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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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zurückgab, um das Leben seiner Leute zu retten. Somit fand seine Liebe kein Happy End. Die Prinzessin war für immer verloren. Während Michael an seine mit zwölf Jahren geschriebene Geschichte dachte, fiel ihm auf, dass er inzwischen einiges gemeinsam hatte mit dem Piratenkapitän. Auch er hatte seine Prinzessin
mitten im Karibischen Meer gefunden, um genau zu sein: in acht Meter Tiefe. Blieb zu hoffen, dass seine Liebe glücklicher enden würde als die des Piratenkapitäns. Denn Lisa zu verlieren war für ihn unvorstellbar. Er liebte sie und hatte noch nie zuvor so tief für eine Frau empfunden. War sie nicht bei ihm, verspürte jede Faser seines Körpers Sehnsucht nach ihr, und war sie in seiner Nähe, begann seine Haut so stark zu kribbeln, als liefen tausend Ameisen darüber. Er wollte nur sie. Keine andere, obwohl ein Gefühl ihm sagte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Doch was es auch war, er wollte sie unter keinen Umständen verlieren. Er musste nur endlich herausfinden, was es mit diesem vermissten Mädchen auf sich hatte.
    Ein Ruck ging plötzlich durch ihn hindurch. Es war, als hätte sein Großvater zu ihm gesagt: Quäle dich nicht weiter, sondern pack es an!
    Mit einem Satz sprang er vom Schreibtisch. Er hatte jetzt einen Plan. Er musste Lisa die richtigen Fragen stellen. Er musste sie endlich dazu bringen, ihm ihre Geheimnisse zu offenbaren, ohne sie dabei unter Druck zu setzen oder ihr von seinem Besuch auf dem Standesamt zu erzählen. Und wenigstens ein einziges Mal wollte er von ihr hören, dass sie ihn liebte, denn das hatte sie bisher noch nie gesagt. Auch nicht in dieser einen besonderen Nacht in der Karibik.
    Er schloss die Fenster und die Fensterläden. Bevor er den Raum jedoch verließ, blieb er noch einmal an der Tür stehen und drehte sich nachdenklich um. Hier war alles wie immer, und trotzdem vermisste er etwas. Doch
er wusste nicht, was. Es wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen.

    Als Lisa in einem kuscheligen weißen Bademantel aus dem Bad kam, öffnete Michael alle Schubladen seines Schreibtisches und wühlte so lange darin herum, bis sie endlich fragte: »Was suchst du eigentlich?«
    »Das Quanga«, antwortete er und beobachtete aus den Augenwinkeln heraus ihr verdutztes Gesicht. »Weißt du vielleicht, wo es ist?«
    Sie ging zum Kleiderschrank und zog die Palmenblätteracht unter ihren Pullovern hervor.
    »Was hast du damit vor?«, wollte sie wissen, als sie ihm das Quanga gab. Dann nahm sie auf dem Sofa Platz, und er setzte sich dicht neben sie.
    »Ich möchte es über unserem Bett aufhängen«, erklärte er ihr. »Du hast doch gesagt, dass es unsere Liebe beschützt.«
    Sie wirkte verwirrt. Wahrscheinlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass er plötzlich an den Zauber glaubte. Doch er blieb bei seiner Version: »Du hast gesagt, es sei ein Glücksbringer für unsere Liebe, eine Art Talisman. Dann wäre der Platz über dem Bett genau richtig.«
    »Aber warst du nicht der Meinung, dass wir so etwas nicht brauchen?«, fragte sie.
    »Da hast du recht. Nur inzwischen sehe ich das anders.« Er betrachtete die Palmenblätteracht mit dem Glasstein in der Mitte. »Du hast gesagt, dass nichts und niemand die Wirkung eines Quangas außer Kraft setzen
kann. Und wenn das so ist, dann werden wir uns für immer lieben, nicht wahr?«
    Sie lächelte. Seinen plötzlichen Sinneswandel nahm sie ihm nicht ab, das verriet ihr misstrauischer Blick.
    Er hakte noch einmal nach: »Ist es denn so?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte sie leise. »Manchmal gibt es böse Dämonen, die stärker sind als die Liebe.«
    »Obwohl die Liebe vom Himmel beschützt wird?«
    »Wird sie das?«
    »Ganz sicher. Aber nur, wenn zwei Menschen sich wirklich lieben.« Er legte ihre linke Hand auf die Palmenblätteracht, seine rechte darüber, so wie es auch die Priesterin getan hatte, und fragte: »Liebst du mich?«
    Erschrocken sah sie ihn an.
    Er wiederholte seine Frage: »Liebst du mich?«
    Eine Antwort bekam er jedoch nicht.
    »Liebst du mich?«, fragte er noch einmal.
    Sie schwieg.
    Er merkte, dass er sie mit dieser Frage quälte. Dabei wollte er die drei Worte so gern aus ihrem Mund hören. Doch Lisa sagte sie nicht. Warum nur?, dachte er. Weil sie ihn nicht liebte? Oder weil sie es nicht sagen konnte? Weil Liebe für sie Schmerz bedeutete? Plötzliches Verlassenwerden? Weil die Vergangenheit noch immer ihre Schatten auf das Hier und Heute warf? Deshalb musste er herausfinden, was damals geschehen war. Um

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