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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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befand sich ein kleiner Waldparkplatz, auf dem Ausflügler und Spaziergänger ihre Autos abstellten. In diesen bog Lisa jetzt ein. Kurz darauf schoss ein Wagen auf die Straße - Michael konnte sich gerade noch hinter einem Baum verstecken - und raste an ihm vorbei in Richtung See. Er erkannte ein Hamburger Kennzeichen, mehr war in der Kürze der Zeit nicht möglich. Er sah dem Wagen nach, bis die Rücklichter immer schwächer und schwächer wurden und in der Dunkelheit verschwanden. So fand seine Verfolgung ein jähes Ende. Doch er durfte nicht enttäuscht sein. Er war einen großen Schritt vorangekommen.
    Er wusste jetzt nicht nur, dass Lisa ein Auto fuhr, das er nicht kannte, sondern auch, dass eine der beiden Kameras am Eingangstor einen toten Winkel hatte. Zumindest nahm er das an und startete, wieder am Tor angekommen, einen Selbstversuch. Da er keine Fernbedienung bei sich trug, gab er den Zahlencode manuell in den kleinen Kasten am unteren Mauerwerk ein und wartete, bis das Tor sich vollends geöffnet hatte. Nun legte er sich auf den Bauch und kroch, so wie Lisa vorhin, entlang der Mauer durch das Tor hindurch. Das war nicht gerade die bequemste Art der Fortbewegung und sogar ziemlich anstrengend. Bei Lisa hatte es viel leichter ausgesehen.
    Später im Sicherheitsraum bestätigten sich seine Vermutungen. In den Aufzeichnungen war nichts zu erkennen. Nicht einmal das Öffnen des Tores hatten die Kameras in der Dunkelheit registriert. Es war lediglich
zu sehen, dass er selbst das Grundstück verlassen hatte und durch das sich schließende Tor hinausgehuscht war.
    Da die Sicherheitsleute, und auch sein Vater, von dieser Aktion aber nichts erfahren durften, nahm er die DVD aus dem Aufzeichnungsgerät und legte eine neue, noch unbespielte ein. Er startete die Aufzeichnung jedoch nicht, so konnten die Sicherheitsleute morgen früh ein Versagen der Technik vermuten oder sich etwas anderes zusammenreimen. Diese DVD jedenfalls würde Frau Meierhöfers Aktenvernichter in schmale, unbrauchbare Streifen zerteilen. Sein nächtlicher Ausflug hatte somit niemals stattgefunden.

    Michael war gerade mit dem Ankleiden fertig, als Lisa in ihren Sportsachen vom See zurückkam. Dort hatte sie wie jeden Morgen ihre Yogaübungen gemacht; das hatte er vom Fenster aus beobachtet. Obwohl sie sehr wenig geschlafen hatte, schien sie vollkommen fit zu sein, während ihm die letzte Nacht in den Gliedern steckte. Nur durfte er sich das nicht anmerken lassen.
    »Guten Morgen, Schatz«, rief er ihr deshalb betont fröhlich zu. »Hast du gut geschlafen?«
    »Wie ein Bär«, sagte sie.
    Interessant, dachte er und fragte: »Was hast du heute vor? Wolltest du nicht mit Mama nach München fahren, um bei Käfer für den Hochzeitstag einzukaufen?«
    »Das machen wir auch«, gab sie zurück, »aber erst heute Nachmittag.«

    Sein Handy klingelte. Es war Frau Meierhöfer. Sie hatte Neuigkeiten von Martin Schuster.
    »Stellen Sie sich vor, er hat gestern Abend bei seinen Eltern angerufen«, berichtete sie. »Angeblich ist er bei einem Freund in Stuttgart, der einen schweren Autounfall hatte. Das hat ihn wohl so mitgenommen, dass er vergaß, die Firma zu informieren.«
    Skeptisch fragte Michael: »Glauben Sie das?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Frau Meierhöfer. »Aber seine Mutter scheint es zu glauben. Trotzdem halte ich es für unwahrscheinlich. Was schlagen Sie vor? Was sollen wir tun?«
    Er überlegte. »Gar nichts. Wir warten erst einmal ab, wie die Dinge sich entwickeln.«
    Martin Schuster würde sich im Laufe des Tages in der Firma melden, da war er ganz sicher.
    »Wie war Ihr Pilateskurs?«, fragte er.
    »Sehr aufschlussreich«, sagte sie. »Doch das erzähle ich Ihnen später. Ihr Vater kommt gerade.«
    »In Ordnung, bis gleich.« Er drückte das Gespräch weg und sah auf die Uhr. Wieso war sein Vater schon wieder so früh im Büro?
    »Was war los?«, wollte Lisa wissen. »Was Ernstes?«
    »Einer unserer Chemiker ist gestern nicht zur Arbeit erschienen«, erzählte er ihr. »Vielleicht erinnerst du dich, du hast ihn neulich im Labor kurz kennengelernt. Wir haben uns große Sorgen gemacht. Aber inzwischen hat sich alles aufgeklärt. Er ist wohl bei einem Freund in Stuttgart.«
    »Aha«, sagte Lisa.
    Er horchte auf. »Wieso sagst du das so komisch?«

    »Weil es doch komisch ist«, entgegnete sie und blickte ihn an. »Oder nicht? Du selbst hast mir erzählt, dass dieser Mann sehr pflichtbewusst und korrekt ist. Und dann bricht er Hals über

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