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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Antwort.
    Gemeinsam schleppten sie sich zum Hauptportal.
    Dann waren sie am Ausgang und wankten ins Freie. Unter Kens Füßen löste sich ein großes Stück der Treppenstufe und ließ ihn stolpern. Mit einem Fluch kämpfte er ums Gleichgewicht. Sein Blick sog sich an dem Netz aus Rissen fest, die die Betonschwellen durchzogen wie Spinnweben. Die waren letztes Jahr auch noch nicht da gewesen. Mussten sich über den Winter gebildet haben, und er hatte nicht darauf geachtet, seit der Schnee geschmolzen war.
    Vom Detroit River her dröhnte lang anhaltend ein Schiffshorn. Merkwürdig, wie weit der Wind heute Abend trug. Die Stufen gaben erneut unter seinem Gewicht nach und diesmal löste sich eine ganze Lawine. Der Beton zerfiel buchstäblich zu Staub. Ken rutschte und fiel auf ein Knie. Santino fing den eigenen Sturz mit beiden Händen ab, doch ein Keuchen drang ihm über die Lippen.
    »Verzeihung«, brachte Ken hervor.
    Er starrte auf die schwarzen und grauen Strünke, die aus dem Schutt hervorragten. Sie sahen aus wie verbrannte Brombeerranken und verästelten sich an den Spitzen zu einem feinen Gewebe, in dem noch Schuttklumpen hingen. Eine der Ranken krümmte sich armdick die Stufen hinauf und wuchs an den korinthischen Doppelsäulen empor. Ken legte den Kopf in den Nacken, um zu sehen, wo sie endete. Ihm stockte der Atem.
    Das
konnte er doch unmöglich übersehen haben.
    Es gab nur eine Erklärung. Einer von Hakennases Hieben hatte ihm das Gehirn erschüttert. Er blinzelte ein paar Mal, doch das Bild veränderte sich nicht.
    Ab Schulterhöhe verästelte sich der Stamm zu einem gewaltigen Rankengebilde, das fast den ganzen Stufenbau bedeckte, die Säulen im Würgegriff hielt und selbst die Fenster schon zu überwuchern begann. Aus den aschfarbenen Zweigen sprossen einzelne Blüten, jede größer als seine Hand, die in sattem, von Adern durchzogenem Purpur leuchteten.
    Und als er genauer hinsah, entdeckte er die Überreste einer Taube, von einer Blüte umschlossen wie von einem Kokon. Nur der Kopf ragte heraus, und ein Teil ihres Flügels, beides so grau wie die albtraumhaften Zweige.
    In den Sträuchern unten im Park brach ein Mini-Tornado aus. Fauchen drang aus dem Unterholz, ein zorniges, lang gezogenes Miauen. Einen Herzschlag später schoss eine Katze zwischen den Zweigen hervor. Dicht hinter ihr barsten zwei Hunde durch die Büsche. Riesige Bestien waren das, wolfsgroß und hässlich, deren Anblick ihm die Nackenhaare aufrichtete, obwohl er sich vor Hunden normalerweise nicht fürchtete.
    Ohrenbetäubend laut krachte ein Schuss. Er fuhr zusammen und stolperte zurück.
Hakennase
. Das war alles, was er denken konnte. Hakennase musste eine Reservewaffe versteckt haben. Sie hatten ihn nicht durchsucht, und jetzt würde er sie kaltmachen.
    Dann erkannte er, dass es gar nicht Hakennase war. Einer der Hunde brach zusammen und sank als dunkle Masse ins Gras. Santino hielt mit ausgestreckten Armen seine Beretta und zielte auf das zweite Untier, das in weitem Bogen auf sie zuhetzte. Fassungslos starrte Ken ihn an. Hatte der Kerl den Verstand verloren? Sie hatten schon genug Ärger, auch ohne dass er auf streunende Köter feuerte. Die Schüsse waren meilenweit zu hören!
    »Hey!«, brüllte er. »Hören Sie auf damit!«
    Santino drückte ab, ein überlautes Klicken, der Hammer schlug auf die leere Kammer. Mit einem Fluch ließ er die Waffe fallen und zog das Schwert aus der Scheide, ein Geräusch wie reißende Seide.
    Der Hund war nun so nahe, dass Ken die Pupillen erkennen konnte, gelb glitzernde Bosheit unter hervorspringenden Knochenwülsten. Fingerlange Reißzähne blitzten unter den Lefzen, das Nackenfell sträubte sich wie bei einer Hyäne. Hölle noch mal, was für ein Monstrum! Den hatte er noch nie in der Nachbarschaft gesehen.
    Ihm blieb fast das Herz stehen, als die Kreatur sich mit einem Sprung vom Boden löste, Santino gegen die Brust prallte und ihn von den Füßen riss. Knurrend und geifernd schnappte sie nach seiner Kehle. Santino hatte sein Schwert verloren und rang mit dem Vieh. Plötzlich war Ken sich nicht mehr sicher, ob das ein Hund war, oder doch ein Wolf? Und falls ja, was hatte ein Wolf in Detroit zu suchen?
    Santinos Schrei pflanzte die schreckliche Vision in seinen Kopf, wie gebogene Reißzähne den Mann zerfleischten. Der Impuls wegzulaufen, überwältigte ihn fast. Fliehen, solange das Monstrum mit Santino beschäftigt war, zurück ins Depot und hoch in den Unterschlupf. Kein Wolf konnte

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