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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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großflächigen Rötungen an ihren Beinen. Gleichzeitig erkannte er an der gerundeten Leibesmitte, dass Mirijam offenbar guter Hoffnung war. Jetzt fiel ihm auch wieder Miguels triumphierende Ankündigung ein, dass sein Sohn unterwegs sei. Wie hatte er das nur vergessen können? Wahrscheinlich, weil er in ihr seine Kinderfreundin sah, ein Mädchen, keine verheiratete Frau. Mirijam hatte Cornelisz’ prüfenden Blick bemerkt.
    » Ja, du siehst richtig«, lächelte sie. » Ich bekomme ein Kind. Und ja, ich habe mich verletzt. Aber das ist es nicht allein, warum ich nicht mit dir in die Berge fliehen werde. Vor allem ist da nämlich mein geliebter Ziehvater, der alt und krank ans Bett gefesselt ist. Niemals könnte er die Anstrengungen eines Fußmarsches überstehen.«
    Cadidja erschien in der Tür und stieß einen Schreckenslaut aus. Ihre Augen glitten von dem Fremdling zu ihrer Herrin und wieder zurück. Sie wurden immer größer, je mehr sie begriff, dass dieser angebliche Beduine ein Mann aus dem fernen Norden sein musste, wo, wie die Seeleute schon häufig erzählt hatten, die Menschen gelbe Haare und blaue Augen hatten. Unauffällig machte sie das Zeichen gegen den bösen Blick, man wusste schließlich nie.
    » Wie geht es dem Hakim?«, fragte Mirijam.
    » Er hat von dem Wein getrunken, und er fragte nach Euch, Lâlla Azîza. Er möchte Euch sehen.« Unauffällig trat Cadidja einen Schritt näher und postierte sich neben Mirijam. Sollte dieser Fremde es wagen, ihrer jungen Herrin zu nahe zu kommen, dann würde er es mit ihr zu tun kriegen!
    » Ja, das denke ich mir«, nickte Mirijam. » Doch zunächst führe bitte unseren Gast zu ihm. Es ist ein guter Freund aus ferner Zeit, der von weither kommt, um mich und den Hakim zu besuchen. Sorge bitte für Erfrischungen. Danach hilfst du mir, meine Wunden zu behandeln.« Und zu Cornelisz gewandt sagte sie: » Mach dich mit ihm bekannt, Cornelisz, ich bitte dich. Sherif Abu Alî el-Mansour, mein Ziehvater, weiß alles über mich. Ohne ihn werde ich nicht gehen. Erkläre ihm, was du mir gesagt hast, und dann werden wir sehen.«
    Cornelisz, der seit Cadidjas Eintritt den chêche neu gewickelt und auch den Gesichtsschleier geordnet hatte, nickte. » Ich hörte, er sei ein außerordentlicher Mensch, und unter normalen Umständen würde ich mich glücklich schätzen, seine Bekanntschaft zu machen«, sagte er. » Nun jedoch … Es eilt! Du weißt, worum es geht!«

63
    Wusste sie tatsächlich, worum es ging? Eigentlich fühlte sie sich, als befände sie sich in einem Traum und nicht in der Wirklichkeit.
    Beutel um Beutel verstaute Mirijam Goldmünzen, edle Steine und kleine Silberbarren zwischen Abu Alîs Kleidern und seinen Folianten. Eine Kiste enthielt zerbrechliche Flaschen, Krüge und Glaskolben, in die nächste kamen medizinische Heilmittel und Teemischungen, und in eine andere Truhe packte sie die Kontorbücher. Trotz der Schmerzen in den Beinen und der Konfusion im Kopf arbeitete sie zügig, und so kam sie rasch voran. Hin und wieder aber, wenn sie gerade auf einem Hocker sitzend ihre Umschläge erneuert hatte, versank sie in Grübeleien.
    Die sa’adischen Krieger versteckten sich zu Hunderten in den Bergen und warteten auf das Signal zum Angriff, hatte Cornelisz behauptet. Heute Nacht würden sie zuschlagen. Ihr Hauptziel war natürlich die Festung, aber nicht nur die Portugiesen, auch alle anderen Fremden in der Stadt sollten vertrieben oder gar vernichtet werden. Die Kämpfer würden zudem nicht wie bisher mit Lanzen und Schwertern kämpfen, laut Cornelisz besaßen sie Feuerwaffen genau wie die portugiesischen Soldaten. Darüber hinaus hätten sie, sagte er, auf einigen Dächern in der Stadt leichte Schiffskanonen in Stellung gebracht, die auf die Festung zielten.
    In einem ersten Impuls hatte sie gemeint, es reiche, sich mit dem Abu in den Turm über der Teppichweberei zurückzuziehen, der gut zu verteidigen war. Doch ausgerechnet dieses Gebäude befand sich in der Nähe der Festung und stand in Gefahr, von den Kugeln getroffen zu werden. Der Turm kam also nicht in Frage.
    Wohin konnten sie sonst gehen? Auf die Inseln? Sicher, Schnecken- und Purpurinsel lagen draußen in der Bucht, für einen aufgestachelten Kämpfer bedeutete es jedoch keine Mühe, sie dort aufzuspüren. Im Haus zu bleiben kam ebenfalls nicht in Frage, es bot am allerwenigsten Schutz. Wohin also?
    Ausgerechnet die schüchterne Cadidja fand die Lösung. » Auf einem Boot kann der Hakim doch reisen?

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