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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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reden.
    Der Schreiber stellte seine Öllampe auf den Hocker und ging prüfend um das Mädchen herum. Irgendetwas sagte ihr, dass es ihm vielleicht nicht um eine weitere Befragung zu tun war. Was aber wollte er dann von ihr, mitten in der Nacht?
    Plötzlich packte der Schreiber zu und zerriss mit einem Ruck ihren Kittel und das dünne, schmutzige Kleid darunter.
    » Nein!«
    Entsetzt griff Mirijam nach den Fetzen und presste sie an sich. Abgrundtiefe Angst breitete sich in ihrer Brust aus. Der Magen hob sich, und sie versuchte zu schlucken. Vergeblich. Sie erbrach sich vor den Füßen des Schreibers, bis nur noch Galle kam. Der Mann grinste. Dann holte er aus und schlug Mirijam mit der flachen Hand ins Gesicht, so dass sie taumelte und zu Boden stürzte. Sie wimmerte. In ihren Ohren sang und summte es. Blut tropfte aus ihrer Nase auf den Boden. Sie hatte das Hemd fallen lassen und hielt die Hände vors Gesicht. Sie zitterte. Was wollte dieser Mann von ihr? Warum schlug er sie?
    Breitbeinig stand der Schreiber vor ihr. Er schien ihre Furcht zu genießen. Seine Augen ließen sich keine ihrer Regungen entgehen, sein Mund stand ein wenig offen, und er atmete schnell. Mirijam versuchte, in eine Ecke des Raums zu kriechen, aber der Mann stellte sich rasch auf ihre Hand. Sie schrie vor Schmerzen. Er hob den Fuß und gab ihre Hand frei. Mirijam war wie gelähmt. Er sagte etwas zu ihr, und als sie nicht reagierte, schlug er erneut zu. Den ersten Schlag sah sie kommen und drehte sich gerade noch rechtzeitig weg, doch dem zweiten Schlag konnte sie nicht mehr ausweichen. Der Mann kniete über ihr. Er riss sie an den Haaren zu sich herum und betrachtete ihren entblößten Unterleib. Zufrieden grinsend betastete er ihren Bauch, den nackten Rücken und die Hinterbacken. Mirijam trat mit den Beinen nach ihm und versuchte, auf die Füße zu kommen, er hielt sie jedoch fest. Sie war wie in einem Schraubstock gefangen.
    » Hilfe!« Mit aller Kraft trat sie nach ihm. » Hilfe, Hilfe!«
    Ihre Schreie brachen sich an den alten Mauern und schienen sich zu vervielfachen. Sie hallten durch die dunklen Gänge und drangen in die Zellen hinein. Jemand musste sie doch hören!
    » Hilfe!« Mirijam schrie in höchster Not.
    Es kam niemand. Sie trat mit den Beinen, schlug mit den Armen um sich, sie weinte und schluchzte, doch je mehr sie sich wehrte, desto besser schien dem Schreiber das Ganze zu gefallen. Seine rot unterlaufenen Augen funkelten, er grinste und leckte sich die Lippen. Nicht ein einziger ihrer Fußtritte, nicht ein einziger ihrer Schläge traf sein Ziel.
    Der fette Mann drückte seine dicke, große Hand auf ihr Gesicht, bis sie keine Luft mehr bekam. In ihrem Kopf dröhnte es. So war das also, wenn man erstickte. Sie würde sterben.
    Er lockerte seine Hand und zischte etwas, aber das Blut in ihren Ohren rauschte so laut, dass sie kein Wort verstand. Hastig sog sie die Luft ein, bis die Schmerzen in der Brust nachließen. Reglos lag sie auf dem Boden, ausschließlich damit beschäftigt zu atmen.
    Plötzlich packte er sie, legte sie bäuchlings über den Holzbock, drückte sie herunter und band Arme und Beine an den Stützen des Bockes fest. Während er mit seinen dicken Knien ihre Beine spreizte, öffnete er mit einer Hand sein Beinkleid. Wieder und wieder stieß er sein geschwollenes Glied zwischen ihre Hinterbacken. Todesangst erfasste Mirijam.
    » Nein!«
    Der Schreiber jedoch presste erneut die Hand über ihre Nase und ihren Mund und erstickte das Gewimmer. Dann stieß er in sie hinein. Einmal noch heulte Mirijam auf wie ein verwundetes Tier, bevor ihr die Sinne schwanden.

2. TEIL
    KASBAH TADAKILT 1520 – 1521

15
    Lodernde Schmerzen, die wie ein glühendes Eisenband um ihren Körper lagen. Aufgerissen, zerschlagen, geschunden trieb Mirijam in einem Meer aus Qual und Pein. Sie hatte keine Kraft und ergab sich widerstandlos ihrer Schwäche. Unerreichbar fern kam ihr die erlösende Oberfläche vor, der Sog abwärts zog sie immer weiter hinunter, hinab in eine Tiefe aus wirren Träumen, Dunkelheit und Schreien, aus Pulverdampf, Krummschwertern und Blut. Da war eine Lache, nein, ein Meer aus Blut, aus dem sich Lucias Körper erhob. Sie trug ein Totenhemd und rief Mirijams Namen. Auf ihren Augen lagen Münzen. Wenn die Münzen herunterfielen, würde sie Lucias Augen sehen müssen, tote Augen. Lucia war tot, das war gewiss! Und sicher würde auch sie bald sterben. Oder war sie bereits tot?
    Langsam driftete sie an die Oberfläche.

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