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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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prüfte Vancleef die Entfernung zu den Piratenschiffen. Er war offenbar nicht halb so ruhig, wie er tat. » Weiß der Teufel.« Mirijam hörte ihn halblaut vor sich hin knurren. » Weiß der Teufel, was ihn geritten hat, ausgerechnet auf dieser Reise die Route unter den Inseln zu nehmen. Jeder Schiffsjunge kennt sie als die reinsten Piratennester!«
    Mirijam lauschte mit großen Augen. Schon wieder kam die Rede auf eine falsche Route. Was bedeutete das? Piraten und alles, was mit ihnen zu tun hatte, klangen nach lustigen Abenteuern, jedenfalls, solange man ein neugieriges Kind war und sich derlei Gruselgeschichten daheim in der warmen Stube erzählen lassen konnte. Jetzt hingegen, wenn sogar der argousin nervös wurde …?
    Als er ihre Unruhe bemerkte, tätschelte der Zahlmeister ihre Hand, die sich an seinem Ärmel festklammerte. » Kein Grund zur Sorge. So, aber nun ist es genug für junge Damen. Ihr beide begebt Euch am besten in Eure Kajüte und wartet, bis hier oben alles wieder ruhig ist.«
    Nach unten? Bloß das nicht, dachte Mirijam.
    Plötzlich ließ das Flaggschiff der Piraten von den Handelsschiffen ab und nahm Kurs auf die Palomina . Schon rauschte es unter gebauschten Segeln und mit enterbereitem Rammbock heran. In voller Fahrt feuerten seine Kanonen. Die Schüsse waren allerdings ebenfalls zu kurz oder zu lang und peitschten lediglich das Wasser.
    Höhnisch lachten und johlten die Männer auf der Palomina, und einige Matrosen sangen: » Der Schuss fällt weit vom Mast ins Meer, Johoo, hebt auf! Das bringt dem Kapitän kein’ Ehr, Johoo, hebt auf!«
    Eine der Kugeln schien geradewegs auf Mirijam zuzukommen, so dass sie instinktiv den Kopf einzog. Das Geschoss traf jedoch nicht sie, sondern krachte unter ihr in das Ruderdeck auf der Backbordseite der Palomina. Der Einschlag erschütterte das gesamte Schiff, und die Palomina neigte sich unter der Wucht zur Seite. Pulverdampf lag in der Luft. Schreie drangen aus dem Unterdeck, dazu das wütende Gebrüll der Soldaten und Matrosen von allen Seiten. Doch schon kurz darauf lag die Palomina wieder aufrecht im Wasser, allerdings mit schlaffen, flatternden Segeln. Die Salve hatte ein Loch ins Ruderdeck geschlagen und das Segelzeug in Fetzen geschossen.
    Vorsichtig hob Mirijam den Kopf. Der beißende Gestank des verbrannten Pulvers hatte sich verzogen, und bis auf die Reste des Segels wirkte an Deck beinahe alles wieder normal. Durch eine zerstörte Bohle im Decksboden beobachtete sie, wie Wasser ins Ruderdeck drang und dass einem der Ruderer die Unterarme abgetrennt worden waren. Helles Blut sprang aus seinen Armstümpfen hervor. Der Mann starrte ungläubig auf seine Arme, bevor er zusammenbrach. Kurz darauf schrie Lucia schrill auf. Als sich Mirijam umdrehte, stand die Schwester an der Reling und deutete auf das Wasser. Dort trieb ein zersplitterter Riemen vorüber, immer noch umklammert von zwei bleichen Händen.
    » Heilige Mutter Gottes, wir werden alle untergehen. Weg hier, nur weg!« Lucias Stimme überschlug sich, während sie immer weiterschrie. Sie hörte auch dann nicht auf zu schreien, als sie wie von Furien gehetzt über das Deck rannte, den Niedergang hinunter und in ihre Kajüte floh. Mirijam hingegen kauerte immer noch hinter dem Schanzkleid. Das alles konnte nicht wahr sein! Eben noch nichts als Sonne und Langeweile, und jetzt?
    » Kanonen nachladen! Feuerbereit halten!« Kapitän Nieuwer brüllte seine Befehle. Er wollte offenbar kämpfen. Die Segel flatterten nutzlos im Wind, und die Palomina dümpelte auf der Stelle, während bei den Bugkanonen hektische Betriebsamkeit herrschte. Sollten sie denn nicht wirklich besser flüchten?
    Die Korsaren kamen immer näher. Drei der feindlichen Galeeren waren der hinter ihnen segelnden Sacré Cœur bedrohlich nahe gekommen, und erste Pfeile, deren Spitzen mit brennenden Lappen umwickelt waren, schlugen auf deren Deck auf. Irgendwo auf dem Hauptdeck brüllte der Zahlmeister etwas. Mirijam verstand nur: » … haben griechisches Feuer …!«
    Alle Männer stockten. In ihren Augen war die nackte Angst zu lesen. Griechisches Feuer schien eine furchtbare Waffe zu sein, wenn selbst die Soldaten vor Schreck erstarrten. Sie blickten auf den Kapitän, der unschlüssig wirkte und wie in Trance die Korsarenschiffe beobachtete.
    Doch endlich, als seien diese Worte des Zahlmeisters das Signal gewesen, besann sich Kapitän Nieuwer. » Wenden! Los, los, ihr faulen Säcke!«, donnerte er. » In die Takelage und an die

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