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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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zusätzliche Öffnung sofort in sich zusammenbricht.«
    »Aber Rupertin ist verschwunden! Also muss das Portal aus der Buchseite funktioniert haben.«
    »Diese Art von Toren sind anders. Es sind Relikte. Kein Mensch weiß heute noch, wie sie erschaffen werden.« Er warf Ken einen Blick zu. »Wo hattest du sie her?«
    »Ich habe sie in unserem Haus gefunden.« Sein Blick flackerte. »Es war verlassen. Durchs Dach wuchsen Bäume. Im Wohnzimmer lag ein Buch, die Hälfte der Seiten herausgerissen. Ich habe zwei eingesteckt, ich weiß auch nicht, warum. Es ist das gleiche Buch wie das, was ich vor ein paar Tagen im Roosevelt Warehouse gefunden hatte, nur dass das andere«, er lachte hilflos, »nicht magisch war. Glaube ich jedenfalls.«
    Schade, dass er nur zwei genommen hat.
Nessas Fell schimmerte gelblich.
    »Und dort gibt es noch mehr? Wo steht dieses Haus?«
    »Nicht weit von hier.« Ken deutete mit dem Arm in die Nacht. »Nur über die Wiese und die Straße hinunter.«
    Während sie durchs kniehohe Gras liefen, hoffte Santino, dass sich dieser Strohhalm, nach dem sie fassten, nicht abermals als Sackgasse erwies. Denn wie wahrscheinlich war es, dass in einer Hausruine mitten in dieser trostlosen Dämmerschatten-Welt ein Schatz lag, für den jeder Zirkelmeister seine rechte Hand gegeben hätte und drei Königreiche obendrein? Und nichts anderes war dieses Buch, wenn es stimmte, was Ken behauptete, wenn es wirklich angefüllt war mit Seiten, die Portale in Hunderte vergessener Welten öffneten. Mehr noch, jedes Kind konnte diese Tore öffnen. Und sie versagten nicht, selbst wenn das Gewebe um sie herum sich auflöste.
    Immerhin hatten sich die beiden Buchseiten, mit denen sie zuerst die Ojibwe-Indianer und dann Rupertin bezahlt hatten, als echt erwiesen. Wenn sich nur eine einzige weitere der magischen Seiten zwischen den Buchdeckeln befand, waren sie gerettet.
    Der Wind raschelte und wisperte und blies die Grashalme gegeneinander. Das Heulen der Bestien war zu einem stetigen Orkan geworden, der auf- und abschwoll und immer näher rückte. Die Spalthunde schwärmten über die Stadt aus. Und mitten unter ihnen jagte ein Monstrum, das mit jedem Biss Stücke aus dem Weltengewebe fetzte.
    Als sie die Straße erreichten, schoss eine ganze Kolonne von Autos vorbei. Fünf Wagen waren es, angeführt von einem Jeep mit überdimensionierten Rädern. Musik dröhnte aus den Lautsprechern und übertönte das Hundegeheul. Mit einer Handbewegung brachte Santino sie alle zum Stehen und wartete, bis nur noch die Rücklichter zu sehen waren.
    Sie setzten sich wieder in Bewegung, doch erstarrten erneut, als kaum hundert Meter entfernt der Jeep abrupt bremste. Der zweite Wagen krachte ihm ins Heck, die letzten drei Autos kamen schleudernd zum Stehen.
    Wie Schatten lösten die Spalthunde sich aus dem Gras. Schwarz gegen den tiefblauen Nachthimmel jagten sie auf die Wagen zu. Immer mehr wurden es, eine schwarze Flut.
    »Zurück!«, murmelte Santino. »Bevor sie uns wittern.«
    »Aber unser Haus ist gleich dort drüben«, wandte Ken ein. »Ich renne hinein und schnappe mir das Buch und dann …«
    Sie zerreißen uns, bevor wir einen Fuß ins Innere setzen.
    Santino zögerte. Im Korb wuselten die Kätzchen durcheinander. Er wechselte den Arm und verfluchte im Stillen, dass sie sie gefunden hatten. Unbegreiflich, wie so kleine Wesen sich so schwer machen konnten. Das Buch lag zum Greifen nah, aber wenn die Hunde über sie herfielen, war das ihr Ende. Zu viele von den Bestien hatten sich an den Wagen zusammengerottet, und diese Wiese war offenes Gelände. Wenn sie sie einkreisten, bedeutete das das Ende.
    Marielle verzog den Mund. »Ich habe eine bessere Idee. Wir gehen zur Festung. Dort sind wir in Sicherheit.«
    Ein paar Hunde hoben die Köpfe von ihrem Festmahl und nahmen Witterung auf. Ein dünnes Heulen stieg in die Nacht empor.
    Nein, das Risiko war es nicht wert. Höchste Zeit, den Rückzug anzutreten.
    »Los!«, flüsterte Santino. »Weg hier.«
    Gebückt rannten sie auf ihren eigenen Spuren zurück, durch das hohe Gras, bis sie die Mitte der Wiese erreichten. Die Bestien folgten ihnen nicht, sondern wandten sich erneut ihrer Beute zu. Seltsame Ironie der Gerechtigkeit, dass Tad Grünauge und seine Räuber nun noch schlimmeren Raubtieren zum Opfer fielen.
    »Zur Festung«, drängte Marielle.
    »Das Domizil deines geheimnisvollen Freundes?« Er starrte hinüber zur Straße, noch immer nicht sicher, ob sie wirklich unbemerkt geblieben

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