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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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sie wie um Jessica. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass Jenny ihm fremd ist. Dass sie ihm ein bisschen unheimlich vorkommt. Jenny ist ganz anders als Jessica. Viel kontrollierter, viel … Ich weiß auch nicht. Aber ich liebe sie abgöttisch. Wenn ihr was passiert wäre … Ich habe keine Ahnung, wie ich weitergemacht hätte mit meinem Leben.«
    Frau Jacob traten allein schon bei der Vorstellung Tränen in die Augen. Anna drückte ihre Hand und lächelte ihr warmherzig zu.
    »Finden Sie den Mann, der Jenny entführt hat. Der all die jungen Frauen getötet hat. Er muss weg. Weg von der Straße. Andere Mütter sollen nicht solche Angst haben müssen, wie ich sie hatte.«
    Anna versprach es Frau Jacob. Dann ging sie hoch in Jennys Kinderzimmer, wo Christian gerade über die unterschiedliche Größe der Ohren bei indischen und afrikanischen Elefanten belehrt wurde. Anna teilte ihm mit, dass sie nach Berlin aufbrechen konnten.
    »Keine Tests?« Christian war überrascht.
    »Ich habe erfahren, was ich wissen wollte.«
    Sie verabschiedeten sich herzlich von Jenny und ihrer Mutter. Kaum waren sie losgefahren, erzählte Anna von Jennys IQ und wies darauf hin, dass die anderen Opfer, wenn man von Sarah Kopper absah, ebenfalls außerordentlich intelligent gewesen zu sein schienen. Jedenfalls konnte man das aus ihren Zeugnissen und akademischen Leistungen schließen. Christian hatte diesen Umstand auch schon bemerkt, ihm jedoch keine allzu große Bedeutung beigemessen. Intelligente Menschen waren seiner Meinung nach zwar selten, aber keine Weltwunder.
    »Wir sprechen hier von Hochbegabung«, meinte Anna. »Jenny könnte jetzt schon Mitglied im Mensa-Klub werden. Ab einem IQ von 130 wird man da aufgenommen. Das schaffen nur zwei bis drei Prozent aller Kinder.«
    Christian wunderte sich, dass auch Kinder schon in den Mensa-Klub können. Er wurde von Anna darüber aufgeklärt, dass vor wenigen Jahren eine Zweijährige aus Südengland als bis dato jüngstes weibliches Mitglied aufgenommen worden war. Sie besaß einen IQ von 152 und spielte damit in der Liga von Stephen Hawkins und anderen Geistesgrößen. Christian kam ins Grübeln. Er würde auf jeden Fall überprüfen, ob die anderen Mordopfer auch jemals einen IQ-Test gemacht hatten. »Wird Intelligenz eigentlich vererbt, oder kann man die lernen oder antrainieren?«
    »Da streiten sich die Geister. Dass sie genetisch bedingt ist, steht außer Frage. Nur wie groß der Anteil der Erbanlagen an der tatsächlichen Ausprägung der Intelligenz ist, kann keiner mit Bestimmtheit sagen. Soziale Faktoren sind mit entscheidend. Das ist ungefähr so wie bei der Körpergröße, von der bekannt ist, dass sie zum Großteil genetisch bedingt ist. Diese Ursache kann jedoch nur innerhalb einer Schicht als ausreichend angesehen werden, zwischen verschiedenen sozialen Schichten entsteht trotzdem ein Unterschied, der heutzutage mit drei bis vier Zentimetern angegeben wird. Mit zunehmend wirtschaftlichem Wohlstand steigt überraschenderweise auch die Körpergröße ganzer Nationen.«
    »Die Mütter der Opfer aus München, Berlin und Straßburg sind alle selbst sehr intelligent, ihre Töchter sind in privilegierten Haushalten aufgewachsen. Bei Sarah Kopper trifft beides nicht zu, aber bei der trifft ja so vieles nicht zu, dass ich langsam glaube, ich kann sie von unserer Liste streichen. Und jetzt Jenny! Ihr Vater ist Autoschlosser, ihre Mutter Hausfrau. Sicher nette und kluge Menschen, aber hochbegabt?«
    »Für dieses Rätsel gibt es eine ganz einfache Erklärung.« Anna erzählte Christian von Herrn Jacobs Unfall und den fatalen Folgen für seine Zeugungsfähigkeit. Mitten in ihrem Satz über die darauffolgende Familienplanung von Frau Jacob schrie Christian plötzlich auf: »Halt an, halt sofort an!«
    Anna fuhr vor Schreck fast in die Straßenböschung. Sie schaffte es gerade noch auf einen buckligen Wiesenstreifen. »Was ist denn? Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    »Begreifst du nicht? Jenny ist ein Retortenbaby!«
    »Und? Davon gibt es inzwischen Millionen, wenn ich recht informiert bin etwa drei.«
    »Heute. Ja. Aber die Opfer aus München und Berlin wurden in den Achtzigern geboren, Sandrine Lacour aus Straßburg Ende der Siebziger! Da waren Retortenbabys noch eine Art Experiment!«
    »Wie kommst du denn darauf, dass die anderen auch invitro gezeugt wurden?«
    »Sag ich ja gar nicht, Herr im Himmel!« Christian stand völlig unter Strom. »Aber was wäre, wenn? Denk doch mal an die

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