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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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fuhr der Soldat fort und wippte ein wenig in seinen Reitstiefeln, » rein zufällig kann ich Eure Frage beantworten, Sherif Hakim, da ich anwesend war, als sich der Pascha mit seinem Schreiber in dieser Sache beriet.« Der Soldat strich über seinen Bart. Dann rückte er die breite Schärpe zurecht, wobei der reich verzierte Griff eines Krummdolches aufblitzte.
    » Es handelt sich meines Wissens«, begann er seine Rede, » um eine nordländische Angelegenheit und geht zurück auf das Ansinnen eines Handelsmannes aus Flandern oder Burgund oder wie dieses Land im Norden auch heißen mag. Wie ich verstanden habe, machte mein Herr, der Prophet schenke ihm Gesundheit und ein langes Leben, in der Vergangenheit ganz ausgezeichnete Geschäfte mit ihm«, erklärte er. Er schien seine intimen Kenntnisse zu genießen. » Dabei ging es immerhin um … Ach, nun komme ich tatsächlich noch ins Schwatzen!«
    Der Gesandte unterbrach sich mit einem gekünstelten Lachen, doch nur, um sogleich mit neuem Schwung fortzufahren: » Natürlich hofft er auf weitere Geschäfte, das versteht sich. Dieser Handelsherr jedenfalls scheint nicht nur bewundernswerte Gewinne zu machen. Sein nicht geringer Einfluss verlagert sich derzeit bis in die Adria und ans östliche Mittelmeer, wo sich immer häufiger Überschneidungen mit den Interessensgebieten des Sultans ergeben. Unter anderem geht es um die Rückeroberung der venezianischen Kolonien entlang der griechischen Küste und um …« Er räusperte sich. » Nun, wie auch immer, dem Pascha ist jedenfalls daran gelegen, diesem Kaufherrn gefällig zu sein, schon um den Sultan zu unterstützen. Aber dies nur nebenbei, werter Hakim, und nur, weil ich zufälligerweise Euren Wissensdurst stillen kann.«
    Der osmanische Soldat schaute sich um und fuhr mit etwas leiserer Stimme fort: » Kommen wir aber nun zu meinem Auftrag. Ich kann doch offen mit Euch reden?« Er redete weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. » Um es kurz zu machen, aus einem mir unbekannten Grund ist diese Sklavin jenem Handelsherrn ein Dorn im Auge, er erbittet unsere Hilfe in dieser Sache. Der betreffende Brief erreichte uns leider erst kürzlich. Als wir daraufhin ihrer Spur nachgingen, stellten wir fest, dass Ihr das Mädchen wenige Tage nach seiner Ankunft in Al-Djesaïr gekauft habt. Das ist doch richtig? Man nennt sie offenbar Mirijam, was sie als Tochter des jüdischen Volkes ausweist. Der Pascha befiehlt, sie unverzüglich zu töten. Das mit der Schwester hat sich ja schon erledigt. Sie lebte für kurze Zeit im Palast, war aber untragbar.«
    Der Soldat ließ seine Worte einen Moment wirken, dann fügte er hinzu: » Der Befehl meines Herrn lautet also in aller Klarheit: Beseitige die jüdische Sklavin. Ihr hingegen, verehrter Sherif Hakim, Ihr seid für Eure Unbill reichlich zu entschädigen. Seht her, das sendet Euch unser großzügiger Pascha, dem Allah ein langes Leben schenken möge!« Damit zog er eine prall gefüllte Börse aus seinem Gewand und streckte sie dem Hakim entgegen.
    Hinter dem Blättervorhang beobachtete Mirijam die beiden Männer, die auf und ab gingen und sich angeregt austauschten. Es schien ihr beinahe, als plauderten sie höflich miteinander, als führten sie irgendein alltägliches, bedeutungsloses Gespräch und nicht eines, in dem es um ihr Leben ging! Längst schon konnte sie nicht mehr jedes Wort verstehen, allzu laut toste das Blut in ihren Ohren. Sie sollte getötet werden? Ermordet, wie zuvor Lucia, hatte sie das richtig verstanden? Demnach war Lucia also nicht am Fieber gestorben. Und zu Hause wusste man von ihrer Entführung? Statt sie jedoch freizukaufen plante man ihren Tod?
    In diesem Moment hielten die beiden Männer in der Nähe ihres Verstecks inne. Der osmanische Soldat stand – breitbeinig und auf den Fußspitzen wippend – mit dem Rücken vor ihrem Schlupfwinkel. Ihm gegenüber erhob der Hakim seine geöffneten Hände zum Himmel und klagte laut: » Ach, und dabei ist sie schon lange tot! Fürwahr, das wäre ein ansehnlicher Gewinn gewesen, hat sie mich doch seinerzeit lediglich fünf Dinar gekostet! Welch ein Verlust!« Er rang die Hände und fuhr mit betrübter Miene fort: » Ich bedaure Allahs Ratschluss unendlich, mein teurer Freund, aber jene Sklavin ist kurz nach unserer Ankunft hier in der Kasbah Tadakilt gestorben, irgendjemand kann Euch sicher die Stelle zeigen, an der sie verscharrt wurde.«
    Wieder und wieder schüttelte er seinen Kopf. » Ich weiß wirklich nicht zu sagen,

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