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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Seile! Wir verschwinden. Los, schlagt neue Segel an! Ich will jeden verdammten Fetzen Tuch sehen!«
    In Windeseile erkletterten die Matrosen die Wanten. Die Ruder hoben und senkten sich in hohem Tempo und zogen in exaktem Rhythmus durch das Wasser. Sie pflügten und peitschten die Wellen, bis die Galeere endlich gewendet hatte und neue Segel angeschlagen waren, die sich alsbald mit Wind füllen würden.
    Schneller, feuerte Mirijam die Mannschaft in Gedanken an und ballte die Fäuste, schneller, noch schneller! Ihr Schiff war flink und wendig, hatte Mijnheer Vancleef gesagt, also würden sie schon bald außer Reichweite der Feinde sein. Kurz darauf entfaltete sich endlich knatternd das Tuch, und die Segel blähten sich im Wind. Die Riemen wurden eingezogen, und die Palomina ging härter an den Wind, bis sie immer schneller lief und die Gischt über das Schanzkleid spritzte.
    Mittlerweile lag auch die Santa Katarina unter Beschuss. Feuerpfeile zischten durch die Luft und trafen Segel, Tauwerk, das Deck und die Männer, die sich nicht in Sicherheit gebracht hatten. Einige der von den brennenden Lappen getroffenen Seeleute sprangen ins Wasser und tauchten unter. Kaum aber kamen sie wieder an die Luft, begannen die schon erloschenen, mit dem unheimlichen Feuer getränkten Kleider abermals zu brennen. Schreiend gingen die Männer erneut unter, bis sie zum Atemholen wieder an die Wasseroberfläche mussten und die Feuer aufs Neue zu brennen begannen. Haare brannten, Arme, Kleider. Verzweifelt schlugen die Männer um sich, gingen unter, kamen wieder hoch. Sobald sie an die Luft kamen, brannten sie. Irgendwann tauchten sie nicht mehr auf.
    Mit geweiteten Augen starrte Mirijam auf das Grauen. So musste es in der Hölle aussehen!

7
    Mast und Segel der Sacré Cœur und der Santa Katarina loderten, an Deck beider Schiffe wimmelte es von rot gekleideten Piraten, die Äxte und Krummsäbel schwangen und unter Triumphgeheul die reiche Beute in Besitz nahmen. Zugleich kam das Kommandoschiff der Piraten auf einer schäumenden Bugwelle und mit stoßbereitem Rammbock der Palomina näher. Schon konnte Mirijam das üppige, goldglänzende Schnitzwerk des Vorschiffs erkennen und wie über dem verzierten Schanzkleid die Turbane der Piraten hervorlugten. Was war denn nun mit der viel gerühmten Wendigkeit und Schnelligkeit der Palomina? Warum fuhr sie nicht schneller und segelte allen davon?
    » Seid Ihr noch bei Trost?« Der Zahlmeister packte Mirijam am Arm und zog sie hinter einen der Aufbauten. » Runter mit Euch, sofort!« Seine Augen funkelten. » Habt Ihr denn keinen Verstand, Mädchen?«
    » Werden wir entkommen?« Nur mit Mühe brachte sie die Worte heraus. Ihre Zähne klapperten.
    Vancleef legte seinen Arm um Mirijam. » Wie alt seid Ihr?«, fragte er.
    » Letzte Ostern wurde ich dreizehn«, antwortete Mirijam.
    » Ist es denn die Möglichkeit, schon dreizehn?« Er zwinkerte ihr zu. Doch sogleich wurde er wieder ernst. » Ihr werdet schnell erwachsen werden müssen«, meinte er. » Von Eurer Schwester habt Ihr nicht viel Hilfe zu erwarten, sie hat schwache Nerven. Die sind für schwere Zeiten wie diese nicht gemacht. Ihr hingegen, Mädchen, Ihr seid wie eine Birke, fest verwurzelt, stark im Stamm und doch biegsam im Sturm. Ihr werdet es schaffen, Euch wirft so schnell nichts um.« Behutsam strich er ihr das Haar aus dem Gesicht, und einen Augenblick lang hatte sie beinahe das Gefühl, als sei der Vater bei ihr.
    » Kann sein, dass wir ihnen entwischen, vielleicht aber auch nicht«, beantwortete er endlich ihre Frage. Seine Stimme klang tonlos. » Es ist besser, mein Kind, Ihr geht nun hinunter in Eure Kajüte. Wie ich schon sagte, Eure Schwester wird Euch brauchen. Vergesst nicht, Ihr seid stärker als sie, Ihr werdet nicht untergehen. Der Herr sei mit Euch.« Er drückte Mirijam, dann eilte er davon.
    In diesem Augenblick spuckte das Buggeschütz der Piraten Feuer. Singend flog die Kugel heran. Sie traf das Steuer der Palomina und mit ihm den Steuermann, der zu Boden stürzte und sich schreiend auf den Planken wälzte. Die Palomina war manövrierunfähig, durch einen einzigen Schuss!
    Auch die anderen Schiffe nahmen nun Kurs auf die Palomina und feuerten dabei ihre Kanonen ab. Das Wasser rund um das Schiff schäumte wie in einem riesigen Hexenkessel. Rauch stieg auf, Pulverdampf lag in der Luft, Holz splitterte, Männer brüllten, die Ruder peitschten das Wasser. Aus dem Deck der Ruderer, das zuerst getroffen worden war, stank es

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