Purpurfalter
dies ein Zeichen nicht zum Ball zu gehen, Loreena?“
Loreena blinzelte in die Dunkelheit des Korridors hinein. Mit Hilfe ihres Stocks tastete sich Gamtam ihren Weg vorwärts. „Fast hätte ich dich nicht erkannt. Du riechst anders. Nur deine Stimme hat dich verraten.“
Loreena ging auf sie zu. Zärtlich streichelte sie über das schwarze Haar mit den Silbersträhnen und schaute durch ein Fenster hinaus in den unheimlich wirkenden Innenhof. „Ich trage Rosenwasser.“
„Du solltest längst auf dem Ball sein.“
„Wer geht schon gerne freiwillig zum eigenen Schafott?“
„Schafott?“ Gamtam runzelte die Stirn.
Ihre milchigen Augen schauten in Richtung des Saales und Loreena schien es fast so, als könnte die Köchin sehen. „Etwas Schreckliches wird passieren.“
„Natürlich! Ingrimm beugt sich Valkenhorst.“
Loreena wischte sich mit dem Handrücken Schweißtropfen fort, die sich über der Oberlippe gesammelt hatten.
„Wird das Reich die Niederlage anerkennen?“
Sie war drauf und dran den Geheimbund zu erwähnen, weil sie der Köchin blind vertraute. Aber sie entschied sich dagegen. Gamtam sollte nicht mit hineingezogen werden.
„Du vermutest, es wird einen Aufstand heute Nacht geben?“ Besorgt legte die Köchin eine Hand auf Loreenas Arm.
„Bisher ist noch immer irgendetwas geschehen. Jemand begehrt immer auf.“
Gamtam lachte leise. „Und das warst meistens du.“
Schmunzelnd umarmte Loreena sie. „Du meinst, wenn ich mich zurückhalte geschieht auch nichts Schlimmes?“
„Es brodelt in allen Lagern“, erwiderte die Köchin plötzlich ernst. „Heute Nacht ist äußerste Vorsicht geboten.“
Loreena löste die Umarmung. Seufzend blickte sie zum Festsaal hinüber. Ein Diener hetzte über den Hof. Als er in den Korridor trat, bemerkte er die zwei Frauen nicht einmal, sondern hastete zur Vorratskammer. Wenig später lief er mit einem Stück gepökelten Schinken zum Bankett zurück.
„Du solltest langsam hinübergehen. König Wor wartet bereits auf dich.“
„Das bezweifele ich.“ Loreena schüttelte das Haupt. Amorgene hatte ihren Vater fest im Griff. Sie ließ ihn seine menschliche Herkunft und auch seine Aufgabe als Monarch vergessen.
„Fürchtest du Graf Schomul?“
Loreena sah Gamtam erstaunt an. „Niemals!“
Die Köchin feixte: „Ich meinte nicht die Waffen des Vampirs, sondern die des Mannes.“
Loreena hielt die Luft an, um sie dann geräuschvoll auszustoßen.
„Erinnerst du dich? Man munkelte, er würde unser Volk meinetwegen nicht zur Ader lassen. Nun, egal ob dieses Gerücht wahr ist oder nicht - jetzt fühlt er sich offensichtlich zu dieser Vampirin hingezogen.“
„Schlechte Kunde für Ingrimm. Schlecht auch für dich, wo du ihn doch anziehend findest.“
„Gamtam!“ Empört über die Offenheit der Köchin stemmte Loreena die Hände in die Hüften. „Ich finde ihn abstoßend.“
„Mir brauchst du nichts vorzuspielen. Doch ich hörte auch von einem anderen Vampir, der beim Fest auf der Wolfsburg mit dir tanzte.“
„Dieses Getratsche geht mir auf die Nerven.“
„Du magst ihn? Oder dies nur eine weitere Provokation, um den Grafen zu reizen?“
„Mogall forderte mich auf.“
„Ein Vampir bittet einen Menschen zum Tanz? Höchst ungewöhnlich. Er scheint dich sehr zu mögen.“
„Mogall?“
Gamtam nickte. „Böses Blut unter den Vampiren mag ein Vorteil für die Menschheit sein. Aber es birgt auch Gefahr.“
„Wovon sprichst du? Ich hatte keinen Plan, als ich zum Tanz einwilligte.“
„Eifersucht.“
„Wie bitte?“
„Eifersucht könnte einen Keil zwischen die Vampire schlagen und sie schwächen. Nun, da Lomas zurückgekehrt ist, ist das Volk voller Hoffnung. Sobald Lomas wieder vollends bei Kräften ist, erwarten die Menschen große Taten von ihm. Die von dir erzeugte Eifersucht könnte ein Angriffspunkt für ihn sein. Gemeinsam schlagt ihr Valkenhorst.“
„Du solltest ins Heer aufgenommen werden“, erwiderte Loreena bissig. „In dir ist ein Stratege verborgen.“
„Es tut mit Leid, wenn ich dir zu nah getreten bin.“
„Ist schon gut.“ Erneut wischte Loreena den Schweiß fort. „Du kennst mich besser, als ich mich selbst. Weißt du noch - unser Gespräch vor der Reise nach Frostlande? Du sagtest, in mir schlummert Stärke.“ Als Gamtam nickte, fuhr sie fort: „Du hattest Recht. Ich habe sie gefunden. Aber was hat es mir gebracht? Ärger und Schmach.“
„Du hast dir den Respekt hart erkämpft.“
„Alles hat sich
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