf den Schreibtisch. »Und, wen trifft es?«
    »Ranald Marr, würde ich meinen, und sei es auch nur, damit Balfour beweisen kann, dass er noch über die heutzutage nötige Härte verfügt.«
    »Kein Platz für alte Freundschaften?«
    »Ach, da war nie wirklich eine.«
    »Danke, Terry. An der Bar des Ox erwartet dich beim nächsten Mal ein großer Gin-Tonic.«
    »Könnte 'ne Weile dauern.«
    »Hast du aufgehört zu trinken?«
    »Ja, auf ärztliches Anraten. So langsam werden wir der Reihe nach aus dem Verkehr gezogen, John.«
    Rebus bedauerte Terry einen Moment lang und dachte an seinen eigenen Arzttermin, den er gerade mal wieder versäumte, weil er mit Terry telefonierte. Als er den Hörer aufgelegt hatte, kritzelte er den Namen Marr auf seinen Notizblock und kreiste ihn mit dem Kuli ein. Ranald Marr, mit seinem Maserati und den Zinnsoldaten. Als ob Marr sein eigenes Kind verloren hätte... Rebus war davon inzwischen nicht mehr ganz so überzeugt. Er überlegte, ob Marr wusste, dass sein Job in Gefahr war, ob er ahnte, dass die Kleinaktionäre

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