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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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wartete.
    » Nun gib schon Ruhe, Kamerad, du machst uns gerade das Dutzend voll. Für heute können wir Feierabend machen«, brummte einer der Soldaten. Cornelisz aber dachte gar nicht daran und stemmte die Fersen in den Boden. Doch ehe er sich’s versah, beförderte ihn ein kräftiger Tritt ins Kreuz auf die Ladefläche, wo er zwischen den gefesselten Füßen der anderen Männern landete.

47
    Vor dem Tor der Festung trafen mehrere Karren ein. Außer ihm hatten die Rekrutierungskommandos noch dreiunddreißig weitere Unfreiwillige auf der Straße, in Bordellen oder Tavernen aufgegriffen und verschleppt, damit sie zukünftig für die portugiesische Krone kämpften.
    Cornelisz wehrte sich immer noch lautstark. » Geht zu Dom Francisco und überzeugt euch selbst: Ich habe den offiziellen Auftrag, sein Porträt zu malen. Wenn ihr den Gouverneur nicht selbst fragen wollt, so wendet euch an seinen Majordomus oder an seinen substituto«, versuchte er die Soldaten zu überzeugen. Die aber überhörten seine Einwände ebenso wie die Flüche der anderen Zwangsrekrutierten.
    Sie wurden in die Festung geschafft und durch ein Labyrinth dunkler Gänge in feuchte, lichtlose Verliese gebracht, jeweils mindestens zehn Mann pro Zelle. Zwei Tage gab man ihnen weder Wasser noch Essen. Wie sie auch riefen und an die Tür hämmerten, niemand kümmerte sich um sie. Die Gefangenen drängten sich auf engstem Raum, so dass sie sich nicht alle gleichzeitig auf dem Boden ausstrecken konnten. Stets mussten einige von ihnen stehen oder mit angezogenen Knien an der Wand kauern, während die anderen schliefen.
    Am dritten Tag öffnete sich endlich die Zellentür. Das Licht einiger Fackeln fiel auf schwer bewaffnete Soldaten, die vor der Zelle mit stoßbereiten Lanzen auf einen Ausbruchsversuch gefasst waren. Drei Eimer Wasser wurden zu den Männern hineingeschoben, einige Brote flogen hinterher, dann schloss sich mit einem dumpfen Schlag die schwere Tür wieder.
    Das Stroh auf dem Boden roch scharf nach Urin. Cornelisz kauerte in einer Ecke, die Arme um die Knie geschlungen. Zu Beginn hatte ihn noch die Zuversicht gestärkt, Dom Francisco würde ihn, sobald er von dem Übergriff erfuhr, schnellstens hier herausholen. Je länger er jedoch darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass Details über die zwangsweise ausgehobenen neuen Truppen den Gouverneur vermutlich weder erreichten noch interessierten.
    Dunkelheit, Hunger und Durst, dazu die Ungewissheit, was mit ihnen geschehen würde, machten die meisten gefügig, so dass sie am Abend dieses Tages ihr Zeichen sozusagen freiwillig auf die Söldnerliste setzten. Auch Cornelisz gehörte zu ihnen.
    Am Tag danach wurden sie – gut bewacht, damit niemand auf den Gedanken kam zu flüchten – in die benachbarte Kaserne verlegt. Hier gab es endlich genug Verpflegung, Luft und Sonne, und obwohl die Männer erneut Fesseln trugen und unter strenger Bewachung standen, begannen sie, sich rasch zu erholen. Neben Portugiesen und einigen Spaniern befanden sich auch Söldner aus Genua und Griechenland unter ihnen. Diese Männer hatten sich tatsächlich freiwillig gemeldet und wurden entsprechend gut behandelt. Mehrere schwarze Sklaven aber, einige Jungen, kaum mehr als Knaben, und sogar ein helläugiger Nordländer, ein starker, narbenbedeckter Veteran, zählten zu dem Haufen der Männer, die wie Cornelisz für den Kriegsdienst zwangsverpflichtet worden waren.
    Capitão Caetano, ein Portugiese von eher kleiner Statur, hatte das Kommando über diesen zusammengewürfelten Haufen und begann schon am folgenden Tag mit der Ausbildung. Hauptsächlich ging es dabei um den Kampf Mann gegen Mann, mal mit der Lanze, mal mit dem Krummschwert. Natürlich gab man ihnen keine echten Waffen in die Hände, ihre Lanzen und Krummschwerter waren aus Holz. Wer sich zu früh unter einem Hieb duckte oder einem Stich auswich, wurde ausgepeitscht. Dabei ging es nicht ausschließlich darum, die Feiglinge oder Unwilligen zu disziplinieren. Zumindest in den Augen einiger der Ausbilder, beobachtete Cornelisz, glitzerte die pure Lust an der Züchtigung. Deren Prügel und Tritte, die oft genug ohne erkennbaren Grund erfolgten, waren das Schlimmste. Dennoch, so fiel ihm auf, wurden Beine und Hände geschont, stets waren nur Rücken, Oberarme und Oberschenkel Ziel von Stock und Peitsche. Auf diese Weise war gewährleistet, dass die Männer, sobald es darauf ankam, marschieren und kämpfen konnten. Und obwohl die Prügeleien für Cornelisz

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