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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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warum ich sie damals überhaupt erstand, vermutlich werde ich allmählich alt. Sie war mager, kränklich und schwach, zu nichts zu gebrauchen. Und denkt Euch: Zu allem Überfluss hatte der Allmächtige sie auch noch mit Stummheit geschlagen! Ein echter Fehlkauf, bei Allah. Sicher könnt Ihr Euch vorstellen, wie sehr mich gerade in diesem Fall die Summe gefreut hätte, die der Pascha für sie zu geben bereit gewesen wäre. Das schöne Geld!« Er seufzte erneut.
    Der Soldat hatte den alten Hakim aufmerksam beobachtet. Nun breitete er ebenfalls die Hände aus und schnalzte mitleidig mit der Zunge.
    » Das Mädchen war stumm und ist verstorben? Das nenne ich wahrlich Pech! La illah illalah! Aber so ist das Leben, mal gewinnt man, mal verliert man, und Allahs, des Allwissenden, Beschlüsse sind undurchschaubar. Das Wichtigste allerdings, so will mir scheinen, das Wichtigste ist die Tatsache, dass das Mädchen nicht mehr auf Erden weilt. In diesem Punkt habe ich Euch doch richtig verstanden, Ihr seid sicher, dass sie tot ist?«
    » Wie ich bereits sagte, verehrter Hassan al-Dey, sie starb kurz nach unserer Ankunft.«
    Der Soldat nickte, verstaute die Börse wieder in einer versteckten Tasche seines Gewandes und wandte sich zum Gehen.
    » Ich eile, um unserem Herrn mitzuteilen, dass seinen weiteren Geschäften nun nichts mehr im Wege steht. Und ich danke Euch in seinem Namen für diese gute Nachricht. Allahs Segen sei mit Euch, Sherif Hakim, und mit Eurem Hause.«
    » Und mit Euch, Hassan al-Dey«, antwortete der alte Arzt. » Und mit Euch. Möge er Euch eine gute Reise und eine glückliche Heimkehr bereiten. Kommt, ich geleite Euch zum Tor.«
    Damit entfernten sich die beiden Männer.
    Mirijam kauerte immer noch unter dem Busch, als Alî el-Mansour ihren Namen rief. Sie zitterte, als sie aus ihrem Versteck hervorkroch.
    Zutiefst beunruhigt umrundete der Sherif das Wasserbecken und sah sich mehrmals um, ob sie wirklich allein waren. Dann packte er Mirijam an den Schultern. » Du hast alles belauscht? Ja, das dachte ich mir. Dann hast du wohl auch gehört, wie ich deine Stummheit erwähnte? Dabei war ihm dieses Detail offenbar neu, er kannte es nicht. Oh, ist es denn zu glauben? Meine Geschwätzigkeit hat alles unendlich verschlimmert! Möge Allah meine Zunge verdorren lassen!«
    Fragend blickte Mirijam ihn an.
    Der Hakim seufzte und rang die Hände. » Lange wird das Geheimnis deiner Identität kaum noch gewahrt bleiben, nicht, nachdem ausgerechnet ich ihm verraten habe, wonach er suchen muss: nach einer stummen Sklavin. Oh Allah, wo hatte ich bloß meine Gedanken? Nun müssen wir schnellstens etwas unternehmen, sonst gibt es ein Unglück.« Verzweifelt schüttelte er seinen Kopf. » Was aber ist zu tun?«
    Mirijam wusste, er erwartete keine Antwort von ihr, und sie wusste außerdem: Der Hakim ließ nicht zu, dass man ihr etwas antat. Allmählich beruhigte sich ihr Herzschlag wieder.
    Der alte Arzt ließ den Blick durch den Innenhof wandern. Er betrachtete die Wege mit den schönen Fliesen, den Brunnen, die Granatapfelbäume, die bereits Frucht angesetzt hatten, und die Blumen, als sähe er dies zum ersten Mal. Erneut seufzte er. Dann hatte er sich gefasst.
    » Hör mir jetzt genau zu, Azîza: Du bist allem Anschein nach in höchster Gefahr. In Kürze wird der Soldat des Paschas herausgefunden haben, dass eine stumme Sklavin unter dem Namen Azîza bei mir lebt, dazu muss er nur ein wenig von seinem Gold im Dorf verteilen.« Er stockte. » Ich bin sicher«, fuhr er schließlich fort, » er wird wiederkommen.«
    Mirijams Augen weiteten sich vor Schreck. Was sollte sie tun? Fortlaufen und sich verstecken? Aber wo?
    Der Hakim indes legte die Hände auf dem Rücken zusammen und umrundete das Wasserbecken. Dadurch, dass er von Azîzas Tod gesprochen und sie gleichzeitig versehentlich verraten hatte, hatte er auch sich selbst in allerhöchste Gefahr gebracht. Wenn der Pascha erfuhr, dass das Mädchen, das er tot sehen wollte, in betrügerischer Absicht vor seinem Häscher verborgen wurde, war er seines Lebens nicht sicher, mochte er sich in der Vergangenheit auch noch so viele Verdienste erworben haben. Azîza in Sicherheit zu bringen bedeutete also zugleich, sich selbst zu retten.
    Es bedeutete darüber hinaus, alles, was sein bisheriges Leben als Gelehrter und Arzt ausmachte, aufzugeben. Der Hakim überlegte nicht lange.
    » Keine Angst, Kleines, keine Angst, ich werde alles dransetzen, dich zu retten. Und damit auch mich

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