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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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wurde, musste er klarstellen, dass er mit den Portugiesen im Grunde nichts zu schaffen hatte und dass sie ihn nur mit Gewalt dazu gebracht hatten, in ihren Dienst zu treten. Zum Glück sprach er leidlich Arabisch, dank Anahid sogar einige Brocken Tashelhait, die Sprache der Berbervölker aus dem Südosten.
    Während Cornelisz noch nach Worten suchte, bekam er plötzlich einen Schlag vor die Brust. Einer der Wüstenkrieger riss an seinem Hemd, um es ihm vom Leib zu ziehen. Mit den auf dem Rücken gebundenen Händen war dies jedoch unmöglich. Kurzerhand zückte der Sa’adier sein Schwert.
    » Himmel, hilf!« Cornelisz schrie laut auf.
    Ungerührt setzte der Krieger das Schwert an seinem Hals an. Er schnitt Cornelisz das Hemd vom Leib und riss den Stoff in feine Streifen, um damit verletzte Kameraden zu verbinden. Cornelisz zitterten die Knie.
    Immer mehr vermummte Krieger tauchten aus dem Dunkel auf. Wie Geister der Nacht, so strebten sie aus allen Richtungen herbei und sammelten sich am Schauplatz des Geschehens. Sie lachten und klopften sich gegenseitig auf die Schultern, einige tanzten sogar mit ihren Waffen in den erhobenen Händen im Schein der Feuer. Alle triumphierten und feierten ihren Sieg.
    Obwohl es den Eindruck machte, als ginge alles drunter und drüber, erkannte Cornelisz bald, wie gut organisiert die Berber handelten. Einige Männer fingen die Pferde der Portugiesen ein, während andere deren Waffen einsammelten. Wieder andere kümmerten sich um die Kamele oder schafften Wasser herbei, während an den Feuerstellen Wunden versorgt wurden. Nun sah er auch, dass die Schar der Wüstenkrieger aus sicher mehr als zweihundert Mann bestand. Ihre kleine Truppe hatte von vornherein keine Chance gehabt.
    Und Hauptmann Caetano, dieser aufgeblasene Wichtigtuer? Er kauerte am Boden und hielt sich den blutenden Arm. Wie angeberisch er von einem Spaziergang getönt hatte, von einem Kinderspiel! Stattdessen hatte er in diesen Berberkriegern seine Meister gefunden.
    Plötzlich stand der Sheïk vor Cornelisz. Mit verschränkten Armen betrachtete er das Amulett auf Cornelisz’ nacktem Oberkörper. Seine schwarzen Augen, als Einziges zwischen dem Gesichtsschleier und dem chêche erkennbar, blitzten vor Zorn.
    » Wem hast du das geraubt?«, fragte er auf Portugiesisch und deutete mit dem Kinn auf das silberne Amulett, das auf Cornelisz’ Brust glänzte. » Wer musste dafür sterben?«
    » Salâm u aleikum.« Jetzt kam es darauf an, sich klug zu verhalten, dachte Cornelisz, und zwang sich zur Ruhe.
    » Antworte, Christenhund!«
    » Ouacha, Sherif. Für dieses Amulett musste niemand sterben, denn es handelt sich um ein Geschenk. Dieses gris-gris soll mich beschützen und behüten. So bestimmte es eine Sherifa der Sa’adier, Kind deines Volkes und Tochter der Wüste.«
    » Nimm deine Zunge in Acht! Nicht nur Allah, auch dein Christengott bestraft Lügner mit den Qualen der Hölle!« Die Augen des Anführers funkelten hell vor Zorn.
    » Du hast recht, Sîdi. Doch ich spreche die Wahrheit«, antwortete Cornelisz. Er straffte die Schultern, so gut das mit auf dem Rücken gebundenen Händen ging und erklärte: » Mein gris-gris wurde vor langer Zeit von einem weisen und mächtigen Schmied angefertigt. Er war ein berühmter Zauberer, so erzählte es mir jedenfalls Anahid, die Sheïka aus dem fernen, fruchtbaren Tal des Oued Ziz.«
    » Und das soll ich dir glauben? Erkläre mir, wenn du tatsächlich ein Freund der Freien bist und unter dem Schutz der edlen Anahid stehst, was tust du dann hier bei ihren schlimmsten Feinden? Warum kämpfst du gegen uns? Und ich warne dich nochmals: Lüg mich nicht an.«
    Mit diesen Worten trat der Mann einen Schritt näher und blickte forschend in Cornelisz’ Augen. Seine Feindseligkeit, eben noch mit Händen zu greifen, war der Neugier gewichen.
    » Man hat mich dazu gezwungen«, antwortete Cornelisz schlicht. » Ich bin gegen meinen Willen hier, und ich habe meine Waffe nicht gegen einen der Euren erhoben. Ich habe sie noch niemals gegen einen Menschen erhoben, das schwöre ich bei Gott!«
    Was war es nur, das ihn an diesem Mann an Sheïk Amir, den Führer jener Karawane erinnerte, die ihn vor Jahren nach Santa Cruz gebracht hatte? Egal, vermutlich hatte ihm sein Fieber damals sowieso Traumbilder vorgegaukelt. Jetzt galt es, das offensichtliche Interesse des Sheïk auszunutzen. » Mein Name ist Cornelisz van Lange, und ursprünglich stamme ich aus Flandern. Mit den Portugiesen habe ich nicht das

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