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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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Michael sehr, denn er hätte sie in einem schicken Münchner Glasbau vermutet. So war es immer, dachte er amüsiert. Kleider machten Leute, das wusste schon der Schneider Strapinski.
    Er hatte sich nicht angemeldet. Aber er sah den BMW vor der Garage stehen, weshalb er davon ausging, sie anzutreffen. Nachdem er an die Tür mit der Aufschrift Immobilienbüro geklopft hatte und nichts passiert war, klopfte er ein zweites Mal, nur wesentlich energischer. Daraufhin hörte er sie trällern: »Es ist offen.«
    Er gab der Tür einen sanften Ruck und stand in einem schmalen Flur gegenüber einem hässlichen Garderobenständer. Da schoss auch schon Frau Lämmers um die Ecke. Bei Michaels Anblick wirkte sie hocherfreut, wenn auch sehr überrascht, und manövrierte ihn umgehend und wortreich in ihr Büro. Die Einrichtung bestand aus einfachen weißen Wandregalen, einem weißen Schreibtisch mitten im Raum und einem Gummibaum unter dem Fenster.
    »Setzen Sie sich doch, Herr Westphal. Möchten Sie einen Kaffee?«, rief sie überschwänglich.

    Er lehnte ab, mit einem Hinweis darauf, dass seine Zeit begrenzt sei.
    »Meine Frau schickt mich, um die Mappe mit den Angeboten abzuholen, die Sie uns zusammenstellen wollten«, erklärte er ihr. Und mit ernster Miene fügte er hinzu: »Wir sind wirklich sehr an einem Haus in Waldrandlage interessiert. Aber es ist so schwer, das passende zu finden.«
    »Wie recht Sie doch haben«, gab sie mitfühlend zurück, ohne das Aufblitzen der Dollarzeichen in ihren Augen zu unterdrücken, und zauberte eine hellgelbe Mappe aus ihrer Schreibtischschublade. »Darin finden Sie die schönsten Häuser in Waldrandlage, die Sie je gesehen haben«, schwärmte sie euphorisch. »Ihre Frau wird entzückt sein, das schwöre ich Ihnen.«
    Er nahm die Mappe entgegen und sagte lächelnd: »Davon bin ich überzeugt. Ich soll Sie übrigens von ihr schön grüßen. Den Schlüssel für das kleine Haus an der St.-Anna-Kapelle wird sie Ihnen in den nächsten Tagen vorbeibringen.«
    Frau Lämmers winkte ab. »Das hat keine Eile. Sie muss deswegen nicht extra kommen. Sie kann mir den Schlüssel bei einem unserer nächsten Termine geben, denn ich weiß jetzt schon, dass Sie es kaum werden abwarten können, die herrlichen Häuser auch zu besichtigen. Ach, was rede ich! Richtige Anwesen sind das. Sie werden sehen, alles überhaupt kein Vergleich mit diesem kleinen, alten Haus an der Kirche.«
    Vielen Dank für die nette Überleitung, dachte Michael und fragte: »Wie lange steht das Haus schon leer?«

    »Zweihundert Jahre?« Sie wieherte wie ein Pferd. »Na ja, so sieht es jedenfalls aus. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Zehn Jahre vielleicht, das könnte stimmen. Sie müssen wissen, ich habe das Immobilienbüro erst vor zwei Jahren nach dem Tod meines Schwiegervaters übernommen. Was hier für eine Unordnung herrschte, können Sie sich nicht vorstellen. Zu manchen Objekten habe ich bis heute keine Unterlagen gefunden, so wie auch zu diesem Haus.« Sie seufzte. »So ein Objekt hätte ich nie angenommen - das kriegt man doch niemals verkauft.«
    »Nicht unbedingt!«, erwiderte Michael. »Das Haus müsste nur in einem besseren Zustand sein. Wem gehört es eigentlich?«
    »Weiß ich auch nicht«, sagte Frau Lämmers. »Und ich kümmere mich auch nicht darum. Ich will mit diesem Haus nichts zu tun haben und werde bald das Schild entfernen, auf dem meine Telefonnummer steht. Das ist doch peinlich. Ich hatte dieses Objekt vollkommen vergessen. Bis jetzt hat sich ja nie jemand dafür interessiert. Deshalb war ich ganz erschrocken, als Ihre Frau anrief und danach fragte. Ich bin gerade dabei, mir geschäftlich einen Namen zu machen, und so ein Objekt schadet eindeutig meinem guten Ruf.«
    »Wissen Sie denn, wer früher in diesem Haus gelebt hat?«, bohrte Michael weiter.
    »Nicht genau«, antwortete sie. »Doch soviel ich gehört habe, ein einsamer, alter Mann, der sich in seinem Wohnzimmer aufgehängt hat. Schrecklich, nicht wahr?« Sie schüttelte sich voller Abscheu. Eine Wolke ihres süßen Parfüms schlug ihm entgegen.

    Einen Hustenreiz unterdrückend, fragte er: »Kennen Sie den Namen des Mannes?«
    »Leider nicht«, sagte sie.
    Daraufhin stand Michael auf, verabschiedete sich und hätte beinahe vergessen, die Mappe mitzunehmen. Doch Frau Lämmers drückte sie ihm mit professioneller Unaufdringlichkeit in die Hand.
    »Und liebe Grüße an Ihre Frau«, zwitscherte sie, während sie ihn zur Tür brachte.
    Er bedankte

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