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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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das von Ungerechtigkeit handelte und von einer falschen Beschuldigung. Klar, so was passierte: manchmal ganz bewusst, manchmal versehentlich. Er hatte Fälle gehabt, in denen sämtliche Beweise auf eine bestimmte Person hindeuteten, bis schließlich jemand völlig anderes aufgekreuzt war und ein Geständnis abgelegt hatte. Und früher - obwohl das ziemlich lange zurücklag - war es auch schon mal vorgekommen, dass die Kollegen besonders hart gesottenen Kriminellen zur Beruhigung der Bevölkerung oder, weil sie sie unbedingt aus dem Verkehr ziehen wollten, einfach irgendwelche belastenden Beweise untergejubelt hatten. Und dann gab es natürlich auch die Situationen, in denen man den Schuldigen zwar ganz genau kannte, aber einfach nicht die Beweise beschaffen konnte, die der Staatsanwalt verlangte. Da hatten über die Jahre ein, zwei Beamte Grenzen überschritten.
    Rebus prostete ihnen zu, als er im Wohnzimmerfenster sein Spiegelbild erblickte. Dann prostete er sich selbst zu, schnappte sich das Telefon und bestellte ein Taxi.
    Wohin? In die Kneipe.
    In der Oxford Bar kam er mit einem anderen Stammgast ins Gespräch und erwähnte seinen kleinen Ausflug nach Falls.
    »Hab von dem Kaff vorher noch nie was gehört«, sagte er ganz offen.
    »Doch, ich schon«, sagte der andere, »Falls kenn ich irgendwie. Ich glaub, Wee Billy ist dort aufgewachsen.«
    Wee Billy gehörte ebenfalls zu den Stammgästen des Lokals. Eine Suche ergab, dass er noch nicht in der Bar eingelaufen war, zwanzig Minuten später jedoch kam er herein. Er war gleich um die Ecke in einem Restaurant Küchenchef und, der Kleidung nach zu urteilen, nur kurz auf ein Bier herübergekommen. Während er sich zwischen den übrigen Gästen hindurch an die Bar drängte, wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
    »Fertig für heute?«, fragte ihn jemand.
    »Nein, nur 'ne kurze Zigarettenpause«, antwortete Billy und sah auf die Uhr. »Margaret, bitte ein schnelles Bier.«
    Während die Barfrau das Bier zapfte, bestellte Rebus nach und erklärte, dass beide Getränke auf seine Rechnung gingen.
    »Hallo, John«, sagte Billy, der solche Großzügigkeit eigentlich nicht gewöhnt war. »Wie geht's denn so?«
    »Ich war gestern draußen in Falls. Sie sind doch dort aufgewachsen, oder?«
    »Ja, richtig. Bin allerdings schon ewig nicht mehr dort gewesen.«
    »Dann kennen Sie die Balfours also nicht?«
    Billy schüttelte den Kopf. »Das war nach meiner Zeit. Ich war schon auf dem College, als die wieder in der Gegend aufgekreuzt sind. Danke, Margaret.« Er hob das Glas. »Auf Ihr Wohl, John.«
    Rebus schob das Geld über die Theke, hob ebenfalls das
    Glas und war ganz angetan davon, wie Billy das halbe Bier in null Komma nichts in sich hineinschüttete.
    »Oh Mann, das tut gut.«
    »Anstrengende Schicht heute?«, fragte Rebus.
    »Ach, das Übliche. Dann haben Sie also mit der Balfour-Geschichte zu tun?«
    »Ja, wie fast alle anderen Polizisten der Stadt.«
    »Und - was halten Sie von Falls?«
    »Na ja.«
    Billy lächelte und kramte ein Heftchen Zigarettenpapier und ein Päckchen Tabak aus der Jackentasche hervor. »Hat sich natürlich seit meiner Zeit völlig verändert.«
    »Sind Sie in Meadowside aufgewachsen?«
    »Woher wissen Sie das?« Billy zündete seine Selbstgedrehte an.
    »Ach, nur ein Glückstreffer.«
    »Ja, meine Leute haben dort im Bergwerk gearbeitet. Mein Opa hat sein ganzes Leben unter Tage verbracht - und mein Vater anfangs auch, bis sie den Laden dichtgemacht haben.«
    »Ich bin auch in einer Bergarbeiterstadt aufgewachsen«, sagte Rebus.
    »Dann wissen Sie ja, wie das ist, wenn eine Grube geschlossen wird. Jedenfalls war bis zu der Zeit in Meadowside alles in Ordnung.« Billy starrte auf die Flaschen in dem Regal hinter der Bar und dachte offenbar an seine Jugend zurück.
    »Immerhin hat sich der Ortsteil bis heute gehalten«, sagte Rebus.
    »Na ja, aber es ist dort nicht mehr so, wie es früher mal war. Die Mütter haben die Stufen vor den Häusern geschrubbt, bis sie blitzblank waren, und die Väter haben den Rasen gemäht. Ständig ist man auf ein Schwätzchen zu den Nachbarn gegangen oder hat sich bei ihnen irgendwas ausgeliehen.« Er hielt inne und bestellte noch zwei Bier. »Aber in den letzten Jahren haben sich in Falls ja die Yuppies breit gemacht, und die Einheimischen können die Grundstückspreise nicht mehr
    bezahlen, mal abgesehen von Meadowside. Und die Kinder ziehen von dort weg, so bald sie erwachsen sind - ich bin ja das beste Beispiel

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