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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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der Ruf eines Matrosen: » Schiff achteraus an Steuerbord!«
    Mirijam trat an die Reling. Bei dem Fremden handelte es sich offensichtlich um ein wendiges Schiff, dessen Länge und eleganter Bug selbst die Palomina ein wenig plump erscheinen ließen. Der Zahlmeister trat an ihre Seite und bemerkte nach einem kurzen Blick: » Ein Venezianer, schätze ich. Man erkennt es am Wimpel.«
    Das Schiff kam mit hoher Geschwindigkeit aus östlicher Richtung, wo eine der Inseln lag, auf die van-de-Meulen-Schiffe zu. Es funkelte im Sonnenlicht, anscheinend war es verschwenderisch mit goldenen Verzierungen geschmückt. » Solche Schiffe kommen oft nach Antwerpen«, erwiderte Mirijam gleichmütig. Ein Schiff aus Venedig beeindruckte sie nicht sonderlich, mochte es auch prächtig verziert sein, zu Hause sah man dergleichen häufig.
    Es war Vancleefs lauter Schreckensruf, der sie wenig später genauer hinschauen ließ. Wo eben noch ein einzelnes elegantes Schiff aus Venedig auf den Wellen zu reiten schien, schwammen nun plötzlich vier! Drei weitere Galeeren hatten sich hinter der ersten hervorgeschoben und steuerten nun geradewegs auf die beiden leicht zurückliegenden Handelsschiffe zu. Doch nicht das erschreckte Mirijam, sondern das plötzliche wütende Geheul und Gebrüll an Deck. Soldaten und Seeleute standen an der Reling, reckten die Fäuste und brüllten, außer sich vor Zorn: » Korsaren! Es sind Piraten! Verfluchte Barbaresken, diese Ausgeburten der Hölle! Der Herr und alle seine Heiligen mögen uns beistehen, wenn es Chair-ed-Din ist, dieser verfluchte Grieche, des Sultans Korsar!«
    Jetzt erkannte es auch Mirijam: Wo noch vor einem Augenblick der Löwe von San Marco an den Masten geflattert hatte, leuchtete auf einmal der islamische Halbmond über den Schiffen.

6
    Die Matrosen brüllten und reckten ihre Fäuste. Auch Lucia, die an Deck gekommen war, schaute zu den fremden Galeeren hinüber, dann, verwirrt über die Aufregung an Bord, fragte sie: » Warum schreien die Leute? Was sind denn das für Schiffe?«
    Mirijam griff nach der Hand der Schwester. » Ich glaube«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte, » ich glaube, es sind Piraten.«
    » Red keinen Unsinn!« Lucia befreite sich aus Mirijams Griff und beschirmte ihre Augen mit der Hand, um besser sehen zu können. Die Sacré Cœur und Santa Katarina hatten alle Segel gesetzt, um sich so schnell wie möglich unter den Schutz der bewaffneten Palomina zu flüchten.
    » Das schaffen die unsrigen nie!«, schrie einer der Matrosen, während er nach vorn zum Bug rannte. » Sind viel zu schwer, außerdem liegen sie in unserem Windschatten, während die Korsaren von Luv kommen. Die können viel besser manövrieren.« Er stöhnte.
    » Schlagzahl erhöhen!«, brüllte der Kapitän. » Und wenden!«
    Einen Wimpernschlag später änderte die Trommel im Unterdeck ihren Rhythmus, und die Ruder hoben und senkten sich im schnellen Takt. Die Palomina fuhr einen Bogen, bis ihr Bug in die Richtung wies, aus der sie gekommen waren.
    » Segel setzen, ihr faulen Hunde, los, los, Beeilung!« Die nackten Füße der Matrosen klatschten über das Deck. » Packt an. Alle zugleich. Und hoch damit!« Die Segel stiegen am Mast empor, flatterten und schlugen, doch schließlich füllten sie sich mit Wind, und die Palomina nahm Fahrt auf.
    » Bugkanonen feuerbereit machen.« Die Stimme des Kapitäns übertönte mühelos den Lärm an Bord. Er stand neben dem Rudermaat und beobachtete aus zusammengekniffenen Augen die Schiffe der Korsaren. » Haltet euch bereit zum Segelreffen.«
    Das ganze Schiff vibrierte unter den Schritten der herumrennenden Männer, die eilig die Befehle ausführten. Die Soldaten griffen nach ihren Pulverflaschen und Ladestöcken, andere mussten ihre Waffen erst umständlich aus Kisten hervorholen und von ihren schützenden Tüchern befreien. Ein Kanonier hantierte im Bug. Er lud seine Feldschlange, justierte den schlanken Lauf der kleinen Kanone und nahm die goldglänzende Galeere, offensichtlich das Kommandoschiff der Piraten, ins Visier. An einer Öllampe entzündete er einen Kienspan, dann hob er den Arm. Die Lunte brannte. Er war bereit.
    Der Abstand zu den feindlichen Schiffen war trotz des erhöhten Tempos der Palomina noch viel zu groß für einen sicheren Schuss, zugleich aber kamen die Piraten den schweren Handelsschiffen der van-de-Meulen-Companie immer näher. Schon wurden auf den Piratenschiffen die Rahen nach vorn ausgerichtet, um eine Brücke zu schaffen, über die

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