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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Stamminger kicherte. »Mit jungen Studenten als Aktmodelle, und so. Da war mein Erwin ganz schön sauer. Gesichter kann ich aber nicht so gut wie Blumen. Hier, sehen Sie mal.« Sie schlug den Zeichenblock auf und zeigte Christian und Volker jede Menge Rötelzeichnungen und Aquarelle von verschiedenen Blumen.
    »Mit den Augen bin ich nicht zufrieden. Die waren so … undefinierbar. Aber insgesamt kommt es ganz gut hin.« Liesel Stamminger schlug eine Seite in ihrem Block um und präsentierte Christian ein bis ins Detail ausgearbeitetes und sehr lebendiges Kohleporträt von Frank, dem mutmaßlichen Mörder Sarahs. »Der Tübinger Polizei habe ich das gar nicht erst gezeigt. Die halten mich eh für eine senile Alte, die sich nur wichtig machen will«, fügte sie leicht beleidigt hinzu.
    »Ist das was oder ist das nix?«, fragte Yvonne stolz, als hätte sie das Bild selbst gezeichnet. Volker klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. Immerhin war es Yvonnes Idee gewesen, diese alte Dame ernst zu nehmen und sie aufzusuchen.
    »Kann ich das Porträt mitnehmen?«, fragte Christian.
    »Aber natürlich!« Liesel Stamminger löste die Zeichnung vorsichtig aus dem Block und reichte sie ihm.
    Christian steckte das Blatt Papier sorgsam in eine Aktenmappe. »Wir werden Ihre Zeichnung einigen Zeugen in Berlin und München zeigen. Falls irgendjemand den Kerl hier erkennt … Frau Stamminger, Sie haben uns einen Riesenschritt weitergebracht.«
    Liesel Stamminger lächelte vergnügt.
    Als Christian mit Yvonne und Volker im Taxi zurück zum Bahnhof fuhr, bekam auch Yvonne das ihr gebührende Lob für die Eigeninitiative.
    »Und warum siehst du trotzdem nicht richtig froh aus?«, fragte Yvonne. »Glaubst du nicht, dass es der gleiche Täter wie in Berlin und München ist?«
    »Ich halte es für möglich. Nur wirft uns Sarah Kopper die mageren Gemeinsamkeiten über den Haufen, die wir bislang bei Mira Weininger und Catrin Rahnberg ausmachen konnten: Sarah Kopper stammt nicht aus gehobenen Verhältnissen. Sie war kein Einzelkind, sie hatte einen kleinen Bruder. Außerdem ist ihre Mutter nicht alleinerziehend.«
    »Und sie hatte auch kein Einser-Abi und an der Uni nicht so glänzende Erfolge zu verbuchen wie die beiden anderen. Frau Stamminger hat gesagt, dass Sarah sich mit ihrem Studium regelrecht abgemüht hat. Die anderen beiden waren Überflieger. Wir könnten dann also unser Opferprofil in die Tonne treten«, fügte Volker hinzu.
    Christian nickte. Vielleicht waren sie einen großen Schritt weiter. Vielleicht standen sie aber auch wieder ganz am Anfang.
    25. August 2009:
Düsseldorf.
    Als Clarissa am Morgen des nächsten Tages den Aufzug betrat, um nach oben in ihr Büro zu fahren, standen dort schon ihre Assistentin Tanja und Frau Doktor Vera Blanke, die Leiterin des »Ag laia«-Forschungslabors. Die beiden nickten freundlich zur Begrüßung, doch das Gespräch, in das sie eifrig verwickelt gewesen waren, verstummte. Clarissa hatte nur noch etwas von einem Blind Date aufschnappen können. Als Tanja ihr zehn Minuten später frisch gebrühten Kaffee und die Tagespost in ihr Büro brachte, bot Clarissa ihr Platz an. Tanja wusste, das war eine der seltenen Aufforderungen zum Plaudern. Grundsätzlich hielt sich Clarissa zurück, was Firmenklatsch betraf. Meist langweilten die Privatangelegenheiten ihrer Untergebenen Clarissa gewaltig, doch in seltenen Fällen war etwas dabei, das man irgendwann einmal verwenden können würde.
    »Frau Doktor Blanke frönt dem modernen Hobby der Blind Dates?«, eröffnete Clarissa frontal die Fragestunde.
    Tanja nickte, hocherfreut, mit ihren Kenntnissen auftrumpfen zu können: »Schon länger. Sie glauben nicht, was man dabei alles erlebt. Ich hab’s auch mal probiert. Zwei Mal, um genau zu sein, aber es war fürchterlich frustrierend. Ich weiß gar nicht, was sich die Männer einbilden. Da kommen die ältesten und hässlichsten Säcke an, und alle suchen sie eine junge, sexy Elfe unter dreißig. Was ist denn mit uns Frauen über vierzig? Sind wir Gammelfleisch oder was?« Tanja war ehrlich empört.
    »Frau Doktor Blanke ist noch unter vierzig. Und sieht gut aus. Wieso hat sie so was nötig?«, lenkte Clarissa wieder auf den eigentlichen Punkt ihres Interesses. Sie hoffte auf ein paar entlarvende Details.
    »Ich bin ja nun auch nicht gerade hässlich«, entrüstete sich Tanja spontan.
    »Keineswegs. Sonst wären Sie nicht die Repräsentanz in meinem Vorzimmer, Tanja.«
    Tanja war versöhnt: »Ach, bei

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