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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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ließ er die Schultern sinken und gab die Hoffnung schon auf, als er plötzlich ein leises Ja hörte. Hatte sie eben Ja gesagt? Fragend, fast überrascht, blickte er sie an. Daraufhin sagte sie es noch einmal, dieses Mal aber laut und deutlich: »Ja.«
    Wie von Sinnen sprang er auf, riss sie in die Arme, küsste sie und drehte sich zu den anderen Menschen um. »Sie will mich heiraten!«, rief er euphorisch.
    Herrn Hofstetters Kunden applaudierten. Einige Damen zückten sogar ihre Taschentücher, und auch Herr Hofstetter kam gerührt auf sie zu, um zu gratulieren. Vorher aber schickte er die Dame im schwarzen Kostüm einen Fotoapparat holen.
    Michael schwebte im siebenten Himmel. Er war so aufgeregt, dass er die Glückwünsche und Gratulationen
nur wie aus der Ferne mitbekam. So glücklich hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt. Er glaubte zu träumen. Als wäre das alles gar nicht wahr. Er würde Lisa heiraten. Wer hätte das noch vor einer Woche gedacht?

    Er erholte sich erst wieder, nachdem er im Café gegenüber den zweiten doppelten Espresso getrunken hatte. Und auch in Lisas Gesicht kehrte langsam wieder Farbe zurück, obwohl sie noch immer sehr angespannt wirkte.
    »Ich kann dich nicht einfach wegfliegen lassen«, erklärte er ihr, »denn du bist die Frau meines Lebens. Ich will mit dir zusammen sein.«
    »Aber du kennst mich doch gar nicht«, erwiderte sie.
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Wann kennt man einen Menschen schon? Manche Paare trennen sich nach zwanzig Jahren und behaupten, den anderen nie gekannt zu haben. Es gibt kein Patentrezept für die Liebe. Wir können es nur versuchen.«
    »Da hast du recht«, entgegnete sie leise.
    Er legte seine Hand auf die ihre. »Du machst dir Sorgen, nicht wahr? Du wolltest dir ein neues Leben aufbauen und gibst nun deine Pläne für mich auf. Doch durch unsere Heirat bist du abgesichert. Dieser Schritt wird für dich kein unüberschaubares Risiko sein.«
    Sie sah an ihm vorbei und starrte aus dem Fenster. Sie hatte ihm gar nicht zugehört, zumindest hatte er diesen Eindruck. In ihrem Kopf schienen sich die Gedanken zu überschlagen. Tiefe Falten hatten sich in ihre Stirn gegraben. Sie wirkte ernst, nachdenklich und überhaupt
nicht glücklich. Ganz und gar nicht wie eine Frau, die eben einen Heiratsantrag angenommen hatte.
    »Was beschäftigt dich?«, fragte er.
    Sie machte eine abwehrende Geste. Anscheinend wollte sie nicht darüber reden.
    »Vorübergehend werden wir im Haus meiner Eltern wohnen«, sagte er. »Aber es gibt an der Villa einen Anbau mit einem eigenen Eingang, der nur darauf wartet, von uns bezogen zu werden. Wir müssen ihn nur noch renovieren und schön einrichten. Es lebt sich gut dort am See. Es wird dir gefallen, ganz bestimmt, und wenn wir erst einmal Kinder haben … Möchtest du eigentlich Kinder?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie zögernd und schwieg für ein paar Minuten. Danach fragte sie: »Könntest du dir vorstellen, in der Dominikanischen Republik zu heiraten? Das wird sehr romantisch, und ich könnte gleich meine Angelegenheiten regeln. Immerhin muss ich meinen Job kündigen und will mich von meinen Freunden verabschieden.«
    »Aber dafür müssen wir nicht das eine mit dem anderen verbinden«, erwiderte Michael, weil dieser Gedanke ihm nicht gefiel.
    »Trotzdem möchte ich gern dort heiraten«, sagte sie. »Das wäre mein größter Wunsch.«
    Er überlegte. Was war im Grunde schon dagegen einzuwenden? Eine Hochzeit am Strand war sicherlich sehr romantisch. Er sollte ihr das nicht abschlagen.
    »So kommt meine Mutter wenigstens auch einmal in die Karibik«, scherzte er und fügte hinzu: »Darüber wird sie sich sehr freuen.«

    Lisa schüttelte den Kopf. »Nein! Keine Gäste. Nur wir zwei allein.«
    Erstaunt sah er sie an. Sie wollte eine Hochzeit ohne Gäste? Ohne Familie und Freunde?
    Sein erster Impuls war Ablehnung. Er hatte sich immer eine große Hochzeit gewünscht, die Braut im weißen Kleid, eine Kutschfahrt, eine kirchliche Zeremonie und eine riesige Feier. Ansprachen und Glückwünsche und Geschenke, das gesamte Programm eben.
    Und nun wollte Lisa mit ihm ganz allein sein, in einem fernen Land. Damit musste er sich erst einmal anfreunden.
    Andererseits konnte er sie verstehen. Sie kannte weder seine Familie noch seine Freunde, und da Michael mit der Hochzeit nicht lange warten wollte, lernte sie all diese Menschen bis dahin auch nicht kennen. Es wären alles Fremde für sie. Wahrscheinlich machte ihr

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