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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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» Du bist ein verständiger Mensch und nimmst deine Aufgaben sehr ernst. Aber ich spüre genau, du bist nicht frohen Herzens.« Der alte Arzt seufzte. » Du lachst selten, und du arbeitest viel zu viel! Ich habe erst jetzt, seitdem ich hier liege und nichts weiter tue, als auf die Geräusche des Hauses zu lauschen, bemerkt, dass du ununterbrochen beschäftigt bist. Zudem habe ich festgestellt, dass du anscheinend in diesem Haus keine Vertraute hast. Gibt es denn keine Freundin, mit der du tuscheln und lachen kannst? Ich höre überhaupt kein Lachen im Haus, keine heiteren Worte oder leichten Schritte.« Er spürte, dass sie etwas entgegnen wollte und drückte ihre Hand.
    » Nein, bitte, lass mich ausreden. Es muss einmal gesagt werden. Ich fürchte nämlich, meine liebe Tochter, ich fürchte, an dieser Situation bin ich nicht unschuldig. Es ist wohl mein Versäumnis, für das ich dich um Vergebung bitten muss. Vermutlich habe ich eigensüchtig gehandelt, als ich dir im Laufe der Zeit immer mehr Arbeit aufbürdete. Denn es ist nicht nur viel zu viel Arbeit, es ist auch zu viel Verantwortung für ein einziges Paar Schultern! Und augenscheinlich hat dich außerdem deine Stellung als meine Tochter von anderen Menschen isoliert. Bei Allah, unwissentlich habe ich große Schuld auf mich geladen. All das erkenne ich leider erst jetzt. Allah ist mein Zeuge, niemals hätte ich gewollt, dass du einsam wirst!«
    Konnte er etwa Gedanken lesen? Bestürzt fiel Mirijam ihm ins Wort. » Vater! Lieber Abu, bitte sag so etwas nicht! Du bist der gütigste und großherzigste Mensch auf Erden, du gibst mir viel mehr als Lachen oder Gerede oder Getuschel … Glaub mir, ich bin zufrieden mit meinem Leben, so wie es ist.«
    » Zufrieden? Ja, vielleicht stimmt das sogar, aber du bist nicht glücklich. Und du solltest nicht nur mich zur Gesellschaft haben. Das ist für eine junge Frau nichts. Oh, mein armes Mädchen, es gibt vieles, das du nicht weißt und das ich dir nicht beibringen kann!«
    Mirijam spürte seine Not. Er wollte sie glücklich sehen, und nun meinte er, ihre Einsamkeit verschuldet zu haben. Was sollte sie dazu sagen, wie konnte sie seine Sorge zerstreuen?
    Unversehens hatte der Hakim an ihre geheimsten Wünsche und Sehnsüchte gerührt, so als könne er bis auf den Grund ihrer Seele sehen. Obendrein hatte er, klug wie er war, ihre eher diffusen Empfindungen in Worte gefasst. Damit aber wurde das eher Ungreifbare konkret, die Angelegenheit war in der Welt! Noch eine derartige Bemerkung und es wäre um ihre Fassung geschehen. So schwieg sie lieber und drückte nur beruhigend seine Hand.
    » Sollten wir außerdem nicht langsam daran denken«, fragte der Hakim ruhig und wie beiläufig, » dass es Allah jederzeit gefallen könnte, mich zu sich zu rufen?«
    » Abu!«, protestierte Mirijam erschrocken. Das war das Letzte, worüber sie jetzt nachdenken wollte.
    Er hingegen lächelte nur. » Das Leben wird auch dann weitergehen, wenn ich nicht mehr bin, und gerade dein Leben beginnt ja erst. Du stehst am Anfang. Du könntest heiraten. Einen Ehegatten und Kinder zu haben ist der natürlichste Weg, die Einsamkeit zu bekämpfen. Wie denkst du darüber? Was hältst du zum Beispiel von Kapitän de Alvaréz? Ich glaube, er mag dich, jedenfalls bewundert er dich, das hat er mir selbst gesagt. Wie aber steht es mit dir? Was denkst du über den Kapitän?«
    Mirijams Gesicht wurde feuerrot. Kapitän de Alvaréz – heiraten?

5. TEIL
    SANTA CRUZ DE AGUÉR 1525

43
    Vor nun schon mehr als drei Jahren war er als Kranker und mit gebrochenem Bein in Anahids Haus aufgenommen worden, aber bis auf den heutigen Tag war ihm nicht ganz klar, wie es genau dazu gekommen war. Alles war drunter und drüber gegangen, besonders, als sich die Nachricht vom Untergang der Schiffe, die Vaters Waren an Bord hatten, in der Stadt verbreitete. Außerdem hatte Miguel damals andauernd davon geredet, wie ihm in einer Karawanserei jemand von einem Schiff vorschwärmte, wie er hin und her überlegt und es schließlich gekauft hatte. Jede Einzelheit hatte er sich anhören müssen, und das zu einer Zeit, als er noch kaum bei sich gewesen war!
    Doch noch während damals sein Fieber sank, hatte sich Cornelisz in seine schöne Pflegerin verliebt, und kaum genesen holte Anahid ihn in ihr Bett. Seitdem lebten sie zusammen als Paar. Und war er nicht glücklich, war es nicht ein wundervolles, sorgenfreies und äußerst bequemes Leben in diesem schönen Haus mit seinen Innenhöfen

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