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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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was?« Sie konnte nicht anders, als zu lachen. Das war zu gut, um wahr zu sein. Glaubte Amalia wirklich, sie müsste sich auf Prinz Pickelhefe berufen, um ihren Willen durchzusetzen? Dann wurde ihr siedend heiß bewusst, was sie hier tat. Sie verschwendete ihre Zeit. Sie musste Eoghan warnen. Nachdem sie gesehen hatte, in welch atemberaubender Geschwindigkeit Dämmer-Detroit zusammengebrochen war, konnte sie sich nicht mehr auf Magister Féachs Vorhersage verlassen. Vor allem, wo Féach die Wahrheit hinter den Rissen nicht kannte. So wie auch kein anderer in Tír na Mórí. Und wenn es nach Santino ging, dann blieb das auch so, bis die Kjer kamen und sie alle auslöschten.
    Mit langen Schritten durchquerte sie das Zimmer und griff nach der Türklinke.
    Amalia stürzte ihr nach. »Wartet! So könnt Ihr nicht nach draußen gehen!«
    Sie trug immer noch die ramponierte und völlig verschmutzte Kleidung, in der sie heimgekehrt war. Ihr Geruch ging inzwischen wohl als Beleidigung für die hoch getragenen Nasen des Hofvolks durch. Aber ganz ehrlich, es kümmerte sie nicht. Und wenn der König sie angehört hatte, würde er Wichtigeres zu tun haben, als sich über ihr mangelndes Gespür für Mode und Reinlichkeit aufzuregen.
    Nessa sprang mit einem Satz vom Bett und huschte zwischen Marielles Füßen hindurch und durch den Türspalt.
    »Lasst mich Euch wenigstens die Haare richten. Und zieht Euch ein Kleid an. Vielleicht das rostbraune.« Die Gouvernante bekam ihr Handgelenk zu fassen, bevor sie der Purpurkatze folgen und nach draußen schlüpfen konnte. Die Finger erstarrten zu einer knochigen Klammer, als sie das glasige Oval auf ihrem Handgelenk ertasteten. Fassungslosigkeit ließ Amalias Züge entgleisen, wie Marielle es nie vorher gesehen hatte. »Oh, bei allen Kluftgeistern Nívals, was ist das? Was habt Ihr getan?«
    Ups
. Nessas Augen glommen im Dämmerschein.
Soll ich sie ablenken?
    Vergeblich mühte sich Marielle, Amalias Griff abzuschütteln. Die Gouvernante verfügte über erstaunliche Körperkräfte. Das war ihr früher schon aufgefallen, als sie es noch gewagt hatte, ihr den Hintern zu versohlen. Sie drehte ihr den Arm herum, sodass das Siegel verräterisch im Licht funkelte. Inzwischen pochte es nicht mehr, aber unter der kristallinen Oberfläche pulsierte ein träger Wirbel aus Farben. Normalerweise hätte sie Santino gefragt, was das zu bedeuten hatte. Aber das war nun keine Option mehr.
    Der Magier hatte sie betrogen. Er würde die Konsequenzen tragen müssen. Die Wunde in ihrem Herzen reichte tief und verlangte nach Genugtuung.
    »Aber das ist die Königslinie der Tuatha Avalâín«, keuchte Amalia. Verwirrung trat in ihren Blick. »Die Zeremonie ist ausgefallen. Was … warum habt Ihr das Siegel?«
    Romantische Liebe.
Nessas Barthaare zuckten.
Die Hitze des Augenblicks.
    »Äh, es geschah in der Hitze des Augenblicks«, stotterte Marielle, noch während die Erkenntnis in ihr einsickerte, dass die Gouvernante die Kristallrune für Newans Siegel hielt. Was für ein Glück. »Romantische Liebe. Kennst du das nicht?«
    Amalia blinzelte verdattert. Mit einem Ruck befreite Marielle ihre Hand.
    »Bis später!« Sie schoss aus der Tür.
    »Aber das Kleid«, hallte es ihr nach. »Eure Haare!«
    Die Purpurkatze lief neben ihr her.
    Hör auf zu rennen, Hoheit,
belehrte sie Nessa, als sie den Innenhof erreichten, der den Westflügel des Tíraphal mit den öffentlichen Palasttrakten verband.
Wir sind jetzt außer Gefahr.
    Beratungen in kleiner Runde hielt Eoghan gewöhnlich im Fairnhain-Salon ab, einem kreisförmigen Zimmer im östlichsten Turm des Tíraphal, das durch die hohen, silbergerahmten Fenster einen atemberaubenden Ausblick über die Stadt, die Wasserterrassen und den Nebelsee gewährte.
    »Warum lässt er nicht endlich ein Tor errichten«, murmelte Marielle, »das direkt nach oben führt?«
    Nessa krallte sich in den Schultern ihres Shirts fest und ließ sich die endlose Spirale aus Stufen treppauf tragen. Keuchend blieb Marielle auf dem Zugang zum Audienzsaal stehen, der ein Geschoss unter dem Fairnhain-Salon lag. Die weißen Vorhänge vor den Fenstern waren zurückgezogen, die Fensterläden weit geöffnet. Eine angenehm frische Brise durchwehte den Raum. Gesprächsfetzen und Lachen mischten sich in das Murmeln der Wasserfontäne im Zentrum der Rotunde.
    »Was für eine Überraschung.« Graf Felím löste sich aus einer Balkonnische. Ihr drängte sich das Bild eines dunklen Schattens auf, der sich vors

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