Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
lassen.
Er hatte ihnen gerade einen prächtigen Vorwand dafür geliefert, ihn ein für alle Mal kaltzustellen.
Seine Wohnung war jetzt so weit hergerichtet, dass er sie zum Verkauf anbieten konnte, deshalb rief er die Maklerin an, um sie davon in Kenntnis zu setzen.
»Wäre es Ihnen recht, wenn ich für donnerstags abends und sonntags nachmittags Besichtigungstermine vereinbare?«, fragte sie.
»Ja, in Ordnung.« Er saß in seinem Sessel und schaute aus dem Fenster. »Lässt es sich so einrichten, dass ich dabei nicht anwesend sein muss?«
»Sie möchten, dass jemand anderes den Interessenten die Wohnung zeigt?«
»Ja.«
»Wir haben da ein paar Leute an der Hand, die das gegen ein geringes Entgelt übernehmen.«
»Gut.« Er wollte nicht dabei sein, wenn fremde Leute in seiner Wohnung die Türen öffneten, Dinge prüfend anfassten... Außerdem hielt er sich für einen miserablen Verkäufer.
»Ein Foto haben wir ja bereits«, sagte die Maklerin. »Die Anzeige könnte also frühestens am nächsten Donnerstag in der Immobilienzeitung erscheinen.«
»Nicht mehr diese Woche?«
»Ich fürchte, nein...«
Nach dem Telefonat trat er in die Diele hinaus. Neue Lichtschalter und Steckdosen. Viel heller als vorher, aber das war ja auch der Sinn eines frischen Anstrichs. Außerdem hatte er die Bude endlich mal wieder entrümpelt. War dreimal zu dem Müllplatz an der Old Dalkeith Road gefahren und hatte dort diverse Sachen abgeliefert: einen alten Garderobenständer, den er mal irgendwo geerbt hatte; Kartons mit alten Illustrierten und Zeitungen; einen alten Elektroheizer; aus Samanthas ehemaligem Zimmer die Kommode, an der noch die Pop-Star-Stickers aus den Achtzigern pappten... Auch die Teppichböden lagen wieder an ihrem Platz. Hatte ein Zechkumpan aus Swany's Bar übernommen und sogar gefragt, ob er sie an den Rändern wieder festnageln sollte. Rebus hatte darin allerdings keinen rechten Sinn gesehen.
»Der neue Besitzer schmeißt das Zeug doch sowieso raus.«
»Warum hast du eigentlich die Böden nicht abschleifen lassen, John? Hätte sich toll gemacht.«
Rebus hatte seine Habseligkeiten so weit reduziert, dass sie sich leicht in einem Einzimmerappartement unterbringen ließen und natürlich erst recht in den drei Zimmern, die er bislang bewohnte. Und er wusste immer noch nicht, wo er selbst unterkommen würde. Er kannte die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Edinburgh. Wenn seine Wohnung in der Arden Street am nächsten Donnerstag in der Immobilienzeitung angeboten wurde, konnte sie schon übernächste Woche verkauft sein. Es war also durchaus denkbar, dass er in zwei Wochen auf der Straße stand.
Und dazu noch seinen Job los war.
Eigentlich hatte er ja ein paar Anrufe erwartet, und tatsächlich läutete irgendwann das Telefon: Gill Templer.
Ihre Eröffnung: »Sie Vollidiot.«
»Hallo, Gill.«
»Hätten Sie doch nur die Schnauze gehalten.«
»Ja, vielleicht.«
»Immer der große Märtyrer, was, John?« Sie klang wütend, müde und stand merklich unter Druck. Er konnte das nur zu gut verstehen.
»Aber ich habe doch bloß die Wahrheit gesagt«, erklärte er.
»Das war allerdings mal was völlig Neues, nur dass ich es Ihnen nicht abnehme.«
»Nein?«
»Ach, hören Sie doch auf, John. Ellen Wylie stand das schlechte Gewissen doch ins Gesicht geschrieben.«
»Dann meinen Sie also, dass ich Ellen decken wollte?«
»Na ja, als Gralsritter Sir Galahad habe ich Sie bisher eigentlich nicht kennen gelernt. Sie werden schon Ihre Gründe gehabt haben. Und wenn Sie Carswell nur eins auswischen wollten. Sie wissen ja, dass er Sie nicht leiden kann.«
Rebus wollte ihr nicht gerne Recht geben. Deshalb wechselte er einfach das Thema. »Und wie läuft's sonst so?«, fragte er.
Ihre Wut war wie weggefegt. »In der Presseabteilung geht es natürlich drunter und drüber. Ich helfe dort ein bisschen aus.«
Dass Gill mit Arbeit eingedeckt war, bezweifelte Rebus keine Sekunde. Natürlich verlangten jetzt auch die anderen Zeitungen und Medien detaillierte Informationen.
»Und wie geht es Ihnen? Was haben Sie jetzt vor?«, fragte sie.
»Damit habe ich mich noch gar nicht beschäftigt.«
»Also dann...«
»Ich möchte Sie nicht länger aufhalten, Gill. Danke für den Anruf.«
»Wiederhören, John.«
Als er das Telefon gerade weglegte, läutete es schon wieder. Diesmal war es Grant Hood.
»Ich wollte mich nur dafür bedanken, dass Sie uns aus der Schusslinie gebracht haben.«
»Aber Sie waren doch gar nicht unter
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