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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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bestellte er vorne an der Ausleihe einige Jahrgänge weiterer Tageszeitungen, darunter die Dunfermline Press, den Glasgow Herold und den Invernness Courier. Da von diesen Blättern einzig der Herold auf Mikrofilm gespeichert war, bestellte er den zuerst. 1982: die Puppe auf dem Friedhof...Van Morrison hatte Anfang '82 das Album Beautiful Vision herausgebracht. Rebus fing an »Dweller on theThreshold« zu summen und hielt abrupt inne, als ihm bewusst wurde, wo er sich befand. 1982 war er noch ein kleiner Detective gewesen und hatte mit einem Ermittler namens Jack Morton zusammengearbeitet. Sie waren an der Great London Road stationiert gewesen, bevor das Revier dort ausgebrannt war. Als der Herald-Film schließlich eintraf, legte er ihn in das Gerät ein und ließ die Tage und Wochen über den Bildschirm rasen. Sämtliche Beamte, die damals in der Great London Road die höheren Positionen bekleidet hatten, waren inzwischen gestorben oder in Pension. Er hatte zu keinem von ihnen mehr Kontakt. Und jetzt war auch noch der Farmer weg. Ob es ihm nun passte oder nicht: Ziemlich bald war die Reihe auch an ihm. Obwohl er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass er freiwillig gehen würde. Man würde ihn schon mehr oder weniger gewaltsam aus dem Dienst entfernen müssen...
    Die Puppe auf dem Friedhof war im Mai entdeckt worden. Er begann daher Anfang April mit der Lektüre. Ärgerlich, dass Glasgow eine richtig große Stadt war, dass dort also wesentlich mehr Verbrechen verübt wurden als an einem Ort wie beispielsweise Perth. Deshalb hegte er gewisse Zweifel, ob ihm eine potenziell interessante Meldung überhaupt auffallen würde. Und wenn damals eine Person verschwunden war, ob dann überhaupt etwas darüber in der Zeitung gestanden hatte? Schließlich wurden jedes Jahr tausende von Menschen als vermisst gemeldet. Es gab aber auch welche, die einfach abtauchten, ohne dass jemand etwas davon merkte: Obdachlose zum Beispiel oder Alleinstehende ohne Freunde und Verwandte. Schließlich war es in diesem Land durchaus nicht ungewöhnlich, dass eine Leiche so lange vor dem laufenden Fernseher saß, bis die Nachbarn sich durch den Geruch gestört fühlten.
    Allerdings fand er in den Ausgaben der Zeitung, die im April jenes Jahres erschienen waren, nicht einen Bericht über einen vermisst gemeldeten Menschen, dafür jedoch mehrere Meldungen über sechs ungewöhnliche Todesfälle, darunter zwei Frauen. Eine davon war auf einer Party erstochen worden Angeblich hatte ein Mann die polizeilichen Ermittlungen damals tatkräftig unterstützt. Vermutlich der Freund, dachte Rebus. Er hegte keinen Zweifel daran, dass er irgendwann auf eine Meldung über eine Gerichtsverhandlung stoßen würde, wenn er den Fall nur lange genug weiterverfolgte. Bei dem zweiten Fall handelte es sich um eine Wasserleiche, die jemand am südlichen Ende des Rosshall Parks am Ufer eines Flusses namens White Gart Water gefunden hatte. Rebus hatte den Namen vorher noch nie gehört. Bei dem Opfer handelte es sich um die zweiundzwanzig Jahre alte Hazel Gibbs. Ihr Mann war bloß ein wenig spazieren gegangen, während seine Frau mit den beiden Kindern zu Hause geblieben war. Nach Auskunft ihrer Freunde hatte Hazel unter Depressionen gelitten. Erst am Abend vor ihrem Verschwinden hatte jemand sie betrunken in einer Kneipe gesehen, während sie die Kinder offenbar sich selbst überlassen hatte.
    Rebus ging nach draußen und wählte die Nummer von Bobby Hogan von der Kripo in Leith.
    »Bobby, hier spricht John. Du kennst dich doch in Glasgow ziemlich gut aus - oder?«
    »Ja, ein bisschen.«
    »Schon mal den Namen White Gart Water gehört?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Und Rosshall Park?«
    »Wie bitte?«
    »Wie sieht es mit deinen Kontakten aus drüben im Westen?«
    »Ich könnte mal jemand anrufen.«
    »Würdest du das bitte tun?« Rebus wiederholte die Namen und beendete dann die Verbindung. Er rauchte eine Zigarette und beäugte ein neues Lokal, das an der Ecke gegenüber aufgemacht hatte. Ein Drink würde ihm nicht schaden. Dann fiel ihm wieder ein, dass er ja zum Arzt gehen sollte. Ach was, verdammt, das konnte warten. Musste er halt einen neuen Termin vereinbaren. Als Hogan nach der Zigarette immer noch nicht zurückgerufen hatte, ging Rebus wieder zu seinem Mikrofilmgerät und sah die Ausgaben vom Mai '82 durch. Als dann plötzlich das Handy klingelte, starrten ihn die Bibliothekare und die übrigen Benutzer entsetzt an. Rebus stieß einen Fluch aus, presste

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