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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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eine Arbeit jedoch immer so sorgfältig wie möglich erledigen. Wenn aber der Mann diese halbfertige Schnitzerei unbedingt haben wollte?
    » Ich geb dir drei soldi .«
    Filippo verbiss sich ein Grinsen. Der hatte ja überhaupt keine Ahnung von Preisen. » Hier.« Er erhob sich aus der Hocke und reichte dem Buckligen die Schnitzerei. » Ich kann’s aber auch zuerst fertigmachen«, setzte er großmütig hinzu, » vielleicht erkennt man den Löwen dann besser.«
    » Ach ja, das wär mir lieb. Kann ich hier darauf warten?«
    Filippo nickte und machte sich wieder an die Arbeit. Drei soldi – davon konnte er warme Kleidung kaufen und sich außerdem tagelang sattessen!
    » Du bist wohl oft hier?«, fragte der Mann, als wolle er lediglich die Zeit bis zur Fertigstellung der Arbeit überbrücken.
    Filippo wiegte den Kopf, was sowohl » Ja« heißen konnte wie auch » kommt darauf an, was man unter oft versteht« oder » wenn ich etwas Zeit erübrigen kann«.
    » Kennst du viele Leute? Ich meine, äh, Handwerker oder Ähnliches? Und Leute aus der Fremde?«
    » Braucht Ihr einen Handwerker? Was soll er denn tun?«
    » Nein, nein, danke schön, deshalb frage ich nicht. Ich dachte nur, hier am Rialto kommen doch sicher viele Leute zusammen, darunter auch Ausländer, oder nicht?«
    » Sî, viele. Die tedeschi haben dort drüben, auf der anderen Kanalseite ihre Niederlassung, meint Ihr die?« Der Bucklige sah nicht nur komisch aus, für einen Geheimpolizisten fragte er auch ziemlich ungeschickt. Emmanuele wollte stets über alles informiert sein, und er freute sich bereits, ihm über diesen Krüppel zu berichten. Filippo konzentrierte sich erneut aufs Schnitzen. Hier noch ein Stückchen wegschneiden, dort etwas glätten, dann kam der Löwe schon ganz ordentlich heraus.
    » Nicht direkt, jedenfalls meine ich nicht Kaufleute aus fremden Ländern. Aber vielleicht ist dir hier in der Gegend schon einmal eine junge Frau aus Afrika begegnet?«
    » So eine Schwarze mit dicken Lippen? Ich kenne ein paar, und eine von ihnen ist auch gar nicht teuer.«
    » Nein! Madonna, nein, das meine ich doch nicht.« Der Mann wirkte ziemlich verzweifelt. Er zupfte an seinen Handschuhen, wischte über die Stirn und schien zu überlegen. » Es ist so«, sagte er schließlich » ich soll eine bestimmte Frau finden, aber ich weiß nichts Genaues über sie. Sie heißt Sarah und kommt aus Santa Cruz, die meine ich. Kennst du sie? Weißt du, wo ich sie finden kann?«
    Also doch ein Neuer von den signori di notte und noch dazu einer, der Signorina Sarahs Spur aufgenommen hatte. Dio mio, und das, wo sie unter Emmanueles besonderem Schutz stand. Filippo versuchte, sein Erschrecken zu verbergen, und blies mit vollen Backen feine Holzspäne und nicht vorhandenen Staub von der Platte.
    » Tut mir leid, Signore. Ich sehe gerade, es dauert doch etwas länger, bis Euer Löwe fertig ist, scusi .«
    » Das macht nichts, aber ich muss gehen. Hier holt man sich ja den Tod, bei dieser nassen Kälte. Vielleicht hörst du dich ein wenig für mich um, ja? Und wenn du etwas weißt und dein Holzbild fertig hast, bringst du es mir in die Ca’ Capello nuovo am Seitenkanal des Canal di Canareggio, einverstanden? Es wird dein Schaden nicht sein.«
    *
    Von unten drang Rebeccas Stimme herauf. Sarah lauschte. Wollte sie nicht erst morgen kommen, um die fertigen Kleider abzuholen? In zwei Tagen begann das neue Jahr, doch die Juden hatten eine eigene Zeitrechnung, ihr neues Jahr fing erst in einigen Wochen an.
    Wie bei jedem Besuch wechselte die Freundin auch jetzt zunächst einige Worte mit dem Kapitän. Die beiden verstanden sich gut. Pacelli organisierte inzwischen seine nächste Reise an die afrikanische Küste, doch noch deutete nichts darauf hin, dass es bald losging. » Das verdamm…, äh, ja also, die Ruder machen mir wieder einmal Sorgen«, behauptete er, wenn Sarah die Sprache darauf brachte, ob er bald wie geplant reisefertig wäre. » Ich werde keinesfalls mit wurmstichigen Rudern losfahren!« Wirklich energisch trieb er die notwendigen Arbeiten allerdings nicht voran. Sarah glaubte zu wissen, was in Wahrheit dahintersteckte: Es gefiel ihm, unter einem Dach mit ihnen beiden zu wohnen, und er liebte es, in ein warmes, helles Haus zurückzukehren, in dem Menschen auf ihn warteten.
    Mit einiger Mühe erhob sie sich, streckte ihren schmerzenden Rücken und ging die paar Schritte zwischen Tür und Fenster auf und ab. Ihr Bauch wölbte sich inzwischen derart, dass sie ihre

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