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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Lieblingsthema, seit sein Abschleppdienst nicht mehr so lief. Vielleicht hatte Dad auch die Cops vorfahren sehen und sich aus dem Haus geschlichen, damit Mom sie abwimmelte. So oder so, er war nicht da. Ein Segen. Jetzt mussten nur Roosevelt und Flanders noch verschwinden.
    In der Küche hockten zu seiner Überraschung zwei weitere Polizisten. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Wieso kamen die zu viert für ein paar Fragen? Oder hatten die einen Durchsuchungsbefehl wegen Pat, und sollten das Haus auf den Kopf stellen?
    »Mr O’Neill, wo waren Sie gestern Nacht?« Flanders schob ihn zu einem Stuhl und setzte sich ihm gegenüber. »Ihre Mutter hatte schon Angst, Ihnen wäre etwas zugestoßen.«
    »Geht’s um Pat?«, fragte Ken.
    »Diesmal geht es um Sie.« Roosevelt, der sich in der Schule freundlich gegeben hatte, fast väterlich, ließ sich neben Flanders nieder. »In welcher Beziehung stehen Sie zu Donald White?«
    »Nie gehört, den Namen.« Das entsprach sogar der Wahrheit. Er entspannte sich ein wenig. Wenn das alles war?
    »Wie erklären Sie es sich dann, dass Mr White mit einer Schädelfraktur und zwei Schussverletzungen im Krankenhaus liegt, und Spuren Ihrer DNA auf seiner Waffe gefunden wurden?«
    »Was?«
    »Außerdem lag Ihr Rucksack am Tatort. Mein lieber Junge«, die Anrede klang spöttisch aus Roosevelts Mund, »Sie stecken knietief in der Scheiße, und sie wird Ihnen bald bis zum Hals reichen, wenn Sie nicht mit uns zusammenarbeiten. Wir wissen, dass White einer von McKinneys Schlägern ist. Wir wissen auch, dass er zusammen mit Ihrem Bruder jede Menge Leute krankenhausreif geschlagen hat, die uns erzählen, sie seien die Treppe runtergefallen.«
    »Keine Ahnung, was mit diesem White passiert ist.« Meinten die vielleicht Hakennase? Ken fühlte sich seltsam losgelöst von seinem Körper, die Fingerspitzen kalt. Das musste alles ein schlechter Scherz sein. Drei Steinwürfe entfernt verblutete sein leiblicher Vater, und gleichzeitig ging ihm das Mädchen seines Lebens durch die Lappen, weil ihn diese Cops festhielten, nachdem Hakennase ein einziges Mal die Quittung für seine Taten bekommen hatte? Grundgütiger, die Welt war nicht gerecht.
    »Wir können dich wegen Verdachts auf schwere Körperverletzung in Haft nehmen,« übergangslos wechselte Flanders zu einer vertraulicheren Anrede, »oder du überzeugst uns, dass es Notwehr war. Also komm schon, erzähl’s mir. Was ist passiert?«
    Sie wussten, dass er im Depot gewesen war. Sie hatten seinen Rucksack gefunden. Himmel, sie hatten sein Blut auf Hakennases Pistole.
    »Sie haben mir aufgelauert«, murmelte er. »Pats Freunde. Sie dachten, ich hätte Ihnen irgendwas Interessantes erzählt.«
    »Ich denke eher, du hast uns was Interessantes verschwiegen«, warf Roosevelt ein.
    »Aber ich weiß nichts, okay? Ich weiß, dass Pat Dinger für McKinney am Laufen hat, aber damit habe ich nichts zu tun. Er erzählt mir nichts, und seine Gang dachte, ich hätte ihn verpfiffen. Denken Sie, die würden mir was anvertrauen?«
    »Ken –«, begann Claire.
    »Schon gut, Mom.« Er sah zu ihr hoch. »Alle wissen, dass Pat für McKinney arbeitet. Jeder Raufbold hier in der Gegend arbeitet für McKinney.« Sein Blick zuckte zurück zu Flanders und Roosevelt. Die anderen beiden Cops hörten nur zu. »Wieso besuchen Sie den nicht mal? Da werden Sie bestimmt fündig.«
    »Ich denke, du lügst uns an.« Flanders nahm einen Schluck aus seinem Kaffeebecher. Dem rot-blauen mit der Thylenol-Werbung drauf, der aus der Zeit stammte, als Mom halbtags bei CVS an der Kasse gearbeitet hatte. »Die beiden Kugeln, die die Ärzte aus Mr White herausgeholt haben, stammen aus einer Pistole, von der wir glauben, dass Sie damit auf ihn geschossen haben. Zur Körperverletzung käme also noch der Besitz einer unregistrierten Schusswaffe.«
    »Die Typen haben mich zusammengeschlagen. Dann gab’s eine Schießerei, keine Ahnung, warum. Ich bin abgehauen, ich hatte Angst, mir eine Kugel einzufangen. Ich hab nicht mal gesehen, wer auf sie geschossen hat.«
    Die beiden wechselten einen Blick. »Wir nehmen ihn mit«, sagte Flanders.
    »Ehrlich –« Er hob die Hände, die Panik ein Würgen in seiner Kehle. »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    »Wir führen ihn dem Haftrichter vor.« Flanders stieß sich von seinem Stuhl hoch. »Kommst du freiwillig mit? Oder willst du die harte Tour?«
    Roosevelt blockierte die Tür, bevor Ken aufgestanden war. Keine Chance,

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