Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
selbst mal einen Gärtner brauche«, log er.
Zum Abschluss sahen sie sich noch unten im Keller um. In einem der Räume war ein uralter Warmwassertank installiert, während sonst lediglich von Schimmel überzogene Wände zu bestaunen waren. Dann winkten die beiden Mrs. Jardine zum Abschied zu und bedankten sich für ihre Gastfreundschaft.
»Glück muss der Mensch haben«, sagte Grant Hood, der
bereits draußen auf dem Trottoir auf sie wartete. Er hatte den Mantelkragen hochgeschlagen, um sich vor dem Regen zu schützen. »Uns hat natürlich niemand etwas angeboten.« Sein Partner war Ferne Daniels. Rebus nickte zur Begrüßung.
»Was ist los, Tommy? Schieben Sie heute 'ne Doppelschicht?«
Daniels zuckte mit den Achseln. »Ja, ich hab getauscht.« Er versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Hawes klopfte auf den Stapel mit den Notizen, die sie in der Hand hielt.
»Sie«, verkündete sie und sah Hood an, »haben hier keine gute Arbeit geleistet.«
»Was?«
»Mrs. Jardine hat nämlich einen Gärtner«, erklärte Rebus.
»Sollen wir vielleicht auch noch sämtliche Müllmänner befragen?«, fragte Hood.
»Schon erledigt«, sagte Hawes. »Und die Mülltonnen haben wir auch schon inspiziert.«
Die beiden sahen einander böse an. Rebus überlegte schon, ob er sich einschalten sollte. Schließlich war Hood ein Kollege aus der St. Leonard's Street, deshalb hätte er sich eigentlich mit ihm solidarisieren müssen. Doch stattdessen zündete er sich bloß eine weitere Zigarette an. Hood hatte einen hochroten Kopf. Er war einfacher Detective - wie Hawes auch, allerdings hatte er weniger Dienstjahre. Und Erfahrung ließ sich nun mal nicht so einfach wegdiskutieren, trotzdem wollte er zunächst nicht klein beigeben.
»Euer Gekeife hilft Philippa Balfour auch nicht weiter«, sagte Ferne Daniels nach einer Weile und setzte dem Streit damit ein Ende.
»Das ist wahr«, sagte Rebus. Und es stimmte tatsächlich: Ein spektakulärer Fall ließ einen manchmal das Nächstliegende aus den Augen verlieren. Der einzelne Beamte war nämlich unter solchen Bedingungen meist nur ein Rädchen `rn Getriebe. Deshalb stellten die Leute plötzlich die absurdesten Forderungen, um sich der eigenen Bedeutung zu vergewissern. Sie stritten zum Beispiel darüber, wer ein Anrecht auf einen bestimmten Stuhl hatte. Solche Auseinandersetzun-gen ließen sich nämlich meist rasch beilegen. Die eigentliche Ermittlungsarbeit dagegen wuchs einem immer mehr über den Kopf, und man fühlte sich von Tag zu Tag kleiner. Das führte dann dazu, dass man am Ende sogar die eine entscheidende Wahrheit aus den Augen verlor - das »A und O unserer Arbeit«, wie Rebus' Mentor Lawson Geddes immer gesagt hatte -, nämlich, dass man dazu da war, anderen Menschen zu helfen. Es ging darum, Verbrechen aufzuklären und die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zuzuführen: Konnte nicht schaden, wenn man bisweilen daran erinnert wurde.
Am Ende gingen die beiden Teams dann doch noch freundschaftlich auseinander. Hood notierte sich die Angaben über den Gärtner und versprach, mit dem Mann zu sprechen. Danach blieb Rebus und Hawes nichts anderes übrig, als wieder Treppen zu steigen. Sie hatten fast eine halbe Stunde bei Mrs. Jardine zugebracht, deshalb war Hawes' Zeitplan bereits hinfällig, was nur eine weitere schlichte Wahrheit belegte: Polizeiliche Ermittlungsarbeit konnte äußerst zeitraubend sein. Ja, nicht selten kam es einem vor, als ob die Tage nur so dahinrasten, und obwohl man kaum wusste, wie die Stunden vergangen waren, fühlte man sich gedrängt, für die eigene Erschöpfung eine Rechtfertigung zu finden, und war trotzdem völlig frustriert, weil man die Dinge wieder einmal nicht zu einem Abschluss gebracht hatte.
Zwei weitere Niemand-zu-Hause-Wohnungen, dann öffnete im ersten Stock jemand die Tür, dessen Gesicht Rebus zwar kannte, aber nicht gleich einzuordnen wusste.
»Mein Kollege und ich stellen Nachforschungen im Fall Philippa Balfour an«, sagte Hawes zur Begrüßung. »Ich nehme an, dass zwei unserer Kollegen hier bei Ihnen vorgesprochen haben. Allerdings hätten wir noch einige Fragen.«
»Ja, natürlich, gerne.« Die schwarz lackierte Tür wurde nun etwas weiter geöffnet. Der Mann sah Rebus an und lächelte.
»Sie wissen nicht, woher Sie mich kennen, nicht wahr - aber ich kann mich noch sehr gut an Sie erinnern.« Das Lächeln wurde jetzt immer breiter. »Das erste Mal vergisst man nicht so leicht.«
Als der Mann die beiden Beamten hereinbat und sich
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