Puppenspiele
Morgenmantel, den er ihr auszog, noch bevor er ein Wort sagte. Sie waren sofort im Bett gelandet. Erst als sie sich nach der schnellen Nummer wieder ankleideten, erstattete er Bericht über seinen Besuch in London bei Anthony Parkinson.
»Lassen Sie das bitte, Hysterie passt nicht zu Ihnen!« Howela fand es amüsant, Clarissa weiterhin zu siezen, obwohl er gerade seinen Kopf zwischen ihren Beinen gehabt hatte. Das erinnerte ihn an Jean Paul Sartre und die Beauvoir, die sich trotz jahrzehntelanger Beziehung auch beim Sex immer gesiezt haben sollten.
»Wenn Ihnen die Londoner Polizei auf die Spur kommt! Gibt es irgendeine nachweisliche Verbindung von Ihnen zu mir? Ich hoffe doch nicht!«
»Jetzt bin ich aber beruhigt. Ich dachte schon, Sie hätten ein moralisches Problem mit Mord.« Howela zog in aller Gemütsruhe seine rechte Socke an und suchte die linke. Er konnte sie partout nicht finden.
Clarissa beruhigte sich ein wenig. Sie konnte es jetzt eh nicht mehr ändern. »War das denn nötig?«
»Nicht unbedingt. Aber ich vermute, dass die Buschtrommel innerhalb kürzester Zeit bis zu Niklas Schmitt klingen wird. Dann weiß er, dass wir nicht spaßen.«
»Sie glauben doch nicht etwa, dass er Angst vor Ihnen hat?« Clarissa lachte verächtlich auf. Gleichzeitig wurde ihr klar, wie absurd diese Äußerung klang. Als wäre sie stolz auf diesen Irren.
Auch jetzt ließ sich Howela nicht aus der Ruhe bringen. »Das würde ich ihm ernsthaft raten.«
»Und wie geht es jetzt weiter?«
»Ich hoffe, dass das Ableben seines britischen Freundes ihn aus der Deckung lockt. Man muss nur mal kräftig auf den Busch klopfen, dann kommen die Schlangen hervorgekrochen. Funktioniert fast immer und überall. Wie ein Naturgesetz. Außerdem habe ich Parkinsons Laptop an einen vertrauenswürdigen Freund gegeben, der für seine Fingerfertigkeit am Computer berüchtigt ist. Falls da irgendeine Information über Niklas Schmitt gespeichert ist, und da verwette ich meinen faltigen Hintern, wird mein Mann sie finden, und sei sie noch so gut versteckt. Ich hoffe auf Schmitts Adresse. Irgendeine feste Basis wird der Kerl haben. Oder wir finden zumindest eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme.«
Clarissas Handy klingelte. Sie ging ins Wohnzimmer, nahm das Gespräch an, hörte kurz zu und versprach, gleich ins Büro zu kommen. Howela folgte ihr ins Wohnzimmer, goss sich einen Tonic mit einem Hauch von Gin ein.
Clarissa legte auf und sah wütend zu ihm: »Das war meine Assistentin. Eben hat die Kripo in der Firma angerufen. Sie haben heute Morgen in der Nähe irgendeines Kaffs namens Haltern am See einen Düsseldorfer Mietwagen gefunden, der im Zusammenhang mit einem Entführungsfall gesucht wurde.«
»Und?«
»Der Wagen ist von einem Marc Shelley angemietet worden – über meine Firma! Angeblich für eine Dienstfahrt. Was denkt der Kerl sich dabei?!«
»Er will dich ärgern.«
»Das gelingt ihm ganz hervorragend! Zuerst taucht er in der Firma auf und jetzt schickt er mir die Polizei auf den Hals!«
»Du hast gerade eine E-Mail bekommen«, sagte Howela beiläufig. Sein größtes Problem war im Moment die fehlende linke Socke. Clarissas Laptop stand mit geöffnetem Mailprogramm auf dem Schreibtisch und zeigte einen Neueingang an. Clarissa öffnete die Mail, die laut Länderkennung aus China kam. Sie las kurz, erblasste und schob Howela das Laptop zu.
Einen wunderschönen guten Morgen, Clarissa, ich darf Sie doch so nennen? Ich soll Sie von N. grüßen. Er ist ziemlich pissed, dass Ihr Scherge unseren Kumpel in London kaltgemacht hat. War das dieser armselige Wicht, der mich in meinem Staatsdomizil in Frankfurt besuchte? Außerdem versucht seit ein paar Stunden irgendeine Null in das Computersystem unseres verblichenen Freundes einzubrechen. Ich habe dem unbegabten Hacker noch ein paar zusätzliche Hürden eingebaut. Mal sehen, wie schnell er die nimmt. Falls überhaupt. Aus reiner Sportlichkeit gebe ich ihm noch zwei Minuten, dann fliegt er hochkant raus. Ist das auch der dicke kleine Mann? Schätze, nein. Der ist wohl eher fürs Grobe. Zumindest sieht es so aus. Außerdem hat er ja Besseres zu tun. Doch genug geplaudert. N. lässt Ihrem Adlatus ausrichten, dass er seine Aktion in London bitter bereuen wird. Und von Ihnen, Clarissa, ist er extrem enttäuscht. Dass Sie mit dem kleinen, fetten Mann gerade gevögelt haben, hält er für sehr stillos und unter Ihrer Würde. Die linke Socke vom Schwabbelbauch liegt übrigens unter der
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