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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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auch Hussein, dem mittleren Bruder und neuen Anführer, folgten. Schließlich hatte niemand damit rechnen können, sich unter dessen Führung plötzlich als Anhänger Sultan Ahmads und der Osmanen wiederzufinden. Sobald die Sheïks jedoch Husseins Schwenk bemerkt hatten, war Unmut aufgekommen. Während sich die einen vehement dagegenstemmten, wurde die Neuerung von anderen sogar begrüßt.
    Saïd allein konnte diesen Konflikt klären, er musste ihn bereinigen, sollten die Unruhen nicht das ganze Tal zerreißen. Im Tafilalt gab es viele Getreue, Saïd müsste lediglich den ersten Schritt machen.
    *
    Der Staub, den Murads Pferde aufgewirbelt hatten, verwehte bereits zwischen den Palmen der Oase. Sheïk Hussein sah es mit Befriedigung. Murad al-Sinan und seine Reiter legten ein hohes Tempo vor. Er war ein Freund des neuen Imam Sîdi Alî, und sein eigentliches Geschäft war der Handel mit Sklaven. Aber für Geld erledigte er auch andere, sogar heikle Aufträge.
    Er würde längst außer Reichweite sein, wenn die Bauern mit Beginn der Abenddämmerung die Oasengärten verließen und nach Hause gingen. Zumal Murads Pferde, überlegte Sheïk Hussein, außer den beiden locker verschnürten Säcken keine weiteren Lasten zu tragen hatten, und selbst diese Säcke wogen nicht schwer.
    Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, das er stets sorgfältig vor der Sonne schützte. Er war nicht groß und kräftig wie seine Brüder, aber seine schlanke Statur, die Hände, die schmale Nase und der wohlgeformte Mund gefielen ihm. Besonders stolz war er auf seine Hellhäutigkeit, ein Erbe mütterlicher Vorfahren und für ihn ein Zeichen von Adel, mochten die anderen auch davon reden, dass seine Mutter bis zu seiner Geburt eine Sklavin gewesen war.
    Inzwischen hatte sich der Staub gelegt, und wie es aussah, hatte tatsächlich niemand den Aufbruch der osmanischen Reiter bemerkt. Hussein wusste, um eventuelle Verfolger in die Irre zu führen, würde Murad zunächst in Richtung Südosten reiten, als wolle er zu seiner Sklavenkarawane stoßen. An geeigneter Stelle würde er jedoch nach Norden schwenken und seinen Auftrag gewissenhaft erfüllen.
    Sultan Ahmads Befehl war eindeutig. Brahims Söhne sollten nach Féz gebracht werden, um am dortigen Sultanshof eine Erziehung nach osmanischem Vorbild zu erhalten. Zu einem Zeitpunkt, den der Hof bestimmte, würde man ihrer Mutter – und damit zugleich den Sheïks der Region – mitteilen, wo sich die Knaben aufhielten.
    Hussein rieb seine Hände. Brahims Söhne als Geiseln, zwar wohl versorgt und ohne Not, aber erzogen und geprägt von Osmanen – was für ein befriedigender Gedanke. Damit waren sie ein für alle Mal den masirischen Sheïks mit ihren lächerlichen Freiheitsideen entzogen, während ihm und seinen eigenen Söhnen eine glorreiche Zukunft bevorstand.
    Murad, der erfahrene Sklavenhändler, war zugleich zuverlässig und schlau wie ein Schakal. Er gehorchte nicht nur Sultan Ahmads Befehl, er wusste auch, mit wem er sich verbünden sollte, um einträgliche Geschäfte tätigen zu können.
    Vor einigen Tagen hatte er ihm, dem neuen amghar, einen wahrlich verlockenden Plan unterbreitet. Er sah vor, schon mit einer der nächsten Sklavenkarawanen nicht an den Nil, sondern nach Sijilmassa zu ziehen, um Hunderte schwarzer Sklaven hier auf den Markt zu bringen! Ein Vorhaben, das wegen des kürzeren Weges nicht nur die Sterberate, sondern auch die Kosten senken und so allen Beteiligten die Taschen füllen würde. Murad jedenfalls hatte ihm vorgerechnet, dass man für einen jungen Sklaven vom Senegalfluss nur vier bis sechs Dukaten bezahlen musste, während man ihn in Féz für mindestens zwanzig verkaufen konnte. Fünfzehn Golddukaten Gewinn pro Sklave … Natürlich waren zunächst einige Aufwendungen nötig, zum Beispiel für die Unterbringung und Bewachung der Schwarzen, außerdem musste ein separater Marktplatz geschaffen werden, und vor allem mussten Kaufleute und Fernhändler rechtzeitig von diesem neuen Warenangebot unterrichtet werden. Aber insgesamt gesehen konnte man nur gewinnen. Seiner Mutter als ehemaliger Sklavin hatte er vorsichtshalber aber erst einmal noch nichts davon gesagt.
    Versuchsweise hatte er jedoch eine Andeutung gegenüber zwei Händlern in Sijilmassa gemacht, und das begehrliche Aufleuchten ihrer Mienen hatte ihn bestätigt. Seither waren die beiden mehr als freundlich ihm gegenüber, sie kamen sogar regelmäßig in die Kasbah, fragten ihn um Rat und lobten seinen scharfen

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