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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Gewand und tastete nach den darin verborgenen Kostbarkeiten. Neben einigen rohen Edelsteinen und unbearbeiteten Diamanten, die er Händlern anbieten konnte, fühlte er die verschiedenen Formen der Perlen. Warum er ausgerechnet eine Handvoll Stabperlen aus Pulverglas gekauft hatte oder was er mit den beiden dicken Kugeln aus saharischem Bernstein anfangen sollte, wusste er nicht. Und doch trug er sie direkt über seinem Herzen.
    Das Bild der Schwarzen tauchte vor ihm auf, wie sie am Rande des Marktes in Timbuktu aufrecht im Staub saß und mit unbewegter Miene die Schaulustigen und Käufer an sich vorüberziehen ließ. Ihre Hände lagen im Schoß, und zwischen ihren ausgestreckten Füßen mit den hellen, von rissiger Hornhaut bedeckten Sohlen regten sich zwei zusammengebundene Hühner. Frauen wie diese alterslose Schwarze gab es zuhauf.
    Sie hatte ihn im gleichen Moment gesehen wie er sie, und in ihre Augen trat ein aufmerksamer Ausdruck. Sie musterte ihn, dann hob sie auffordernd das Kinn. Er blieb stehen und blickte auf die beiden Hühner. » Du kommst von weit her«, sagte die Frau. » Und du suchst keine Hühner, du suchst etwas anderes.« Er suchte eigentlich gar nichts, sein Weg von der Koranschule des Viertels zur Bibliothek eines gelehrten Imams führte lediglich über den Marktplatz. Dennoch fragte er: » Und was könnte das sein?«
    Sie öffnete die Hände, und da lagen sie. Tränen der Wüste, Perlen aus uralter Zeit. Einer Zeit, als in der noch grünen Landschaft Bäume wuchsen und Tiere weideten und das Baumharz in der Wärme zu honiggelben, matt schimmernden Tropfen gerann. Er wusste sofort, diese Perlen waren für Sarah bestimmt. Und nun trug er sie um den Hals.
    Saïd überließ sich nur zu gern der Monotonie des Gehens. Er lauschte den vertrauten Geräuschen, einer Mischung aus den schlurfenden Schritten der Kamele, dem Singen des Windes und tiefem Schweigen, das nur gelegentlich von den Rufen der Treiber oder dem Brummen eines der Tiere unterbrochen wurde. Ohne Pause schritt er dahin, die Arme auf einen quer über die Schultern gelegten Stock gestützt, an dem das geflochtene Leitseil zum vordersten Kamel befestigt war. Bis an das Ende aller Tage hätte er so weitergehen können. Doch nicht mehr lange, dann hatten sie das fruchtbare Tal des Oued Ziz erreicht. Saïd seufzte.
    Die Nacht kündigte sich an. Bei einigen zerfransten, halb verdorrten Akazien machte die große Karawane Halt. Es dauerte seine Zeit, bis auch das letzte der neunzig Kamele herangekommen war. Die Futterballen, die die Sklaven in Timbuktu mit Holzschlegeln aus riesigen Haufen loser Stängel zu festen Packen geschlagen und verschnürt hatten, wurden abgeladen. Ebenso die Salzblöcke, die Viehzüchter und Nomaden für ihre Herden benötigten. Auch die beiden großen Elefantenzähne sowie die zahllosen Pakete, Krüge, die fest verschnürten Beutel mit dem Gold vom Oberlauf des Nigerflusses, die Säcke voller Kolanüsse, Muscheln und Korallen von der Mündung des Senegalflusses, die Gazellenhörner, die edlen Hölzer aus Gao, das Gummiarabikum und die Straußenfedern: alles wurde vom Rücken der Lasttiere genommen, im Sand zusammengestellt und mit Tüchern abgedeckt. Die Kaufleute aus dem Norden, besonders jene aus Venedig und den anderen reichen Städten jenseits des Mittelmeers, waren anspruchsvoll, sie akzeptierten nur einwandfreie Ware. Während der Verhandlungen in Sijilmassa würden sie jedes einzelne Stück genauestens prüfen, bevor sie ihr Angebot vorlegten.
    Die Männer fesselten den Tieren die Vorderbeine und gaben ihnen Futter, dann loderten zwei Feuer auf. Omar und Abdallah kneteten Teig für die Fladenbrote, und Hamid bereitete den Hirsebrei vor. Um die Kamele nicht zu überlasten, hatten sie in Timbuktu nur die nötigsten Lebensmittel eingekauft, schließlich mussten die Tiere neben den Waren auch noch ihr eigenes Futter tragen. Also hatte es nur zu Beginn der Rückreise frische Zwiebeln und süße Feigen gegeben, jetzt musste das Trockenfleisch mit Steinen weich geklopft werden, bevor es mit Hirse gekocht werden konnte. Doch sie waren an größere Entbehrungen gewöhnt, außerdem gab es noch immer Datteln, die Kraft spendeten.
    Alles war wie immer, und dank Allahs Hilfe hatte es in den vergangenen mehr als einhundertzwanzig Tagen und Nächten keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben. Morgen, wenn auch dieses letzte Stück des nicht enden wollenden Meeres aus Sand, Felsen und Dünen mit seinen Trockenflüssen und

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