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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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als Donald Devlin vorstellte, wusste Rebus sofort wieder, wer er war. Devlin hatte die erste Autopsie durchgeführt, der Rebus in seinem Berufsleben beigewohnt hatte. Er war damals an der Universität Professor für forensische Medizin und städtischer Chefpathologie gewesen. Und Sandy Gates hatte Devlin als Assistent gedient. Inzwischen war Gates selbst Professor für forensische Medizin und ließ sich von Dr. Gurt assistieren. Die Wände im Eingangsbereich waren mit gerahmten Fotos geschmückt, auf denen Devlin die verschiedensten Preise und Auszeichnungen entgegennahm.
    »Allerdings ist mir Ihr Name entfallen«, sagte Devlin und komplimentierte die beiden Beamten in das reichlich chaotische Wohnzimmer.
    »Inspektor Rebus.«
    »Dann waren Sie damals vermutlich noch Detective, nicht wahr?«, sagte Devlin. Rebus nickte.
    »Wollen Sie die Wohnung auflösen, Sir?«, fragte Hawes und betrachtete die zahlreichen Kisten und schwarzen Mülltüten ringsum. Auch Rebus war erstaunt. Überall Papierstapel und übereinander geschichtete Schubladen, die jeden Augenblick umzustürzen drohten. Devlin kicherte. Er war ein kleiner beleibter Mann von etwa Mitte siebzig. Seine graue Strickjacke hatte jegliche Form und dazu noch die Hälfte ihrer Knöpfe eingebüßt, und seine schwarze Hose wurde von Hosenträgern gehalten. In seinem pausbäckigen Gesicht erschienen die Augen hinter den Gläsern der Metallbrille wie zwei kleine blaue Punkte.
    »So könnte man es vielleicht ausdrücken«, sagte er und brachte ein paar Haarsträhnen, die sich von seinem weithin kahlen Schädel gelöst hatten, wieder in Position. »Sagen wir es einmal so: Falls man sich die Freiheit nimmt, den Sensenmann als den ultimativen Umzugsunternehmer zu bezeichnen, dann fungiere ich hier gewissermaßen als sein unbezahlter Gehilfe.«
    Plötzlich fiel Rebus wieder ein, dass Devlin schon immer so geschwollen dahergeredet und sich niemals kurz gefasst hatte, wenn sich ein Sachverhalt oder eine Meinung auch umständlich ausdrücken ließen. Schon damals war es ein Albtraum gewesen, Notizen zu machen, wenn Devlin eine Autopsie durchführte.
    »Dann ziehen Sie also in ein Heim?«, fragte Hawes. Wieder fing der alte Mann an zu kichern.
    »Nein, ganz so weit ist es noch nicht. Im Augenblick beschäftige ich mich lediglich damit, diverse überflüssige Dinge auszusortieren, um jenen lieben Verwandten das Leben zu erleichtern, die sich in hoffentlich noch relativ ferner Zukunft einmal der Mühe unterziehen werden, meine kümmerlichen irdischen Hinterlassenschaften in Augenschein zu nehmen.«
    »Um ihnen die Mühe zu ersparen, diese Dinge wegzuwerfen?«
    Devlin blickte Rebus an. »Eine ebenso knappe wie korrekte Beschreibung der Situation«, konstatierte er zustimmend.
    Hawes hatte inzwischen aus einer Kiste ein in Leder gebundenes Buch hervorgezogen. »Wollen Sie das vielleicht auch wegwerfen?«
    »Unter gar keinen Umständen«, protestierte Devlin. »Bei dem Band in Ihrer Hand handelt es sich nämlich um eine frühe Ausgabe von Donaldsons anatomischen Zeichnungen, die ich dem chirurgischen Kolleg zu überlassen gedenke.«
    »Treffen Sie noch manchmal Professor Gates?«, fragte Rebus.
    »Oh, Sandy und ich genehmigen uns noch gelegentlich ein kleines Elixier. Er tritt demnächst selbst in den Ruhestand und macht Platz für die Jugend. Wir möchten uns zwar gerne einreden, dass sich auf diese Weise alles zu einer Art Lebenszyklus fügt, doch natürlich ist das ganz und gar nicht der Fall, es sei denn, man wäre praktizierender Buddhist.« Nach seinem Lächeln zu urteilen war er offenbar der Meinung, einen relativ geistreichen Witz gemacht zu haben.
    »Aber laut den Lehren des Buddhismus müssen Sie nicht unbedingt in Ihrer jetzigen Gestalt wiedergeboren werden«, sagte Rebus zum Entzücken des alten Herrn. Dann entdeckte er rechts neben dem Kamin an der Wand einen gerahmten Zeitungsbericht. Es ging darin um einen Mord aus dem Jahr 1957. »Ihr erster Fall?«, fragte er.
    »Ja, ganz recht. Eine junge Frau, die damals von ihrem Ehemann erschlagen worden ist. Die beiden waren auf Hochzeitsreise in Edinburgh.«
    »Sehr dekorativ«, war Hawes' Kommentar.
    »Meine Frau fand die Geschichte auch nicht besonders witzig«, räumte Devlin ein. »Deshalb hab ich den Zeitungsausschnitt auch erst nach ihrem Tod wieder aufgehängt.«
    »Also gut«, sagte Hawes, legte das Buch wieder in die Kiste und hielt vergeblich nach einer Sitzgelegenheit Ausschau, »je schneller wir fertig sind, umso

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