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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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loszuwerden.«
    Pryde fingerte mit der freien Hand etwas unsicher an seinem Krawattenknoten herum. »Und dann die Nachbarn?«, fragte er.
    Rebus nickte. »Die Nachbarn - glänzende Idee«, sagte er. Er schnappte sich die Protokolle, die die Kollegen von den Erstvernehmungen gemacht hatten. Für die Häuser auf der anderen Straßenseite waren schon ein paar andere Beamte eingeteilt worden, sodass für Rebus und die drei Kollegen, die in Zweierteams arbeiteten, nur die Häuser unmittelbar neben Philippa Balfours Wohnung blieben: insgesamt fünfunddreißig Wohnungen, drei davon leer, also tatsächlich zweiunddreißig. Machte sechzehn Wohnungen pro Team - jede einzelne davon wohl fünfzehn Minuten. Alles in allem also rund vier Stunden.
    Rebus' Partnerin an diesem Tag war Detective Phyllida Hawes. Noch während die beiden Polizisten in dem ersten Mietshaus die Treppe hinaufgingen, hatte Phyllida diese Rechnung aufgemacht. Rebus wusste nicht recht, ob man angesichts der reichen Architektur im georgianischen Stil, der Kunstgalerien und der Antiquitätengeschäfte der Neustadt bei diesen Gebäuden überhaupt von »Mietshäusern« sprechen konnte. Also fragte er Hawes um Rat.
    »Vielleicht sollte man eher von Etagenhäusern sprechen«, schlug sie vor und sah ihn lächelnd an. Auf den einzelnen Stockwerken gab es je ein oder zwei Wohnungen mit Namensschildern aus Messing oder Keramik. Einige der Bewohner hatten sich allerdings damit begnügt, ihren Namen auf ein Stück Pappe oder Papier zu schreiben und mit Tesafilm neben die Tür zu kleben.
    »Die Damen und Herren des Denkmalamtes wären über diese Nachlässigkeit gewiss nicht amüsiert«, bemerkte Hawes.
    Auf einem Stück Pappe waren drei oder vier Namen vermerkt: Studenten, vermutete Rebus, und zwar aus weniger wohlhabenden Familien als Philippa Balfour.
    Das Treppenhaus war lichtdurchflutet und sorgfältig gepflegt: auf sämtlichen Etagen Fußmatten und Blumenkübel. Vor einigen Wohnungen war das Geländer sogar mit Blumenkörben geschmückt. Die Wände waren frisch gestrichen, die Stufen blitzeblank. Im ersten Treppenhaus waren sie sehr rasch fertig. An zwei Wohnungen läuteten sie vergebens, weil niemand zu Hause war, und warfen lediglich ihre Karten durch den Briefschlitz. Ansonsten brauchten sie pro Wohnung eine Viertelstunde: »Nur ein paar Fragen noch. Vielleicht ist Ihnen ja noch etwas aufgefallen, seit die Kollegen hier waren.« Doch die Leute hatten nur den Kopf geschüttelt und ihre weiterhin unverminderte Bestürzung zum Ausdruck gebracht. So eine ruhige kleine Straße.
    Unten im Erdgeschoss gab es eine riesige Wohnung mit schwarzweiß gemustertem Marmorboden in der Eingangshalle und dorischen Säulen zu beiden Seiten der Tür. Der Mieter hatte einen langfristigen Vertrag und war angeblich im »Finanzsektor« tätig. Vor Rebus' innerem Auge zeichnete sich allmählich ein Muster ab: Grafikdesigner, Motivationstrainer, Event-Manager und jetzt jemand aus dem Finanzsektor.
    »Hat denn heutzutage niemand mehr einen normalen Beruf?«, fragte er Hawes.
    »Das sind die normalen Berufe«, erwiderte sie. Die beiden standen wieder draußen auf dem Gehsteig, und Rebus genehmigte sich eine Zigarette. Er bemerkte, dass Hawes seinen Glimmstängel anstarrte.
    »Wollen Sie auch eine?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin seit drei Jahren weg davon.«
    »Umso besser für Sie.« Rebus blickte nach rechts und links die Straße hinunter. »Wenn die Leute in den umliegenden Häusern Netzgardinen hätten, dann würden jetzt sicher die ersten Gestalten am Fenster erscheinen.«
    »Aber wenn die Mieter Netzgardinen hätten, könnte man gar nicht sehen, was für tolle Sachen sie in der Wohnung haben.«
    Rebus hielt den Rauch in der Lunge fest und ließ ihn dann
    langsam durch die Nase entweichen. »Wissen Sie - in meiner Jugend war die Neustadt noch wesentlich heruntergekommener als heute: Orientalen, ausgenippte Typen, Abgestürzte und Partys.«
    »Ja, für solche Leute dürfte es hier heute eng werden«, stimmte Hawes ihm zu. »Wo wohnen Sie eigentlich?«
    »Marchmont«, sagte er. »Und Sie?«
    »Livingston. Was Besseres konnte ich mir zu der Zeit nicht leisten.«
    »Hab meine Wohnung vor etlichen Jahren gekauft. Damals waren wir Doppelverdiener.«
    Sie sah ihn an. »Sie brauchen sich deswegen doch nicht zu rechtfertigen.«
    »Damals waren die Preise noch nicht so idiotisch hoch wie heute, mehr wollte ich damit gar nicht sagen.« Er gab sich Mühe, nicht allzu kleinlaut zu

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