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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Geschäftsführer zu sprechen.
    »Tut mir Leid«, sagte die Rezeptionistin. »Er ist gerade in einer Besprechung. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    Rebus erklärte ihr, wer er sei. »Ich würde gerne mit jemandem sprechen, der schon 1995 in Ihrem Haus tätig war.«
    »Könnten Sie mir vielleicht den Namen nennen?«
    Er lächelte über das Missverständnis. »Nein, ich meine niemand Bestimmten, sondern nur irgendjemand, der zu der Zeit schon bei Ihnen gearbeitet hat.«
    »Ach so. Also ich selbst arbeite zum Beispiel schon seit 1993 hier.«
    »Dann können Sie sich vielleicht noch an den kleinen Sarg erinnern, der damals in der Nähe des Hotels aufgetaucht ist?«
    »Ja, vage.«
    »Ich habe hier einen Zeitungsbericht über den damaligen Vorfall. Dort heißt es, dass der Ruf des Hotels durch den Fund womöglich Schaden nehmen könnte.«
    »Ja.«
    »Und weshalb?«
    »Ganz sicher bin ich mir nicht. Aber vielleicht wegen der amerikanischen Touristin.«
    »Welcher Touristin?«
    »Na, dieser Frau, die damals verschwunden ist.«
    Er saß einige Sekunden sprachlos da und bat die Rezeptionistin dann, zu wiederholen, was sie gerade gesagt hatte. Rebus stattete dem Erweiterungsbau der Nationalbibliothek an der Causewayside einen Besuch ab. Von der St. Leonard's Street aus waren es bis dorthin zu Fuß gerade einmal fünf Minuten. Als er seinen Ausweis vorzeigte und sein Anliegen vortrug, wurde er zu einem Tisch mit einem Mikrofilmgerät geführt - einem großen beleuchteten Bildschirm mit zwei Spulen. Um das Gerät zu benutzen, musste man den Film auf eine der beiden Spulen stecken und dann auf eine leere Filmrolle wickeln, die auf der zweiten Spule angebracht war. Rebus kannte den Mechanismus bereits aus der Zeit, als sich die Zeitschriftenabteilung noch im Hauptgebäude an der George IV. Bridge befunden hatte. Obwohl er die Bibliotheksangestellten auf die Dringlichkeit seines Anliegens hingewiesen hatte, dauerte es fast zwanzig Minuten, bis ein Bibliothekar mit den Filmbehältern erschien. Eine der Zeitungen, die er bestellt hatte, war der in Dundee erscheinende Courier. Rebus' Familie hatte das Blatt früher selbst abonniert. Bis vor kurzem hatte die Zeitung eher den Charakter eines Anzeigenblättchens gehabt und sogar auf der Titelseite Spaltenbreite Anzeigen abgedruckt. Keine Nachrichten. Keine Fotos. Ja, es hieß sogar, dass der Courier beim Untergang der Titanic mit der Schlagzeile »Mann aus Dundee auf See verschollen« erschienen war. Nicht dass die Zeitung provinziell wäre.
    Rebus hatte den Bericht über den Fund des kleinen Sarges in der Nähe des Huntingtower Hotels mitgebracht und ging jetzt auf dem Bildschirm die Ausgaben der Zeitung durch, die kurz vor diesem Vorfall erschienen waren. Dabei fand er -rund vier Wochen vor dem fraglichen Termin - auf einer Innenseite des Blattes die Überschrift »Verschwinden amerikanischer Touristin weiter ungeklärt«. Bei der achtunddreißig Jahre alten verheirateten Frau handelte es sich um eine gewisse Betty-Anne Jesperson. Sie hatte zusammen mit einer US-Reisegruppe die »Mystischen schottischen Highlands« besucht. Das Foto in der Zeitung stammte aus Betty-Annes Reisepass. Auf dem Bild war eine schwergewichtige Frau mit dunklem, dauergewelltem Haar und einer großen Brille zu sehen. Ihr Ehemann Garry hatte ausgesagt, dass sie bereits morgens vor dem Frühstück häufig einen Spaziergang unternahm. Allerdings hatte niemand im Hotel sie weggehen sehen. Die Polizei hatte damals die ganze Gegend systematisch durchkämmt, im Zentrum von Perth sogar Kopien der Fotografie verteilt. Als Rebus den Film eine Woche weiterspulte, war die Geschichte dem Blatt nur mehr einige Absätze wert. Wieder eine Woche später wurde der Fall bereits in einem einzigen Absatz abgehandelt. Und so verschwand die Geschichte genau wie die arme Betty-Anne selbst allmählich vollständig aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit.
    Nach Auskunft der Hotelrezeptionistin war Garry Jesperson im selben Jahr noch mehrmals in die Gegend zurückgekehrt und hatte im folgenden Jahr sogar weitere vier Wochen dort verbracht. Zuletzt hatte sie von ihm gehört, dass er eine andere Frau kennen gelernt hatte, mit der er von New Jersey nach Baltimore gezogen war.
    Rebus hielt diese Details in seinem Notizbuch fest, saß dann gedankenverloren da und klopfte so lange mit dem Stift auf die Tischplatte, bis ein anderer Benutzer ihn durch ein Räuspern darauf aufmerksam machte, dass er sich durch den Lärm gestört fühlte.
    Dann

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