Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
ihr selbst schaden.
    »Noch einen?«, fragte der Barmann.
    Rebus sah auf die Uhr. »Okay - einen noch.«
    Nicht schlecht die Kneipe: klein und anonym und gut versteckt. Nicht mal ein Name stand draußen an der Tür. Sie lag an einer kleinen Kreuzung in einer Seitenstraße, wo nur Insider hinkamen. In der Ecke saßen kerzengerade zwei alte Stammgäste und starrten zur gegenüberliegenden Wand hinüber. Nur hier und da nuschelte einer von ihnen etwas Unverständliches. Obwohl der Fernseher ohne Ton lief, beäugte der Barmann immer wieder die flackernden Bilder: irgendeine amerikanische Gerichtsserie mit erregt vor der Richterbank auf- und abstolzierenden Anwälten und grauen Wänden. Hier und da erschien in Großaufnahme eine Frau im Bild, die sich aufrichtig Mühe gab, bekümmert zu erscheinen. Da sie sich auf ihre Mimik allein offenbar nicht verlassen wollte, rang sie auch noch verzweifelt die Hände. Rebus schob dem Barmann das Geld über die Theke und kippte dann den Rest seines ersten Glases bis auf den letzten Tropfen in das zweite. Einer der alten Männer hustete und zog die Nase hoch. Sein Nachbar sagte etwas, und er nickte in stummer Zustimmung.
    »Worum geht es da eigentlich?«, wollte Rebus von dem Barmann wissen.
    »Was?«
    »Ich meine in dem Film - worum geht es da überhaupt?«
    »Der übliche Schrott«, sagte der Barmann. Offenbar sah jeder seiner Tage völlig gleich aus - mitsamt den banalen Geschehnissen auf dem Bildschirm.
    »Und?«, fragte der Barmann plötzlich. »Wie geht's so? Wie war Ihr Tag?« Die Worte kamen im reichlich holprig über die Lippen: Ein kleines Schwätzchen mit der Kundschaft gehörte wohl nicht zu seinem Programm.
    Rebus ließ sich kurz die denkbaren Antworten durch den Kopf gehen. Sollte er dem Mann erzählen, dass er womöglich einen Serienmörder auf der Spur war, der bereits seit über zwanzig Jahren sein Unwesen trieb? Oder dass ein junges Mädchen vermisst wurde, das man wahrscheinlich bald tot auffinden würde? Oder dass er vor kurzem in das verzerrte Gesicht eines am Kopf zusammengewachsenen siamesischen Zwillingspaares gestarrt hatte?
    »So lala«, sagte er schließlich. Der Barmann nickte zustimmend, als ob er keine Sekunde eine andere Antwort erwartet hätte.
    Kurz darauf verließ Rebus das Lokal. Ein kurzer Marsch zur Nicolson Street, wo, wie Professor Devlin es vorhergesagt hatte, die Türen zur Surgeon's Hall weit offen standen. Die ersten Gäste betraten bereits das Gebäude. Obwohl Rebus keine Einladung vorweisen konnte, ließ sich das Aufsichtspersonal durch eine kurze Erklärung und die Dienstmarke erweichen. Auf der Empore im ersten Stock standen bereits einige elegant gekleidete ältere Herren mit Gläsern in der Hand. Rebus ging dieTreppe hinauf. Der Bankettsaal war schon für das Dinner eingedeckt, und nur noch ein paar Kellner schwirrten umher und legten letzte Hand an. Direkt am Eingang hatte man einen Klapptisch aufgebaut, ihn mit einem weißen Tuch bedeckt und mit einer Ansammlung von Gläsern und Flaschen bestückt. Das Servicepersonal trug schwarze Westen und darunter weiße Hemden.
    »Bitte, Sir?«
    Rebus wollte schon noch einen Whisky bestellen. Das Problem war allerdings, wenn er erst einmal drei oder vier davon intus hatte, gab es aller Voraussicht nach kein Halten mehr. Und wenn er dann doch irgendwann aufhörte, hatte er just zu dem Zeitpunkt mit den ersten Katersymptomen zu rechnen, da er mit Jean verabredet war.
    »Nur einen Orangensaft, bitte«, sagte er.
    »Heilige Mutter Gottes, endlich kann ich in Ruhe sterben.«
    Rebus drehte sich lächelnd nach der Stimme um: »Und wieso das?«, fragte er.
    »Weil ich jetzt sagen kann, dass mich auf unserem herrlichen Planeten wirklich nichts mehr zu überraschen vermag. Geben Sie dem Mann einen Whisky und nicht zu knapp«, sagte er zu dem Barmann, der schon ein Glas halb mit Orangensaft gefüllt hatte. Der Mann sah Rebus konsterniert an.
    »Den Saft, bitte«, sagte der.
    »So, so«, murmelte Pater Conor Leary. »Aber ich rieche doch, dass du schon Whisky getrunken hast. Unter die Abstinenzler bist du also noch nicht gegangen. Trotzdem möchtest du, wie es scheint, aus einem mir unerfindlichen Grund nüchtern bleiben...«Er legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Ob da vielleicht eine schöne Frau im Spiel ist?«
    »Wieso bist du eigentlich Geistlicher geworden?«, fragte Rebus.
    Pater Leary brüllte vor Lachen. »Hätte ich vielleicht zur Kripo gehen sollen? Mag sein, dass du Recht hast.« Dann sah er

Weitere Kostenlose Bücher