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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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doch gut aus.«
    »Marciano, Dempsey, Cassius Clay, bevor er sich Ali genannt hat...« Er sah sie achselzuckend an.
    »Where the sun don't shine«, sagte Siobhan. »Ist das nicht ein amerikanischer Ausdruck?«
    »Ja: Wo die Sonne nie scheint, bedeutet schlicht gesagt im Arsch«, bestätigte Rebus. »Glauben Sie etwa plötzlich, dass Quizmaster Amerikaner ist?«
    Sie lächelte freudlos.
    »Nehmen Sie meinen Rat an, Siobhan. Leiten Sie das Zeug an die Kollegen vom Geheimdienst weiter oder an irgendwen, der diesem Arschloch auf die Spur kommen kann. Oder mailen Sie dem Kerl einfach, dass er sie mal gerne haben kann.« Er hielt inne. »Haben Sie nicht gesagt, dass er weiß, wo er Sie finden kann?«
    Sie nickte. »Er kennt meinen Namen und weiß, dass ich bei der Lothian Police in Edinburgh arbeite.«
    »Aber Ihre Adresse hat er nicht, oder Ihre Telefonnummer?« Sie schüttelte den Kopf, und Rebus nickte zufrieden. Er musste an die zahllosen Zettel mit Telefonnummern denken, die Steve Holly in seinem Büro an die Wand gespickt hatte.
    »Lassen Sie ihn einfach sausen«, sagte er leise.
    »Würden Sie das tun?«
    »Jedenfalls lege ich es Ihnen dringend ans Herz.«
    »Also wollen Sie mir nicht helfen?«
    Er sah sie an. »Wie denn?«
    »Sich vielleicht die Frage notieren oder ein bisschen recherchieren?«
    Er lachte. »Wollen Sie, dass ich noch mehr Ärger mit Carswell bekomme?«
    Sie blickte auf die Papiere auf ihren Knien. »Sie haben ja Recht«, sagte sie. »Hätte ich mir besser überlegen sollen. Besten Dank auch für den Tee.«
    »Trinken Sie ihn doch wenigstens aus.« Doch sie stand bereits.
    »Ich muss unbedingt los. Auf dem Revier wartet noch jede Menge Arbeit.«
    »Leiten Sie den Text nun weiter oder nicht?«
    Sie fixierte ihn. »Sie wissen, wie viel Ihr Rat mir bedeutet.«
    »Heißt das ja oder nein?«
    »Werten Sie es als ein eindeutiges Vielleicht.«
    Er war jetzt ebenfalls aufgestanden. »Danke, dass Sie gekommen sind, Siobhan.«
    Sie wandte sich zum Gehen. »Linford hat es auf Sie abgesehen, oder? Er und Carswell, richtig?«
    »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.«
    »Aber Linford wird immer einflussreicher. Warten Sie nur ab, der ist bald Chefinspektor.«
    »Und wenn ich nun auch immer einflussreicher werde?«
    Sie sah ihn an, verzichtete jedoch auf eine Entgegnung. Er ging mit ihr in die Diele hinaus, öffnete ihr die Tür.
    Auf der Treppe drehte sie sich noch mal um. »Wissen Sie, was Ellen Wylie nach dem Treffen mit Carswell gesagt hat?«
    »Nein, was?«
    »Gar nichts.« Sie sah ihn wieder an, eine Hand auf dem Geländer. »Komisch, finden Sie nicht? Eigentlich hätte ich ja einen langatmigen Monolog über Ihren Märtyrerkomplex erwartet.«
    Rebus machte die Tür zu, blieb noch kurz in der Diele stehen und lauschte Siobhans Schritten, die unten im Treppenhaus immer leiser wurden. Dann trat er im Wohnzimmer ans Fenster, stellte sich auf die Zehenspitzen und verrenkte den Kopf, weil er sehen wollte, wie sie das Haus verließ. Die Tür fiel krachend hinter ihr ins Schloss. Sie war mit einer Bitte zu ihm gekommen, und er hatte sie abgewiesen. Wie konnte er ihr bloß beibringen, dass es ihm nur darum ging, sie nicht zu verletzen, wie so viele andere Menschen, mit denen er in der Vergangenheit persönlich zu tun gehabt hatte? Wie sollte er ihr nur vermitteln, dass sie nicht aus seinen, sondern aus ihren eigenen Erfahrungen lernen musste, und dass sie dadurch nicht nur beruflich, sondern auch menschlich weiterkommen würde?
    Er drehte sich um, sah im Zimmer umher. Auch wenn die Gespenster nur mehr schwache Schemen waren, spüren konnte er sie noch immer: Menschen, die er verletzt hatte, von denen er verletzt worden war, Menschen, die einen qualvollen, einen unnötigen Tod gestorben waren. Aber das alles war jetzt bald vorbei. Schon in ein paar Wochen würde dieser Abschnitt hinter ihm liegen. Er wusste, dass Ellen Wylie weder anrufen noch ihn persönlich besuchen würde. Sie kannten einander gut genug, um einzusehen, dass so eine Begegnung sowieso keinen Sinn hatte. Möglich, dass sie sich in Zukunft irgendwann mal zusammensetzen und über alles reden konnten. Oder aber das Mädchen würde nie mehr ein einziges Wort mit ihm sprechen. Er hatte sie um ihren großen Augenblick gebracht, und sie hatte bloß daneben gestanden und es geschehen lassen. Noch eine Niederlage statt des erhofften Triumphes. Er überlegte, ob sie sich von Steve Holly auch in Zukunft gängeln lassen würde, versuchte sich vorzustellen, wie

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