Purpurfalter
Schultern.
„Weshalb ist seine Tür nicht verschlossen?“ Lomas hielt seine Stimme gedämpft. „Könnte eine Falle sein.“
Sie deutete zur Treppe. „Keine Wachen. Die Delegation Valkenhorsts kann unmöglich so viel Vertrauen haben.“
Verächtlich blinzelte Artin sie an. „Ihr solltet Euch mehr um König Wor kümmern. Mir scheint, Ihr geht neuerdings getrennte Wege.“
„Was hat das mit…“
„Dann wüsstet Ihr“, unterbrach Artin sie, „dass er und der Graf eine Absprache getroffen haben, die beinhaltet, dass weder auf der Wolfsburg noch auf der Festung Tide, weder im Trakt der Abgesandten von Valkenhorst noch der Ingrimms Wachen postiert werden, um Vertrauen aufzubauen.“ Kopfschüttelnd trat er in das Gemach und öffnete den Schrank, um ihn nach der Purpurnen Schriftrolle zu durchsuchen.
Lomas steckte seiner Schwester eine sandfarbene Haarsträhne hinters Ohr. „Ohne dieses Abkommen wäre unser Plan unmöglich gewesen. Valkenhorst hätte eigene Wachen gewählt, die wir nicht unbemerkt hätten ausschalten können.“
„Dann weiß unser Vater von dem Vorhaben?“, fragte sie erstaunt. Doch ihr Bruder war längst ins Zimmer gegangen und durchwühlte den Schreibtisch.
Unschlüssig stand sie im Türrahmen. Sollte sie dort bleiben und wachen? Unsinn. Die versteckten Männer im Korridor erledigten diese Aufgaben bereits. Sie entschied, sich ebenfalls auf die Suche nach der Schriftrolle zu machen.
„Welch eine Überraschung!“, donnerte eine Männerstimme hinter ihr.
Erschrocken fuhr Loreena zusammen. Wie gelähmt blieb sie mit dem Rücken zu ihm stehen, ihm, Schomul, dessen kalte Stimme sie jedes Mal erschütterte und gleichsam Furcht und Lust auslöste. Aus dem Augenwinkel sah sie Lomas und Artin wie Mäuschen huschen. Ihr Bruder kauerte sich unter den Schreibtisch, während der Lockenkopf sich hinter den Schrank mit dem Rücken an die Wand presste.
Loreena wagte nicht, sich zu bewegen. Sie fühlte, wie ihre Leidenschaft erwachte, als der Graf an ihren Rücken herantrat. Opiumduft hüllte sie ein. Ihr Schoß pochte sehnsüchtig und ihre Brustwarzen stießen hart gegen ihr Oberteil. Sie war dankbar über die Finsternis im Raum, denn sie spürte, dass Hitze in ihre Wangen stieg. Sie konnte sich unmöglich zu ihm umdrehen. Vampire waren in der Lage im Dunkeln zu sehen. Sie wollte sich nicht die Blöße geben, dass er ihr die Lust ansah. Weshalb fühlte sie sich nur von einem Vampir angezogen, der sie nahm, wann und wie es ihm beliebte? Was würde geschehen, wenn er in dieser Situation über sie herfiel? Lomas würde ihm an die Kehle springen. Alles wäre aus. Für Lomas. Für Loreena. Für Ingrimm.
Um ihn gegebenenfalls abwehren zu können, drehte sie sich trotz ihrer Schamesröte zu ihm um. Sein harter Blick bestürzte sie. Da war nichts von einer Anzüglichkeit. Sie wich rückwärts aus. Der Graf folgte ihr. Er drängte sie zum Fenster, bis sie gegen den Schreibtisch stieß. Ohne eine Miene zu verziehen, stützte er seine Hände neben ihren Hüften auf der Tischplatte auf. Sie lehnte sich nach hinten, um seinem Mund auszuweichen. Lomas! Er kauerte unter dem Schreibtisch. Loreena musste den Grafen von dort weglocken, damit ihr Bruder fliehen konnte. Fieberhaft suchte sie nach einer Begründung, um ihn in die andere Ecke des Raumes zu locken. Da sah sie Artin! Langsam schlich er hinter dem Schrank hervor. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Das Licht vom Hof strahlte seine blonde Lockenpracht an. Sie leuchtete in der Finsternis. Zitternd wie Espenlaub arbeitete er sich vorsichtig Schritt für Schritt auf den Ausgang zu. Nur langsam kam er vorwärst, da er auch nur das kleinste Geräusch vermeiden wollte. Loreena musste den Grafen in ein Gespräch verwickeln und ihn ablenken. Schomul bemerkte, dass sie hinter ihn schaute. Er runzelte die Stirn und wollte sich umdrehen. Er nahm bereits eine Hand von der Tischplatte.
„Es tut mir Leid, Euch geweckt zu haben“, sagte Loreena etwas zu forsch. Sie hielt für einen Augenblick die Luft an.
Schomul blinzelte. „Ihr habt mich doch gar nicht schlafend vorgefunden.“
„Ich meinte... nun...“, stammelte sie verlegen. Unruhig blickte sie zum Ausgang. Artin huschte in den Korridor hinaus.
Da flog der Graf herum. „Was schaut Ihr immer wieder zur Tür?“
Sie zuckte mit den Achseln. Hatte er den Blondschopf noch gesehen? Hoffentlich ging Schomul nicht in den Gang hinaus, weil er etwas gesehen hatte oder vermutete.
Aber er wandte sich
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