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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Kerzenleuchter, damit Ihr bei Eurer Schreiberei oder Eurer Stickarbeit gutes Licht habt. Und hier, einige silberne Teller und ein paar Weingläser von der Insel Murano bei Venedig. Von dort stammt auch dieser große Destillierkolben. Euer Vater meinte letztens, so etwas könnte er gebrauchen.«
    Er griff in die Kiste und holte ein Teil nach dem anderen heraus, während er erklärte, worum es sich dabei im Einzelnen handelte. » Für Euch habe ich – ebenfalls bei jenen Glasbläsern, die allesamt wahre Meister sind – diesen kleinen Glasflakon entdeckt und ihn mit dem Öl des indischen Patschouli füllen lassen. Es riecht ein wenig süß und nach Erde, und es hilft auch gegen Fieber und unruhige Nerven. Wenigstens sagte man mir das. Wollt Ihr einmal riechen?« Er zog den Glasstopfen aus dem hauchzarten Glasgebilde und betupfte damit Mirijams Handgelenk. » Ist das nicht ein wunderbarer Duft? Er gefällt Euch, nicht wahr? Ja, das hoffte ich. Und hier haben wir endlich auch die Rollen mit den Goldfäden, von denen ich sprach.« Die Stimme des Kapitäns war voller Stolz und Freude, als er seine Mitbringsel überreichte.
    Mirijam interessierte sich allerdings mehr für den Mann als für die Geschenke. Wie sie soeben feststellte, war es etwas vollkommen anderes, über das Thema Ehe im Allgemeinen und über Miguel de Alvaréz im Besonderen nachzudenken, wenn der Gegenstand derartiger Überlegungen weit entfernt war. Jetzt nämlich war er fast übermäßig präsent, so sehr, dass das Zimmer beinahe zu klein für ihn war. Seine Stimme, seine Gesten – beides schien für die Weite gemacht zu sein, oder wenigstens für das Deck eines Schiffes. Sie spürte ihr Herz klopfen, und natürlich wollte sich im Moment kein einziger klarer Gedanke einstellen.
    Offenbar konnte er sich an schönen Dingen erfreuen, dachte sie, fast verzweifelt um Sachlichkeit bemüht. Wie behutsam seine großen Hände mit dem feinen Glas umgingen. Außerdem lachte er gern und oft, den feinen Fältchen um seine Augen nach zu schließen. Er wirkte selbstbewusst und stark, und es sah aus, als ob ihm sein Leben gefiel. Kein Wunder, überlegte sie, dieses Leben ermöglichte ihm, sich mit Wind und Wellen zu messen, fremde Länder und Menschen kennenzulernen und sich über die verschiedensten Umstände und Gegebenheiten ein eigenes Urteil zu bilden. Vielleicht war er nicht unbedingt ein Mann der Bücher, aber doch sicher ein guter Beobachter und aufgeschlossener Mensch. Sie legte die schimmernden Rollen auf den Tisch.
    » Wie wunderschön, ich danke Euch. Damit lassen sich prächtige Stickereien auf Kissen, Wandbehängen und Gewändern schaffen«, sagte sie.
    Sie lächelte leise, als sie den Kapitän beobachtete, der plötzlich keinen Ton mehr herausbrachte. Auf einmal schien er stumm und bewegungsunfähig geworden zu sein, stand mit hängenden Armen vor ihr und schaute sie nur an.
    So etwas wie Ruhe überkam sie. » Kapitän Alvaréz«, Mirijam nahm einen der glänzenden Teller zur Hand und ließ das Licht darauf spielen, » wie lebt Ihr eigentlich, wenn Ihr nicht unterwegs seid? Ich meine, in Eurem Haus in Santa Cruz? Ich kenne das Leben in der Stadt nicht und würde gern erfahren, inwieweit es sich von unserem hier unterscheidet.« Angelegentlich betrachtete sie den Silberteller in ihrer Hand.
    » Wie ich lebe?« Der Kapitän konnte die Augen nicht von der jungen Frau lösen. » Ja, was soll ich sagen? Ich trage noch Möbel zusammen. Zuletzt habe ich zum Beispiel zwei Schränkchen aus Ebenholz mit Schnitzwerk und Perlmuttintarsien aus Halab in Syrien mitgebracht.«
    Mirijam zog interessiert die Augenbrauen hoch. Alvaréz schluckte.
    » Mein Haus ist nämlich noch nicht ganz fertig«, fuhr er mit rauer Stimme fort. » Es liegt am Hang des Berges, von dort hat man einen guten Blick auf den Hafen. Es gibt einen Innenhof, und es hat schöne Mosaikböden.«
    » Besitzt Ihr vielleicht auch ein Taubenhaus?« Mirijam machte sich nichts aus Tauben. Sie wusste jedoch, dass viele Frauen für die kleinen Täubchen mit dem Federcollier am Hals schwärmten und die Vögel als Symbol für eheliche Liebe, Treue und Fruchtbarkeit betrachteten. Der Gedanke trieb ihr erneut die Röte ins Gesicht.
    » Noch nicht, aber jetzt, wo Ihr es sagt? Bom idéia, ich hatte noch gar nicht daran gedacht, eines errichten zu lassen.«
    Beinahe hätte Mirijam laut herausgelacht. Kapitän Alvaréz, umgeben von gurrenden Täubchen, was für ein Bild!
    » Und Ihr lebt ganz allein in Eurem Haus?«

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