Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
ohnehin schon völlig ausgeschöpft.«
»Und was machen wir dann? Im Walde pfeifen, bis Philippa zurückkommt, sich telefonisch bei ihren Eltern meldet oder tot aufgefunden wird? Geben Sie mir zwei Leute.«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Sie können einen Beamten haben. Und drei oder vier Tage - dann ist Schluss. Klar?«
Rebus nickte.
»Und noch eins, John: Suchen Sie den Arzt auf, sonst bekommen Sie es mit mir zu tun. Verstanden?«
»Ja, verstanden. Und wen geben Sie mir zur Unterstützung?«
Templer machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wen möchten Sie denn?«
»Geben Sie mir Ellen Wylie.«
Sie sah ihn ungläubig an. »Gibt es dafür einen bestimmten
Grund?«
Er zuckte mit den Achseln. »Fernsehmoderatorin wird sie wohl nicht mehr werden, aber sie ist eine gute Polizistin.«
Templer sah ihn immer noch fragend an. »Okay«, sagte sie schließlich. »Na gut.«
»Und gibt es vielleicht eine Möglichkeit, uns diesen Steve Holly vom Hals zu halten?«
»Ich kann's versuchen.« Sie klopfte mit dem Finger auf die Zeitung. »Ich nehme mal an, dass es sich bei der ›Expertin des Schottischen Nationalmuseums‹ um Jean handelt.« Sie wartete, bis er nickte, und seufzte dann. »Hätte ich mir ja denken können, als ich Sie zwei zusammengebracht habe.« Sie strich sich mit der Hand über die Stirn, wie auch der Farmer es immer getan hatte, wenn Rebus ihm mal wieder großes Kopfzerbrechen bereitet hatte. »Und wonach genau suchen wir?«, fragte Ellen Wylie. Man hatte sie in die St. Leonard's Street beordert, und die Aussicht, mit Rebus zusammenzuarbeiten, schien sie nicht gerade zu begeistern.
»Zunächst müssen wir uns absichern«, sagte er, »und nachweisen, dass die Vermissten nie mehr aufgetaucht sind.«
»Also mit den Angehörigen sprechen?«, sagte sie und machte sich eine Notiz.
»Genau. Was die beiden Leichen anbelangt, sollten wir die Obduktionsbefunde nochmals durchsehen und feststellen, ob die Pathologen möglicherweise etwas übersehen haben.«
»1977 und 1982? Glauben Sie, dass es die Berichte überhaupt noch gibt?«
»Hoffen wir's. Außerdem haben viele Pathologen ein wah-res Elefantengedächtnis.«
Sie machte sich abermals eine Notiz. »Entschuldigen Sie, wenn ich mich wiederhole: Aber wonach suchen wir eigentlich? Geht es Ihnen darum nachzuweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen Frauen und den Särgen gibt?«
»Keine Ahnung.« Aber er wusste genau, was sie meinte. Es war eine Sache, eine Vermutung zu haben, eine andere, auch die nötigen Beweise beizubringen - vor allem vor Gericht. »Und wenn es nur meiner Beruhigung dient«, sagte er schließlich.
»Und das Ganze begann mit ein paar Särgen, oben auf dem Arthur's Seat?« Er nickte, ohne sie mit seinem Enthusiasmus anstecken zu können.
»Wissen Sie was«, sagte er schließlich. »Wenn ich mir das alles bloß einbilde, können Sie mich ja später ausführlich kritisieren, aber vorher müssen wir noch ein bisschen Wühlarbeit leisten.«
Sie zuckte mit den Achseln und machte sich umständlich eine weitere Notiz. »Haben Sie mich angefordert, oder hat man mich Ihnen aufs Auge gedrückt?«
»Ich habe um Ihre Mitarbeit gebeten.«
»Und Hauptkommissarin Templer war damit einverstanden?«
Rebus nickte. »Sehen Sie da ein Problem?«
»Ich weiß nicht recht.« Sie schien die Frage ernstlich zu überdenken. »Wahrscheinlich nicht.«
»Also gut«, sagte er. »Dann los.« Er brauchte fast zwei Stunden, um seine bisherigen Erkenntnisse in den Computer einzugeben. Dabei verfolgte er das Ziel, eine Art Gerüst auszuarbeiten, an dem sie sich bei der weiteren Arbeit orientieren konnten. Er notierte, an welchem Tag, in welcher Zeitung und auf welcher Seite die verschiedenen Berichte erschienen waren. Außerdem ließ er von der Bibliothek Kopien anfertigen. Wylie hängte sich währenddessen ans Telefon und ersuchte die zuständigen Reviere in Glasgow, Perth, Dunfermline und Nairn um Unterstützung. Sie forderte sämtliche noch vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen über die verschiedenen Fälle an und ließ sich die Namen der zuständigen Pathologen nennen. Wann immer sie u lachen anfing, wusste Rebus, was ihr Gesprächspartner gerade gesagt hatte: »Das macht ja wirklich überhaupt keine Arbeit, worum Sie uns da bitten.« Während er auf die Tastatur einhämmerte, hörte er ihr bei der Arbeit zu. Sie wusste ganz genau, wann sie schüchtern und wann sie hartnäckig sein musste. Ihrer Stimme hörte man auch nicht einmal den
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