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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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ausgetrockneten Flussbett bergauf in eine Schlucht. Es war eine windige Nacht, und Wolken segelten vom Meer heran, zogen über den Himmel und verdeckten immer wieder die Sterne. Regen würden sie jedoch nicht bringen. Vielmehr würde schon die Morgensonne selbst die geringste Spur von Feuchtigkeit alsbald aufgesaugt haben. Die Nähe der Wüste war spürbar.
    An der Spitze des Trupps ritt, aufrecht und mit straffen Schultern, Capitão João Caetano, an seiner Seite einen Fahnenträger sowie zwei ortskundige Mauren mit dunkler, lederner Haut. Caetanos Armee bestand aus fünfzig leichten Reitern mit Lanzen und Krummschwertern sowie zwanzig Armbrust- und Arkebuseschützen zu Fuß. Cornelisz stapfte inmitten seiner Leidensgenossen, dieser paar Handvoll hastig ausgebildeter so genannter Freiwilliger aus aller Herren Länder. Unauffällig ließ er sich immer weiter zurückfallen, bis er auf eine Reihe Wachsoldaten stieß, die den Schluss bildeten.
    Die Reiter stiegen ab, und einer hinter dem anderen folgten sie dem Bachlauf. Die beiden Führer des Hauptmanns eilten voraus, um die Lage zu erkunden, und meldeten kurz darauf, dass sie sich dem feindlichen Lager näherten.
    » Silêncio! Ruhe! Wir werden sie im Schlaf überraschen und niedermachen!« Flüsternd wurde der Befehl von Mann zu Mann nach hinten durchgereicht.
    Überraschen und niedermachen, nicht mehr und nicht weniger, wunderte sich Cornelisz. Wenn das so einfach war, wozu brauchten sie dann ihn und die anderen unfreiwilligen Kämpfer? Sie waren mangelhaft und viel zu oberflächlich ausgebildet, um etwas bewirken zu können. Er jedenfalls würde nicht kämpfen. Nicht nur verabscheute er Gewalt und war bisher sogar jeder Prügelei erfolgreich aus dem Wege gegangen, er sympathisierte außerdem mit den Berbern, die die fremdländische Besatzung abschütteln wollten. Die Berber, die er in den vergangenen Jahren durch Anahid kennengelernt hatte, waren allesamt anständige Leute, charaktervoll und ehrenhaft, außerdem hatten sie ihm einmal das Leben gerettet. Er dachte gar nicht daran, die Waffe gegen sie zu erheben. Sobald es losging, würde er sich in die Büsche schlagen.
    Zunächst aber musste er mit dem Haufen mitlaufen. Er trottete hinter seinem Vordermann her, einem Portugiesen. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen und musste Acht geben, in dem unwegsamen Gelände nicht zu stolpern. Irgendwann übersah er doch einen Stein und taumelte gegen den Vordermann, der ihm daraufhin fluchend Prügel androhte. » Schnauze, verdammt!«, knurrte einer der Büchsenträger.
    Den Pferden hatte man die Hufe mit Leder umwickelt, so dass kaum ein Laut zu hören war. Nur hin und wieder erklang das Schnauben eines Tiers oder das Rollen von Steinen, die gegeneinanderschlugen, oder man vernahm einen halblaut gemurmelten Fluch oder das leise Klirren von Metall. Bald erreichten sie eine Bodensenke mit einem schmalen Rinnsal. Das Berberlager befand sich ganz in der Nähe, signalisierte einer der Führer.
    Absolute Stille wurde befohlen, selbst Caetano gab seine Befehle nun flüsternd. Er teilte die Fußsoldaten in zwei Gruppen, bedeutete ihnen langsames und vor allem geräuschloses Vorrücken von beiden Seiten und signalisierte den Reitern, auf sein Zeichen in der Mitte durchzubrechen.
    Cornelisz gehörte zu dem Trupp, der rechts herum gehen sollte, um diese Flanke der Berber abzudecken und ihre Flucht zu verhindern. Er packte seine Lanze fester und zog den Lederschild vom Rücken. Geduckt lief er mit den anderen nach vorn, bis die Männer neben ihm stehen blieben und in Deckung gingen. Sofort brachte auch er sich hinter einem Felsen in Sicherheit. Sein Herz schlug schnell, und trotz der Nachtkühle lief ihm der Schweiß den Rücken hinab. Vater im Himmel, betete er stumm, zeige mir rechtzeitig einen Weg zur Flucht. Dann hob er vorsichtig den Kopf und spähte um den Felsbrocken herum.
    Vor ihnen lag das Lager der Sa’adier, aus der Entfernung waren Feuerstellen, Zelte, Kamele und einige Wachen zu sehen. Sie saßen entspannt mit untergeschlagenen Beinen, und niemand schien das Geringste von der drohenden Gefahr zu ahnen. In der Nähe der Feuer lagen ihre Männer auf dem Boden und schliefen, eingerollt in ihre Kapuzenmäntel, während die Kamele wiederkäuend am Rande des Lichtscheins ruhten und nur gelegentlich die Köpfe auf ihren langen Hälsen drehten. Von den legendären Pferden der Wüstenkrieger, auf deren Erbeutung der Capitão hoffte, war keine Spur zu entdecken, vermutlich

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