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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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gesagt hatte: Das hört unser Martin in der Mittagspause.
    Nachdenklich verließ er den Parkplatz, legte den Autoschlüssel in Wiesners Büro und machte einen Abstecher ins Labor. Der Chefchemiker war gerade in einer Besprechung. Doch er traf auf Frau Schulze, die Informantin von Frau Meierhöfer. Sie erzählte ihm, dass Martin Schuster noch immer nicht von seinem Kurzurlaub zurück sei und dass sie das alles höchst eigenartig fände.
    »Dieses plötzliche Verschwinden ist doch gar nicht seine Art«, empörte sie sich.
    »Meinen Sie?«, fragte Michael und stellte sich absichtlich ein bisschen dumm.
    »Ach was!« Sie winkte ab und fuhr aufgeregt fort: »Nicht einmal angerufen hat er, obwohl wir kurz vorher noch eine Rezeptur verändert haben. Es hätte ihn sicher interessiert, ob das alles im Reagenzglas nun explodiert ist oder nicht.«

    »Aber vielleicht blieb ihm zum Telefonieren keine Zeit«, sagte Michael. »Er soll bei einem Freund in Stuttgart sein, der einen schweren Autounfall hatte.«
    »So?« Sie schaute ihn an, als wollte sie fragen: Glauben Sie das wirklich?
    Nein, er glaubte es nicht. Und Frau Meierhöfer ebenso wenig, zumal sie gerade mit Martin Schusters Mutter gesprochen hatte. Als Michael das Sekretariat betrat, berichtete sie ihm umgehend davon: »Die gute Frau ist inzwischen sehr aufgeregt, weil ihr Sohn sich nach diesem ersten Anruf nicht mehr gemeldet hat. Sie und ihr Mann haben hin und her überlegt, von einem Freund in Stuttgart aber haben sie noch nie etwas gehört. Herr Schuster hat dort einen Cousin, zu dem jedoch kein Kontakt besteht. Trotzdem haben die Eltern ihn angerufen, ohne Erfolg. Der Mann hat von Martin Schuster weder etwas gehört noch ihn gesehen. Sie sagen, dass sie zur Polizei gehen, wenn ihr Sohn sich bis morgen früh nicht meldet.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte Michael und fügte in Gedanken hinzu: Vielleicht ist es auch das einzig Richtige. Ihm schossen plötzlich die verschiedensten Möglichkeiten durch den Kopf. Er dachte an die nächtliche E-Mail, die falschen Testergebnisse und die USB-Sticks aus dem Tresor. Hier spielte jemand ein übles Spiel. Jemand, der auf alles Zugriff hatte und sich mit allem auskannte.
    Dazu kam die gelbe Ente, die hinter Halle zwei stand und wahrscheinlich Martin Schuster gehörte - der angeblich bei einem Freund in Stuttgart war. Diese Geschichte
stimmte nicht. Wo, in aller Welt, steckte Martin Schuster? War er gekidnappt worden? Von Dr. Kolberg vielleicht? Wegen der falschen Testergebnisse? Michael schüttelte über sich selbst den Kopf. Er schaute in letzter Zeit zu viele Krimis.
    Sein Handy klingelte. Es war seine Mutter. Sie weinte und erzählte ihm, dass ein Bagger vor dem Eingangstor der Villa stand und den Auftrag hatte, das Bootshaus abzureißen.
    »Was soll ich denn jetzt tun?«, schluchzte sie.
    »Lass das Tor zu, ich bin gleich bei dir«, rief er und stürmte aus dem Sekretariat. Er war auf einmal so wütend wie noch nie. Allein der Plan seines Vaters, das Bootshaus abzureißen, war schon unglaublich. Dass er aber einen Bagger bestellte, ohne ein einziges Wort darüber zu verlieren, schlug dem Fass den Boden aus. Glaubte er tatsächlich, sich über alles und alle hinwegsetzen zu können?
    Damit musste jetzt Schluss sein, das stand für Michael fest. Jetzt war es genug. Der Anruf seiner Mutter gab den Ausschlag. Von nun an würde es anders laufen.

    »Sie werden hier überhaupt nichts abreißen«, schrie Michael den erschrocken dreinblickenden Baggerfahrer an. »Und schon gar nicht unser Bootshaus.«
    »Aber ich habe Auftrag …«
    »Was Sie für einen Auftrag haben, ist mir egal. Sie werden hier jedenfalls nichts abreißen.«
    Der Mann zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Dann richte ich das meinem Chef mal so aus«, brummte er,
setzte sich wieder in seinen Bagger und tuckerte in gemäßigtem Tempo davon.
    Michael kochte vor Wut. Unmut, Empörung und Verdruss stiegen in ihm auf wie schmelzendes Gestein in einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Als zwei Stunden später Rudolf nach Hause kam, hatte er sich noch immer nicht beruhigt.
    Er erwartete seinen Vater im Empfangsbereich und beobachtete von dort aus, wie Rudolf den Wagen vor der Garage parkte, in Richtung See ging und mit einem erstaunten Gesicht zurückkam. Gut so, dachte Michael und fühlte sich ähnlich kampfbereit wie Napoleon in Waterloo. Obwohl Waterloo nicht unbedingt ein vertrauenerweckendes Beispiel war. Er jedenfalls würde nicht kapitulieren. Er würde nicht

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