Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln
Rahmtopf gefunden hat.«
» Kein schlechtes Bild!« Miguel lachte. Er goss Wein ein, hob seinen Becher und grinste, als er sagte: » Hör also die gute Nachricht, mein Freund: Du siehst einen glücklichen Mann vor dir, bereit, seiner Schönen Herz und Hand anzuvertrauen, ihr sozusagen sein Leben zu Füßen zu legen. Meiner Hochzeit steht nichts mehr im Wege! Was sagst du dazu?«
» Höre ich recht? Du willst wahrhaftig sesshaft werden und einer einzigen Frau Treue geloben?«, fragte der blonde Mann etwas spöttisch und zog seine Augenbrauen hoch. » Bedenke wohl, mein Freund, du bist kein Muselmann, wirst also keine vier Frauen haben dürfen! Willst du tatsächlich alle deine, na, sagen wir mal, schönen Gewohnheiten ablegen?«
Miguel lachte dröhnend. » Jawohl, das will ich, Cornelisz, das will ich! Diese Zeiten sind vorbei, nun werden wir sesshaft!«
» Wenn du es wirklich wahr machen willst, so trinke ich auf dein Wohl und auf ein glückliches Leben als Ehemann und Familienvater. Gottes Segen, Glück und Reichtum mögen dir beschieden sein.«
» Ich danke dir.«
Beide leerten sie ihren Krug mit einem Zug. Kapitän Alvaréz’ Gesicht hatte bei Cornelisz’ Worten eine dunkle Farbe angenommen. Er zog ein Tuch hervor und wischte sich die Stirn. » Wie man hört, ist die Sheïka in ihre Heimat zurückgekehrt?«, fragte er.
» Anahid? Allerdings, Familienpflichten, verstehst du? Aber unter uns, für mich traf sich das ganz gut.« Cornelisz lachte ein wenig verlegen. » Jetzt muss ich mich endlich ernsthaft mit meiner Malerei befassen, wenn ich mein Brot verdienen will. Und soll ich dir etwas verraten? Es gelingt nicht schlecht! Ich bekomme Aufträge und verdiene tatsächlich gutes Geld. Sehr befriedigend, kann ich dir sagen, es gefällt mir. Ich kann dabei zudem Verschiedenes ausprobieren, variieren, Neues entdecken. Es ist wie ein Spiel.«
Arbeit als Spiel – niemand sonst dachte so, überlegte Miguel, das war etwas, das diesen Jungen von anderen unterschied. Vielleicht aber war das für einen Maler nicht die schlechteste Sichtweise. Maler mussten alles sozusagen in eine andere Sprache übersetzen, in die der Farben, hatte ihm Cornelisz erklärt. Soweit er das beurteilen konnte, gelang Cornelisz das gut. Vielleicht lag es ja gerade an dieser spielerischen Leichtigkeit. In dem jungen Mann, den er damals wie einen lahmen Hund auf dem Rücken geschleppt hatte, steckte womöglich ein wahrer Meister. Wenn er, Miguel, ein Bild betrachtete, erwartete er, belehrt zu werden und etwas Erhebendes zu sehen, die Jungfrau, die Apostel oder einen Engel. Erst Cornelisz hatte ihm die Augen geöffnet, indem er ihm die Bedeutung der Farben und die Symbolik von Gesten erklärt hatte oder indem er ihn zum Beispiel auf das Fehlen einer Perspektive mit einem Fluchtpunkt hingewiesen hatte. Jetzt empfand er ältere Altarbilder, wenn er sie denn einmal zu Gesicht bekam, meistens als steif und unecht.
Cornelisz berührte seinen Arm und weckte ihn aus diesen Überlegungen. Er hatte offenbar weitergeredet, ohne dass Miguel ein Wort davon mitbekommen hätte.
» Entschuldige, was hast du gesagt?«
» Wer deine Angebetete ist, habe ich gefragt. Woher stammt sie, wie ist sie? Wann werdet ihr euch vermählen? Ist sie nicht gottfroh, ihr neues Haus nicht mit einer Schwiegermutter teilen zu müssen? Und was sagt sie überhaupt zu deinem Haus? Bestimmt musst du es für sie vergrößern oder wenigstens neu möblieren?«
Miguel hob abwehrend die Hände.
» Nun ja, weißt du, die Sache ist die: Ich habe noch gar nicht mit ihr gesprochen. Bisher hatte ich keine Gelegenheit dazu oder keinen Mut, wie du willst. Obwohl ich glaube, sie mag mich, jedenfalls sieht sie mich nicht ungern. Ich habe vorsichtshalber erst einmal alles hier geregelt, und nun bin ich mit der Heiratserlaubnis vom Governador in der Tasche auf dem Weg nach Mogador. Dort werde ich zunächst mit dem Sherif, ihrem Vater, sprechen. Es muss einfach gut gehen, denn, aber das sage ich nur dir, denn ich wünsche mir nichts mehr, als diese Frau zu meiner Gemahlin zu machen. Du musst mir Glück wünschen, Cornelisz.«
» Mogador? Oho!«, antwortete Cornelisz. Er war hellhörig geworden. » Handelt es sich etwa um die berühmte Purpurfärberin von Mogador? Gratuliere! Das scheint dann wohl nicht allein eine Familiengründung zu werden, sondern zugleich eine lukrative Geschäftsverbindung!«
Miguel reagierte heiter auf die Unterstellung. » Warum, glaubst du wohl, kann ich dich zu
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