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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Würde Graf Schomul zwar regieren, aber den Menschen ihr Blut lassen? Oder waren seine Versprechungen Lügen? Die Zeit würde es zeigen. Lediglich ihr Odeur, das von ihrer Oberlippe ausströmte, lenkte sie ein wenig ab.
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    So kam es, dass Valkenhorst - das Land der Vampire - über das Reich Ingrimm nach langer Zeit des Lauerns triumphierte. König Wor brauchte einige Wochen, um sich so weit zu erholen, dass er in der Lage war, sein Heer in die Schlacht zu führen. Die Angriffe aus dem Westen und Norden konnten abgewehrt werden. Wor blieb auf dem Thron. Graf Schomul forderte jedoch bei jeglicher Entscheidung hinzugezogen zu werden. Sein Wort stand über allem! Den obersten Priester Jahl saugte der Graf eigenhändig bis auf den letzten Tropfen Blut aus. Er kehrte mit der Purpurnen Schriftrolle auf die Wolfsburg zurück. Niemand bekam sie mehr zu Gesicht und sowohl das Volk von Ingrimm als auch von Valkenhorst fragte sich, ob er sie versteckt oder vernichtet hatte. Aber es kam der Tag, an dem auch dieses Geheimnis gelüftet wurde...
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    „König Wor ist wohlbehalten nach Tide zurückgekehrt.“ Rote Flecken übersäten das Gesicht des gehetzten Dieners, als er Loreena im Musikzimmer die frohe Botschaft kundtat. „Er erwartet Euch im Saal.“
    „Im Saal?“ Loreena schaute ihn ungläubig von der Harfe aus an. „Wünscht er denn nicht zu ruhen nach der anstrengenden Reise und den Strapazen auf dem Schlachtfeld?“
    Sie erntete Verwirrung. Eine Frage hatte er offensichtlich nicht erwartet.
    „Der König feiert mit seinem Gefolge den Triumph.“ Hechelnd verbeugte er sich und verschwand eilig aus dem Musikzimmer.
    Als Wor vor Wochen aufgebrochen war, hatte sich sein Gesundheitszustand gebessert. Eine vollständige Genesung konnten die Ärzte jedoch nicht feststellen.
    „Vielleicht reicht Schomuls Biss nicht oder er hat uns getäuscht“, hatte sie zu ihrem Vater gesagt, während dieser sich trotz Schwindel und Schweißausbrüche in eine Rüstung zwängte.
    Wor wankte unter dem Gewicht, konnte er sich doch ohne Rüstung schon kaum auf den Beinen halten. „Ich vertraue ihm. Was bleibt mir anderes übrig?“
    „Wenn du eine Torheit nicht begehen darfst, dann ist es die, einem Vampir zu vertrauen. Gerade Schomul ist ein hervorragender Meister der Verführung.“ Besorgt schaute sie ihren Vater von der Seite an und hoffte, dass er ihre hochroten Wangen nicht bemerkte, weil sie sich an die Anzüglichkeiten des Grafen erinnerte. Sie stützte ihn, indem sie einen Arm um seine Hüfte legte.
    Er hob keuchend sein Langschwert und steckte es in den Schaft. „ Nur weil ich schleichend zum Vampir werde, heißt es nicht, dass ich mich ihm unterwerfe.“
    „Du hast etwas vor.“ Sie hielt seinen Arm fest und zwang ihn dadurch, sie anzusehen.
    „Hast du geglaubt, ich gebe auf? Hast du im Ernst erwartet, ich liefere mich ohne Gegenwehr dem Wohlwollen dieses Bastards aus?“
    „Vater, das ist gefährlich! Du könntest dich und das Reich vernichten.“
    „Schlimmer kann es nicht werden. Ich regiere von Tide aus! Kein Herrscher eines fremden Landes wird dies ändern oder meine Befehlsgewalt einschränken, erst recht kein Vampir.“
    „Du hast dein Wort gegeben.“
    Er riss sich von Loreenas Umklammerung los und wankte zum Ausgang. „Sollte ich vom Schlachtfeld zurückkehren, werden wir weitersehen.“
    „Du hast behauptet, Schomul zu vertrauen.“
    „Ich sagte, dass mir nichts anderes übrig bleibt. In Wirklichkeit traut er mir so wenig wie ich ihm. Also, halte Augen und Ohren offen, während ich fort bin, Loreena.“
    Besorgt blickte sie ihm nach, als er die Treppe hinunterging, immer wieder anhalten musste und sich an der Wand abstützte. Würde er die Stufen hinabpoltern und sich das Genick brechen - oder das Schlachtfeld sein Grab werden? Würde Graf Schomul Wors Pläne frühzeitig durchkreuzen?
    Loreena hatte ihrem Vater und dem Heer nachgeschaut und zutiefst bereut, nicht „Lebe wohl“ über die Lippen gebracht zu haben. Heute war ihr Vater nach Küstenmark zurückgekehrt und feierte bereits den Sieg.
    „Das ist ein gutes Zeichen“, dachte sie und strich sich durch die offenen Haare. „Offensichtlich geht es ihm besser.“
    Wie ein Schlag traf Loreena die Erkenntnis, dass sie ihren Vater als Mensch hatte fortreiten sehen und als Vampir willkommen heißen würde. Sie erschauderte.
    Sie erhob sich, ließ ihre Harfe stehen, raffte die Röcke ihres violetten Wollkleids und lief die Stufen hinab. Wor war ihr Vater,

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