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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sie in einen engen Gang voller Schatten und Bilder des Todes. »Da wären wir also. Das hier ist die Abteilung Glaube - Aberglaube -Jenseits«, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Hexerei und Grabraub und Bestattungsriten.« Ein paar Schritte entfernt stand eine schwarze Kutsche, auf der in Viktorianischen Zeiten bestimmt schon so mancher Sarg dem Grab entgegengerollt war. Direkt neben Rebus befand sich ein schwerer Eisensarg, und er konnte es sich nicht verkneifen, mit den Fingern einmal kurz darüberzustreichen.
    »Ein Schutzsarg«, sagte sie und erklärte, als sie sein verständnisloses Gesicht sah: »Im frühen neunzehnten Jahrhundert haben die Angehörigen Verstorbener den Sarg ihrer Lieben während der ersten sechs Monate manchmal in einen solchen Behälter eingeschlossen, um etwaige Wiedererwecker fern zu halten.«
    »Sie meinen Leichenräuber?« Mit dem Thema kannte er sich ein wenig aus. »Leute wie Burke und Hare - die Leichen ausgegraben und an die Universität verkauft haben?«
    Sie sah ihn wie einen ungezogenen Schüler tadelnd an. »Burke und Hare haben gar nichts ausgegraben. Die beiden haben höchstpersönlich Menschen umgebracht und die Leichen hinterher an Anatomen verkauft.«
    »Stimmt«, sagte Rebus.
    Sie gingen an Trauergewändern vorbei und an Fotos toter
    Kleinkinder und blieben schließlich an der letzten Vitrine stehen.
    »Da wären-wir«, sagte Burchill. »Die Särge von Arthur's
    Seat.«
    Rebus beäugte die Exponate: insgesamt acht zwölf bis fünfzehn Zentimeter lange, sorgfältig gearbeitete Särge. Die Deckel waren mit Nägeln beschlagen. In den Särgen lagen Holzpuppen, von denen einige bekleidet waren. Rebus starrte auf ein grünweißes Karo.
    »Offenbar ein Fan des FC Hibernian«, sagte er.
    »Ursprünglich waren sie alle bekleidet, aber bei manchen ist das Gewebe im Lauf der Zeit verfallen.« Sie zeigte auf eine Fotografie in der Vitrine. »Im Jahr 1836 haben spielende Kinder oben auf Arthur's Seat einen versteckten Höhleneingang entdeckt. In der Höhle befanden sich siebzehn kleine Särge, von denen es heute noch diese acht gibt.«
    »Die armen Kinder... haben vermutlich einen ganz schönen Schreck gekriegt.« Rebus starrte auf das Foto und versuchte sich vorzustellen, wo genau an den ausgedehnten Hängen des Berges die Aufnahme entstanden sein mochte.
    »Die Analyse der Materialien hat ergeben, dass die Särge etwa aus dem Jahr 1830 stammen.«
    Rebus nickte. Dieselben Informationen waren auch auf einigen Kärtchen nachzulesen, die an den Exponaten befestigt waren. Laut damaliger Zeitungsberichte hatten Hexen die Puppen dazu benutzt, unliebsame Personen mit einem Todeszauber zu belegen. Aber es gab auch noch eine andere beliebte Theorie, derzufolge die Särge von Seeleuten vor großen Passagen dort oben auf dem Stadtberg als Glücksbringer deponiert worden waren.
    »Seeleute oben auf Arthur's Seat«, sagte Rebus nachdenklich. »Reichlich merkwürdige Vorstellung.«
    »Haben Sie was gegen Seeleute, Inspektor?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ist nur ziemlich weit vom Hafen dort hinauf.«
    Sie sah ihn an, blickte jedoch nur in sein ausdrucksloses
    Gesicht.
    Rebus wandte sich wieder den Särgen zu. Wäre er ein Spieler, so hätte er gewiss darauf gesetzt, dass es zwischen diesen Museumsstücken und dem Sarg, der in Falls aufgetaucht war, eine Verbindung gab. Wer immer den Sarg zusammengezimmert und neben dem Wasserfall deponiert haben mochte, kannte die Exponate. Rebus ließ seinen Blick über die düstere Zurschaustellung von Vergänglichkeit gleiten.
    »Haben Sie das alles hier zusammengetragen?«
    Sie nickte.
    »Da hat man ja immer ein schönes Gesprächsthema auf Partys, was?«
    »Sie würden sich wundern«, sagte sie leise. »Sind wir nicht letzten Endes alle ungemein neugierig auf die Dinge, vor denen wir uns am meisten fürchten?« Unten im alten Museum setzten sie sich auf eine Bank, die wie der Brustkorb eines Wales geformt war. Ein Stück weiter schwammen Fische in einem Aquarium. Davor standen Kinder, die so taten, als ob sie die Hand ins Wasser tauchen und eines der Tiere fangen wollten. Sie zogen die Hand aber jedes Mal wieder im letzten Augenblick zurück: auch hier diese eigenartige Mischung aus Faszination und Angst.
    Am Ende der großen Halle war eine riesige Uhr aufgestellt, in deren komplizierten Mechanismus nachgebildete Skelette und Fabelwesen integriert waren. Eine weibliche Holzfigur schien am ganzen Körper mit Stacheldraht umwickelt. Rebus hatte das Gefühl,

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