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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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der Blanke ist das die übliche Geschichte. Vor ein paar Monaten ist sie von ihrem beziehungsunfähigen Kerl verlassen worden. Da hat sie sich abends nach einer Flasche Wein mit einer Freundin mal eingeklickt. Nur so aus Neugier. Und seitdem ist sie angefixt und hat ein Date nach dem anderen.«
    Clarissa lächelte in sich hinein. Sollte die Leiterin ihres Forschungslabors etwa wild durch die Gegend vögeln?
    »Aber der Richtige hat sich noch nicht eingefunden?«, fragte sie beiläufig und öffnete dabei die Post. Sie war heilfroh, dass kein Päckchen ohne Absender dabei war.
    »Gibt’s den überhaupt, den Richtigen? Und wie viele Frösche muss man küssen, bis der Prinz vor einem steht?«
    Langsam begann das Gespräch Clarissa zu langweilen. Sie hasste es, wenn Frauen sich die dämliche Diktion von Frauenzeitschriften aneigneten und sich dabei unglaublich hip fühlten. Als wäre die Welt eine einzige »Sex and the City«-Kolumne. Clarissa gab keine Antwort.
    »Jedenfalls hat die Blanke schon jede Menge Spaß gehabt. Aber jetzt will sie’s erst mal lassen.«
    »Wieso das denn?«
    Tanja lächelte milde: »Frau Doktor Wedekind, Sie sollten nicht nur die Financial Times und so was lesen, sondern ab und zu auch mal ein Boulevardblatt. Die Frauen in Deutschland haben alle Angst vor dem Herzausreißer.«
    Clarissa ließ den Brief eines Zulieferers sinken und starrte Tanja an. »Was sagen Sie da?«
    In den folgenden fünf Minuten erfuhr Clarissa jedes bislang in der Presse veröffentlichte Detail über die Morde in München und in Berlin. Inklusive der Tatsache, dass bei beiden Opfern die Herzen entfernt und nicht gefunden worden waren. Mit angemessener Betroffenheit, aber ohne auch nur einen Deut von ihrem wirklichen Gefühlsaufruhr nach außen dringen zu lassen, entließ Clarissa ihre Assistentin ins Vorzimmer. Kaum war Tanja draußen, fuhr Clarissa ihren Computer hoch und recherchierte die Schlagzeilen der vergangenen Wochen wie auch die des Aprils in München. Schnell wurde ihr wieder klar, warum sie nur Fachpresse las. Es gab so vieles, was sie nicht wissen wollte. Etwa, wer sich für die nächste Staffel ins Dschungelcamp begeben wollte. Oder warum Schumi sein Comeback abgesagt hatte. Im Grunde hatte sie auch nicht wissen wollen, wo das Herz herkam, das kürzlich hier auf diesem Schreibtisch vor ihren Augen gelegen hatte. Jetzt wusste sie es. Nein, sie ahnte es. Aber glauben wollte sie es nicht. Clarissa fischte ihr Privathandy aus der Tasche und bestellte Thomas Howela für den Abend in ihre Wohnung.
     
    Als Howela auf die Minute pünktlich bei ihr eintraf, hatte Clarissa schon zwei Single Malt geleert. So viel Alkohol wie in den letzten Tagen trank sie sonst in einem Monat. Sie bot Howela ebenfalls einen Whisky an und schenkte sich den dritten ein.
    »Kann ich auf Sie zählen? Hundertprozentig?«
    »Ich bin Ihr Mann.«
    Clarissa betrachtete ihn prüfend und beschloss, ihm vorerst zu trauen. Sie hatte keine Wahl. In knappen Sätzen erzählte sie ihm von dem Päckchen, das sie kürzlich erhalten hatte, und dem naheliegenden Verdacht, dass es sich bei ihrem Erpresser und dem gesuchten Frauenmörder um ein und dieselbe Person handeln könnte. Howela nahm die Neuigkeiten mit ungerührter Professionalität auf.
    »Sie sollten mit der Kripo reden.«
    »Ich wusste, dass Sie das sagen würden.«
    Zum ersten Mal lächelte Howela: »Und ich weiß, was Sie antworten werden: Kommt nicht infrage.«
    »Genau. Deswegen noch einmal: Kann ich auf Sie zählen?«
    »Diskretion ist ein wesentlicher Teil meines beruflichen wie auch privaten Profils. Allerdings muss ich Ihnen ein paar sehr direkte Fragen stellen.«
    Clarissa nickte.
    »Gibt es irgendeine wie auch immer geartete Beziehung zwischen Ihnen und den Opfern in München und Berlin?«
    »Ich habe heute alles darüber gelesen, was ich finden konnte. Keinerlei Verbindung. Ich kannte weder die beiden jungen Frauen, noch habe ich jemals ihre Namen gehört noch mit ihren Familien Kontakt gehabt. Mir ist das Ganze ein Rätsel.«
    »Das wir lösen werden. Fühlen Sie sich bedroht? Glauben Sie, dass er Sie auch umbringen will?«
    Clarissa schüttelte entschieden den Kopf: »Das hätte er ganz leicht in Hamburg tun können. Außerdem bin ich keine attraktive Studentin Mitte zwanzig.«
    »Haben Sie das Herz irgendwo aufbewahrt?«
    »Warum sollte ich? Ich hielt es für einen absurden bösen Scherz. Ein Herz aus einem Krankenhaus. Oder einer Leichenhalle, was weiß ich.«
    »Nur so aus

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