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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Seufzer aus. »Ich muss los«, sagte sie zu Rebus. »Hab gleich einen Termin beim Vize. Bitte fahren Sie nach Falls, okay?«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Diese Puppe hat in einem Sarg gelegen, John.« Plötzlich klang sie müde.
    »Irgendein Kinderstreich«, sagte er.
    »Möglich.«
    Er blickte abermals auf den Zettel. »Hier steht, dass Falls in Hast Lothian liegt. Wieso schicken Sie nicht jemand aus Haddington hin?«
    »Nein, ich möchte, dass Sie dort hinfahren.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Sie machen sich über mich lustig. Genau wie vor einigen Tagen, als Sie mir weismachen wollten, dass ich Sie angequatscht habe. Oder als Sie gesagt haben, dass ich einen Arzt konsultieren soll.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Falls liegt nicht nur in East Lothian, John. In dem Ort wohnen auch die Balfours.« Sie wartete kurz die Wirkung ihrer Worte ab und sagte dann: »Und den Arzttermin vereinbaren wir gleich in den nächsten Tagen.« Er fuhr auf der AI aus der Stadt heraus. Auf der Straße waren kaum Autos unterwegs, und die tief stehende Sonne tauchte die Landschaft in ein gleißendes Licht. Rebus assoziierte mit East Lothian eigentlich nur Golfplätze und Felsenbuchten, flaches Farmland und eifersüchtig auf ihre Identität bedachte Pendlerstädtchen. Mochte die Gegend auch ihre Geheimnisse bergen, zum Beispiel Wohnwagenkolonien, in denen sich Glasgower Kriminelle versteckt hielten, alles in allem handelte es sich um einen eher ruhigen Landstrich. Die einzigen Fremden, die man hier antreffen konnte, waren Tagesausflügler und Leute, die auf dem Weg nach England eigens einen kleinen Umweg eingelegt hatten. In Rebus' Augen waren Orte wie Haddington, Gullane und North Berwick nichts als abweisende Wohlstandsenklaven, die mit ihrer noch intakten Einzelhandelsstruktur verächtlich auf die Großmarktkultur der nahen Hauptstadt herabblickten. Trotzdem war auch hier der Edinburgher Einfluss spürbar: So zwangen die hohen Immobilienpreise in der Stadt mehr und mehr Menschen in das zusehends zersiedelte und immer stärker durch Einkaufszentren verschandelte Umland hinaus. Das Polizeirevier, in dem Rebus arbeitete, lag an einer der großen Ausfallstraßen, die von Süden und Osten her in die Stadt führten, und ihm fiel schon seit rund zehn Jahren auf, dass der erbarmungslose Strom des morgendlichen und abendlichen Pendlerverkehrs immer zäher wurde.
    Falls war nicht leicht zu finden. Da er sich lieber auf seinen Instinkt als auf die Straßenkarte verließ, verpasste er eine Abzweigung und landete irgendwann in Drem, wo er sich erst mal zwei Tüten Chips und eine Dose Irn-Bru besorgte. Dann saß er bei geöffnetem Fenster im Wagen und aß. Noch immer war er felsenfest davon überzeugt, dass er bloß hier war, weil seine neue Chefin ihn ein bisschen schikanieren wollte. Deswegen hatte sie ihn in diese gottverdammte Gegend geschickt. Als er mit dem Essen fertig war, pfiff er eine Melodie vor sich hin, die er nur noch halb im Kopf hatte. In dem Lied ging es um einen Wasserfall. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es sich um eines der Stücke handelte, die Siobhan für ihn aufgenommen hatte, um ihn über die musikalischen Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre auf dem Laufenden zu halten. Drem bestand lediglich aus einer kaum befahrenen Durchgangsstraße. Nur hie und da fuhren ein Auto oder ein Lkw vorbei, doch Fußgänger waren weit und breit nirgends zu sehen. Allerdings hatte die Frau in dem Lebensmittelladen versucht, Rebus in ein Gespräch zu verwickeln. Doch nach dem üblichen Gerede über das Wetter war ihm beim besten Willen nichts mehr eingefallen, und er hatte es bewusst vermieden, sie nach dem Weg nach Falls zu fragen. Schließlich wollte er nicht wie ein bedepperter Tourist dastehen.
    Also sah er in seinem Autoatlas nach. Falls war dort kaum als Punkt vermerkt. Er überlegte, wie der Ort wohl zu seinem Namen gekommen war. Er wäre nicht weiter überrascht gewesen, wenn die Einheimischen den Namen ganz merkwürdig aussprächen, Fails oder Fallis oder so ähnlich. Während der nächsten zehn Minuten fuhr er auf einer kurvenreichen Landstraße wie in einer gemächlichen Achterbahn hügelauf und -ab, bis er schließlich den kleinen Ort erreichte. Dabei hätten eigentlich fünf Minuten gereicht, wäre er auf der unübersichtlichen Strecke nicht hinter einen Traktor geraten, der ihn dazu zwang, im zweiten Gang dahinzukriechen.
    Eigentlich hatte er sich Falls etwas anders vorgestellt. Die Ortsmitte bestand aus einer kurzen

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