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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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wir bei Margerita nicht Cocktails getrunken?«
    »Das haben wir«, bestätigte Lisa. »Du mit und ich ohne Alkohol.«
    Jetzt erinnerte er sich. In seinem Drink hatte immer ein Schirmchen gesteckt, in ihrem aber nicht. Das war ihm aufgefallen, doch er hatte sich nichts dabei gedacht.
    »Dies hier ist wirklich ein schöner Ort zum Leben«, sagte Lisa und fragte: »Wohnst du auf dieser Seite des Sees oder auf der anderen?«
    Er freute sich über ihr Interesse und wollte gerade antworten, als einer der Kellner, der an ihrem Tisch vorbeiging, sich bückte und eine Karte vom Boden aufhob.
    »Die ist Ihnen heruntergefallen«, sagte der Kellner zu Lisa.
    Daraufhin griff sie so blitzschnell nach der Karte, dass Michael nur in letzter Sekunde den Schriftzug Happy Birthday erhaschte.
    »Hast du heute Geburtstag?«, fragte er neugierig.
    »Nein. Heute nicht.« Sie lächelte. »Aber morgen.«
    »Du hast morgen Geburtstag? Aber das müssen wir feiern«, rief er überschwänglich, fügte jedoch vorsichtig hinzu: »Natürlich nur, wenn du das möchtest.«
    »Sehr gern sogar«, antwortete sie. »Ich würde mich sehr freuen, meinen Geburtstag gemeinsam mit dir zu feiern.« Dann öffnete sie ihre braune Leinentasche und ließ die Karte darin verschwinden. Während Michael sie
dabei beobachtete, kam ihm ein eigenartiger Gedanke. Die ganze Zeit über hatte Lisas Tasche ungeöffnet neben ihr auf dem Stuhl gelegen. Wie in aller Welt war die Karte dann auf den Boden gekommen?
    »Was überlegst du?«, wollte sie wissen und schaute ihn mit ihren schwarzen Augen verführerisch an. Diese Augen könnten Vulkane zum Ausbruch bringen, dachte Michael nervös und vergaß darüber alles, was ihn gerade beschäftigte.
    In Lisas Nähe konnte er nicht mehr klar denken. Außerdem wurde gerade das Essen serviert.

    Der Nachmittag verging wie im Flug, und als Michael, mit furchtbar schlechtem Gewissen, in die Firma zurückkam, war es bereits neunzehn Uhr. Gehetzt lief er den langen, schmalen Gang entlang, vorbei an unzähligen dunklen, verlassenen Büros. Lediglich der großzügige Bereich der Geschäftsleitung am Ende des Flurs war noch hell erleuchtet, und im Vorzimmer saß, auch um diese Zeit, Frau Meierhöfer an ihrem Schreibtisch.
    »Sind sie da drin?«, fragte Michael atemlos und zeigte auf die Bürotür seines Vaters.
    Die Meierhöfer schüttelte den Kopf.
    »Dann sind sie unten im Labor«, vermutete Michael.
    Sie aber schüttelte erneut den Kopf.
    »Etwa immer noch bei Kolberg in der Klinik?«
    Nun umspielte ein verschmitztes Lächeln Frau Meierhöfers schmalen Mund, und da wusste Michael, dass etwas nicht stimmte.

    Fragend sah er sie an, während sie ihm durch einen Wink zu verstehen gab, dass er ein bisschen näher kommen sollte.
    Verwundert beugte er sich zu ihr herab.
    »Mr Ming hat eine Magen-Darm-Grippe«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Dann legte sie sofort den Zeigefinger auf ihren Mund und wies auf Rudolfs Büro.
    Sein Vater schien noch da zu sein, weshalb sie im Flüsterton erklärte: »Mr Ming hat vom Arzt zwei Tage strikte Bettruhe verordnet bekommen und eine Diät.«
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte Michael ungläubig.
    Sie nickte und kicherte leise, als sie hinzufügte: »Es gibt Dinge, die regeln sich einfach von selbst.«
    Grinsend ging Michael in sein Büro. Dort ließ er sich in seinen Schreibtischsessel fallen und hätte am liebsten laut gejubelt vor Glück. Da dies aber unmöglich war, ballte er beide Hände zur Faust und richtete seinen Blick dankbar in Richtung Zimmerdecke.
    Da hatte ihm jemand von oben geholfen. Eine kleine Magen-Darm-Grippe, und schon waren die Probleme gelöst. Seine Laune stieg im Sekundentakt. Nun konnte er morgen den ganzen Tag mit Lisa verbringen, ohne sich wieder mit seinem Vater streiten zu müssen. Es gab keine bösen Worte, und er musste sich weder rechtfertigen noch entschuldigen.
    Er musste sich nur eine tolle Überraschung für ihren Geburtstag ausdenken. Vielleicht fiel ihm etwas Außergewöhnliches ein?
    Das Telefon klingelte. Automatisch nahm er ab. Er hatte die Stimme von Frau Meierhöfer erwartet, doch es meldete
sich sein Freund Erik. Auch den schickte der Himmel, denn wenn sich jemand mit Frauen auskannte und gute Ideen hatte, dann er.
    Deshalb unterbrach Michael ihn auch sofort, als Erik gerade beginnen wollte, von seinen neusten Erlebnissen und Errungenschaften zu berichten. Schade, dass es für Fraueneroberungen keine Pokale gab, so wie für gewonnene Golfturniere. Erik hätte Vitrinen

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